Aufbruchstimmung ohne Aufgeregtheit – Besuch bei Petra Kleine
Draußen wie drinnen herrscht eine sonnige Stimmung. Petra Kleine ist frisch gebackene dritte Bürgermeisterin der Stadt Ingolstadt und momentan – noch – im Büro ihres Vorgängers Sepp Mißlbeck im Alten Rathaus „beheimatet“ (ein hausinterner Umzug steht demnächst an). Der Blick geht hinüber zur Moritzkirche. „Das ist fast wie in Italien,“ schwärmt sie, „und dieses Haus hat eine unglaubliche Ruhe.“ Doch nicht nur das Gebäude begeistert sie. Schließlich sind es die Menschen, die zu einer guten Arbeitsatmosphäre beitragen und da ist sie voll des Lobes: „Wir haben eine motivierte, freundliche Verwaltung.“ Sie wisse den Rat der erfahrenen Rathausmitarbeiter gerade jetzt zu schätzen, schließlich hat sie ja „die Seiten gewechselt“. Aus der Abgeordneten ist eine Bürgermeisterin und Sitzungsleiterin geworden – eine neue Perspektive, die sie nun einnimmt. Und die auch Einarbeitungszeit erfordert. Die berühmten ersten 100 Tage „Welpenschutz“ seien jetzt dazu da, um Abläufe und Zuständigkeiten genau zu erfassen. „Für Selbständige ist das eine echte Umstellung,“ erklärt die Redakteurin und Projektmanagerin. Da passiert´s schon mal, dass man sich selber einen Termin verordnet und dann darauf hingewiesen wird, dass an diesem Tag Feiertag ist. Auch an die Zuarbeit muss sich eine berufliche Einzelkämpferin erst gewöhnen: „Da heißt es dann: Das macht die Verwaltung für Sie!“. Außerdem ist da ja noch der von ihr hoch geschätzte Stadtdirektor Hans Meier, der als wandelndes Lexikon nahezu alles weiß, was mit Protokollen, Vorschriften und Befugnissen in der Stadtverwaltung zusammen hängt: „Ich habe ihn gleich gefragt, was ich tun muss und was ich auf gar keinen Fall tun darf,“ schmunzelt Kleine.
Als „wunderbar kooperativ und professionell“ bezeichnet sie die Zusammenarbeit auch im engsten Führungskreis. Einmal die Woche treffen sich Oberbürgermeister Christian Scharpf (SPD), die zweite Bürgermeisterin Dorothea Deneke-Stoll (CSU) und Petra Kleine (Grüne) zum Jour Fixe. Die Treffen beschreibt sie als entspannt und offen: „Es gibt kein Thema, bei dem man sich überlegen würde, es dem OB vielleicht nicht zu sagen.“ Diese Offenheit und Transparenz ermögliche ein gutes Arbeiten und werde sich – auch bei unterschiedlichen Meinungen – als sehr positiv erweisen. Überhaupt habe eine unaufgeregte Veränderung stattgefunden: „Ich bin immer noch begeistert, dass ich dabei sein kann.“
In den Arbeitsbereich von Petra Kleine als dritte (erstmals hauptamtliche) Bürgermeisterin fallen die Referate V (Soziales und Jugend) und VIII (Gesundheit, Klimaschutz und Umwelt) und die Beauftragten (Gleichstellungs-, Behinderten- und Integrationsbeauftragte). Die Themen, die sie nun anschieben möchte, sind u.a. die Einführung eines Jugendparlaments („hier wollen wir uns im Sommer mit den Jugendinitiativen austauschen“), der Pflegestützpunkt Ingolstadt, die Einrichtung eines Landschaftspflegeverbands bzw. die ökologische Flächenpflege, das Entwicklungskonzept Naturschutzgebiet und natürlich der Klimaschutz. Letzterer soll durch einen eigenen Klimaschutzmanager der Stadt weiter voran getrieben werden. An kommunalpolitischer Erfahrung im Ingolstädter Stadtrat ist Petra Kleine ihren „Bürgermeisterkollegen“ weit voraus: 1984 wurde sie als erste Grünen-Abgeordnete in den Stadtrat gewählt und ist seitdem im Parlament vertreten. Es mache Spaß, jetzt mit den neuen Stadträtinnen und Stadträten zusammen zu arbeiten, meint sie. Diese würden nicht an alten Mustern festhalten – auch für sie eine Umstellung, denn sie selbst komme ja aus diesen alten Mustern. Um so wichtiger ist es auch, das Ohr am Bürger zu haben. „Frau Kleine, nur eine Minute!“ Diese Worte bekommt sie regelmäßig zu hören, etwa beim Einkauf auf dem Wochenmarkt. Von der Frage nach einer Wohnung bis zur Beschwerde über eine öffentliche Toilette („Das gebe ich weiter an den Beschwerdemanager, der hervorragende Arbeit leistet“) ist alles dabei. Und sie freut sich etwa als sie jüngst im Schuhgeschäft Linn war und sie dort gesagt bekam, dass gerade in der Corona-Krise die Ingolstädter zusammen halten würden, um ihre Einzelhändler vor Ort zu unterstützen. „In so einer Stadt wollte ich immer schon leben,“ schwärmt Petra Kleine. Sonnige Stimmung im Büro der dritten Bürgermeisterin. (ma)