Es lebe die Poesie! Junge Lyrik am Katherl
reim drauf, vers drüber
vertreibt kummer und sorgen
und wenn du nicht gestorben bist
dann dichtest du noch morgen
Diese humorvollen Verse stammen aus einem Gedicht von Nina Streitenberger, einer der aktivsten Autorinnen des Poesieteams am Katharinen-Gymnasium. Am „Abend der Poesie“ im Mai des vergangenen Jahres traten die schreibbegeisterten Jugendlichen mit ihren Texten erstmals an die Öffentlichkeit – und sie wurden groß gefeiert, der Donaukurier berichtete voller Erstaunen über die „wundervolle Wucht der Lyrik“, die in diesen intensiven Stunden in der Aula der Schule spürbar war.
Mittlerweile ist über ein Jahr vergangen und viel ist passiert. Für den 18. März war der zweite „Abend der Poesie“ geplant, alles war vorbereitet, der neue Gedichtband mit fast 250 Seiten im Druck, alle waren aufgeregt, über 40 Schülerinnen und Schüler bereiteten ihren Vortrag gewissenhaft vor – und dann …
Nun war da aber so viel poetische Energie, die angesichts des Lockdowns zu verpuffen drohte. So kam dem Team um ihren Lehrer Michael Ernest spontan die Idee, eine weitere Anthologie von Gedichten zusammenzustellen, die den jungen Leuten in der erzwungenen Zeit zu Hause in den Sinn kommen. Das Projekt „PoesieVirus“ war geboren, eine erste Gedichtsammlung wurde schon nach wenigen Wochen online gestellt (im Netz zu finden unter www.poesievirus.wordpress.com). Und am Ende der knapp drei Monate in den eigenen vier Wänden stand dann schließlich ein zweiter Lyrikband, die „Corona Edition“, genau 200 Seiten dick, junge, aufregende Poesie in allen Farben und Tönen – Dunkles steht neben Freudigem, mal ist´s lustig, mal kritisch, satirisch oder zärtlich, es geht um Wut und Liebe, Sehnsucht und Freiheit, Jungsein, Ängste, Hoffnung und so vieles mehr, eben um das ganze pralle Leben, so wie es ist, aber auch wie es sein könnte. Langweilig ist´s jedenfalls an keiner Stelle, im Gegenteil. Der Großteil der Autorinnen und Autoren ist 16 Jahre und älter, allerdings finden sich auch Texte aus der 5. und 6. Jahrgangsstufe wie das wundervolle „Corona Püree“ von Ben Richter, das wie folgt schließt: „Eigentlich wollt ich jetzt Schluss machen/Doch da muss ich auf einmal ganz laut lachen/Corona hat uns zwar im Griff/Doch trotzdem hab ich noch Pfiff“. Die Pandemie war der Impuls für dieses Buch, aber nur ein kleinerer Teil der Gedichte hat diese ausdrücklich zum Inhalt. Das Team selbst versteht sein neues Werk als eine Feier der Fantasie und der Kreativität und möchte gerade in Zeiten der Bedrohung ein positives und optimistisches Signal senden.
Zu erwerben ist die „Corona Edition“ in der bekannten Ingolstädter Buchhandlung Stiebert (Altstadt, Schrannenstraße 10). Am 5. September treten drei der begabten Schülerinnen – Laura Benic, Clara Drechsler und die eingangs zitierte Nina Streitenberger – zusammen mit ihrem Lehrer im Rahmen einer Abendlesung in Kelheim auf („Lyrikliebe“, Dachgarten der Carida, Beginn: 19 Uhr – Infos dazu stehen rechtzeitig im Netz), außerdem soll der ja ausgefallene „Abend der Poesie“ zu Beginn des nächsten Schuljahres nachgeholt werden. Gedichte des Poesieteams kann man zudem auf der neu eingerichteten privaten Website www.jungepoesie.de finden. (Michael Ernest)
Und hier noch zwei Kostproben:
Elfe
der Himmel schenkt mir eine Elfe
danke sehr, sie ist so schön
sie tanzt im Wald und malt die Bäume
sammelt Blumen, Blätter, Träume
und der Frühling blüht in ihrer Seele
während ich die Tage zähle
bis wir uns wiedersehen
und dann
verirren wir uns im Grün
und träumen von fernen Welten
in denen es Elfen gibt
Anna Lebedew
es ist liebe
es ist einfach zu lieben
aber schwer zu vergessen
es ist einfach sich fallen zu lassen
aber schwer wieder aufzustehen
es ist einfach dich zu lieben
aber schwer dich zu vergessen
es ist unmöglich dich zu vergessen
es ist unmöglich dich nicht zu lieben
es ist unmöglich nicht weiter auf dich zu warten
es ist liebe
Laura Benic