Frisch installiert und sofort überinterpretiert

Die neue Sitzfläche sorgt für Rätselkunst

Kaum waren die neuen Sitzflächen in der Ingolstädter Fußgängerzone festgeschraubt, ging im Netz das große Rätselraten schon wieder los. Keine fünf Minuten später überschlugen sich die Deutungen

Die einen vermissten sofort die alten Bänke und erklärten, man habe „bequeme Bänke zum Sitzen abgebaut und dafür eine unbequeme Liegefläche“ bekommen. Andere erkannten in den Elementen ein „Gliederarmband für große Personen“ oder eine „Skaterbahn in Sparform“.

Mit etwas mehr Fantasie wurde das Ganze zum „Prototyp der neuen liegenden Bushaltestellen“, zum „Unterschlupf für Streuner“ oder gleich zum „Hornhauthobel für Sandalenträger“. Dazwischen tauchten freundlichere Begriffe wie „Kuschelbank“ auf – allerdings mit dem dringenden Hinweis, bei Nässe bitte Warnschilder und am besten noch einen Zaun aufzustellen, damit niemand „drüber fällt und so richtig auf die Fresse“ geht.

Während online also theoretische Grundlagenforschung betrieben wurde, setzten sich die Menschen vor Ort einfach drauf. Ohne Anleitung. Ohne Zertifikat in „multifunktionaler Stadtmöblierung“. Und siehe da: Es funktioniert. Man kann darauf sitzen, nebeneinander, mit Einkaufstüte, mit Kaffeebecher, ganz unspektakulär.

Die große Überraschung blieb aus. Nur die Erkenntnis: Manchmal ist eine Sitzgelegenheit einfach eine Sitzgelegenheit – auch wenn das Internet dringend etwas Komplizierteres daraus machen möchte.

Fazit:
Aus meiner Sicht ist die neue Sitzgelegenheit ein gelungenes Beispiel für urbane Gestaltung. Sie wirkt nicht aufgesetzt, sondern fügt sich gut in die neu gestaltete Fußgängerzone ein. Optisch unaufdringlich, funktional, robust – und genau an der Stelle platziert, an der Menschen sich tatsächlich hinsetzen wollen. Kurz: sinnvoller als vieles, was sonst so diskutiert wird.

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