OB Scharpf: „Wir alle sind aufgerufen wachsam zu sein“
Der 8. Mai 1945 ist der Tag der „bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht“ und damit des Kriegsendes in Deutschland und Europa. Damit jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs heute zum 75. Mal.
Mit klaren und mutigen Worten sagte der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker am 8. Mai 1985: „Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.“
Dass Ingolstadt beim Einmarsch der Amerikaner am 26. April 1945 nicht dramatisch zerstört wurde, ist dem damaligen Kampfkommandanten Paul Weinzierl zu verdanken, der Anfang April 1945 ein wichtiges Ziel erreicht hatte: Ingolstadt wurde als Festung gestrichen und verlor seinen Status als Ortsstützpunkt – Weinzierl konnte die Verteidigung herunterfahren. Dabei brachte er sein eigenes Leben in größte Gefahr: Nur mit viel Geschick verhinderte er, dass er als Landesverräter erschossen wurde.
Bis heute sind die Folgen der unseligen zwölf Jahre der Gewalt und Unterdrückung in Deutschland und Europa spürbar. Deshalb sagte Weizsäcker in seiner Rede auch: „Der 8. Mai ist ein Tag der Erinnerung. Erinnern heißt, eines Geschehens so ehrlich und rein zu gedenken, dass es zu einem Teil des eigenen Innern wird. Wer vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart. Wer sich der Unmenschlichkeit nicht erinnern will, der wird wieder anfällig für neue Ansteckungsgefahren.“
„Wir alle sind heute dazu aufgerufen, wachsam zu sein, unsere Errungenschaften wie Demokratie, Frieden, Freiheit und Menschenrechte zu leben und zu verteidigen. Wir müssen gerade jungen Leuten immer wieder erklären, warum unsere Werteordnung und Grundrechte so schützenswert sind“, betont Ingolstadts Oberbürgermeister Dr. Christian Scharpf. „Hass und Diskriminierung, Ausgrenzung und Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit dürfen keinen Platz in unserer Gesellschaft haben!“ Deshalb gelte es, junge Leute zu ermutigen, Fragen zu stellen, Vorurteile zu revidieren und offen zu bleiben. „Wir Älteren müssen uns den Fragen stellen und im Gespräch bleiben. Wir müssen immer wieder Positionen überdenken und überprüfen. Paul Weinzierl kann hier ein Vorbild sein“, so Scharpf.
Im Gedenken an Paul Weinzierl, einen gebürtigen Ingolstädter, will Dr. Scharpf am Dienstag, 12. Mai um 16 Uhr im Beisein der Familie am Gedenkstein direkt neben dem Turm Baur einen Kranz niederlegen.
Foto: Stadt Ingolstadt/Roessle