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OB Michael Kern sieht die Stadt auf einem guten Weg

Zuversichtlich ins Neue Jahr

Herr Oberbürgermeister, Sie sind jetzt ca. ein dreiviertel Jahr im Amt. Was hat sich denn an schlimmsten Befürchtungen bewahrheitet und was hat sie besonders gefreut?

OB Michael Kern: Nachdem ich dem Stadtrat zuvor schon fünf Jahre angehört habe, war es für mich kein Neuland. Ich konnte Erfahrungen sammeln. Mir war bewusst, dass die Haushaltssituation und die wirtschaftlich herausfordernden Zeiten uns sehr viel abverlangen werden. Aber wir haben einen Stadtrat, der in wichtigen Fragen sehr geschlossen zusammenarbeitet – das war und ist eine große Stärke!

Gibt es irgendetwas, was Sie besonders gefreut hat?

Besonders erfreulich war, dass der Stadtrat die Neuordnung des Schulprogramms konstruktiv begleitet hat. Hier müssen wir mit wesentlich weniger Mitteln auskommen und trotzdem eine verlässliche Perspektive für die Schülerinnen und Schüler sicherstellen. Unsere Aufgabe der Zukunft wird aber sein, die erforderlichen Kredite für unsere wichtigen Bauprojekte von der Regierung von Oberbayern genehmigt zu bekommen.

Hat sie irgendetwas geärgert oder enttäuscht?

Es gibt immer Dinge, die im politischen Alltag nicht rundlaufen. Ich habe mir vorgenommen, diese Themen mit Ruhe und Professionalität anzugehen – und das gelingt bislang gut.

Mit welchen Einschnitten müssen denn die Bürger im kommenden Jahr 2026 rechnen?

Wir haben bereits zwei Konsolidierungspakete beschlossen, und weitere Entscheidungen werden folgen. Die Lage ist ernst: Wir können uns nicht mehr alles leisten, was uns lieb und vertraut ist. Deshalb werden Einschnitte in vielen Bereichen unvermeidlich sein – wir verteilen die Last aber auf viele Schultern.

Neben Kürzungen bei Bauinvestitionen, freiwilligen Leistungen oder beim Personal geht es auch darum, unsere eigenen Strukturen schlanker und effizienter zu machen. Wir müssen Abläufe modernisieren, Aufgaben neu bewerten und Kosten senken. Gleichzeitig müssen wir bei den Einnahmen nachsteuern, etwa da, wo Gebühren für Leistungen dauerhaft weit unter der Kostendeckung liegen.

Eine Vollbremsung wäre aber weder umsetzbar noch verantwortbar. Die Konsolidierung wird uns deshalb mehrere Jahre begleiten. Aber ich bin überzeugt: Wenn wir diesen Weg konsequent weitergehen, werden wir wieder zu einer stabilen und verlässlichen Haushaltslage zurückfinden.

Wird es denn auch künftig noch Bezirksausschüsse geben? Oder fallen die den Einsparmaßnahmen zum Opfer?

Ich bin ein absoluter Freund der Bezirksausschüsse, die wird es ohne Frage weiterhin geben. Sie leisten wichtige Arbeit in den Stadtteilen und sind das Bindeglied zwischen Bürger und Verwaltung. Insgesamt aber werden wir uns im neuen Stadtrat Gedanken machen, wie wir unsere politische Arbeit effizienter gestalten können. Dazu gehören Überlegungen zur Gremienstruktur – etwa den relativ neuen Personal- und Verwaltungsausschuss wieder in den Finanzausschuss einzugliedern. Das muss dann nach der Wahl entschieden werden.

Viele Ingolstädter sind derzeit durch Straßenbaustellen genervt. Kann es sein, dass wir in Zukunft insoweit „unsere Ruhe“ haben, weil die Stadt kein Geld mehr hat, Straßenbauarbeiten durchzuführen?

Natürlich müssen wir auch künftig investieren und dafür sorgen, dass die Straßen in Ordnung sind und die Infrastruktur den Anforderungen entspricht. Aber auch hier müssen wir uns auf die drängendsten Vorhaben begrenzen. Gleichzeitig sehe ich noch Verbesserungsmöglichkeiten bei Planung und Umsetzung. Wir müssen daran arbeiten, die zeitliche Koordination zwischen den Baustellen von Stadt und den einzelnen Spartenträgern (Kanal, Strom etc.) weiter zu optimieren. Dass dies leider nicht immer gelingt, stellen viele Bürger und auch ich jeden Morgen auf dem Weg in die Arbeit fest.

Besteht die Gefahr, dass Schulbauplanungen nicht umgesetzt bzw. erforderliche Reparatur nicht durchgeführt werden kann?

Dort, wo es dringend notwendig ist, werden wir reparieren und sanieren. Apian- und Katharinengymnasium bedürfen aufgrund ihres Alters einer Sanierung. Diese Projekte sind notwendig und werden vorbereitet. Die Grundschule in Haunwöhr wird fertiggestellt, die Klassen der Filialschule Hundszell integriert. Weitere drängende Maßnahmen wollen wir umsetzen – es müssen aber auch etliche Vorhaben zurückgestellt werden. 

Wie schaut es beim sogenannten Hämer-Bau, also Theater und Festsaal aus?

Perspektivisch wollen wir das Gebäude unbedingt sanieren, so dass es voll funktionsfähig ist. Es gehört zu unserer Stadt wie Kreuztor oder Neues Schloß. Dafür brauchen wir jedoch erst eine gesicherte Finanzierung. Wir können nicht abschnittsweise vorgehen und riskieren, dass wir mitten im Projekt stoppen müssen. Für das Theater haben wir die Spielstätte am Glacis als Ersatz. Der Festsaal steht uns bis Mitte 2027 zur Verfügung, danach müssen wir uns mit Ausweichlösungen behelfen.

Beim Theater am Glacis gibt es ja auch eine ärgerliche Kostensteigerung, unter anderem wegen des Brandschutzes. Wie konnte es dazu kommen?

Das Gebäude kommt aus der Schweiz, einem hochentwickelten Land mit hohen Sicherheitsstandards – dort waren alle Vorschriften eingehalten. Der deutsche Brandschutz ist hier noch strenger. Unter anderem dies hat zu unerwarteten Mehrkosten geführt, mit denen man nicht unbedingt rechnen konnte, zumal das Theater am Glacis aufgrund seiner Bauweise keine großen Gefahren in sich birgt – man ist vom Theatersaal ganz schnell im Freien.

Bald ist Weihnachten, Ihr erstes Weihnachtsfest als Oberbürgermeister.

Kurz vor Weihnachten kann ich sagen: Ich bin sehr glücklich, dass ich Oberbürgermeister von Ingolstadt sein darf. Wir stehen zwar vor großen Herausforderungen, die uns auch Schmerzen bereiten, aber Ingolstadt hat die Stärke und den Zusammenhalt, um sie zu meistern. Ich blicke optimistisch ins neue Jahr – gemeinsam mit einer engagierten Stadtgesellschaft. Ich wünsche allen ein frohes und friedliches Weihnachtsfest!

Das Interview führte Hermann Käbisch

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