Das Ehrenamt neu gedacht – mutig, sichtbar, selbstbestimmt
„Zukünfte“, ein Wort im Plural, weil es viele mögliche Wege gibt, wie unsere Welt von morgen aussehen kann. Mit dieser Haltung trafen sich Mitte Oktober rund 30 ehrenamtlich engagierte Privatpersonen, Vereinsvertreter und Kulturschaffende in Ingolstadt zum Netzwerktreffen „Engagierte Stadt“ im Bürgerhaus Neuburger Kasten. Unter dem Titel „Zukünftelabor“ lud das Freiwilligenzentrum Ingolstadt gemeinsam mit dem Bayerischen Foresight-Institut der TH Ingolstadt zu einem kreativen Workshop über die Zukunft des Ehrenamts ein – geleitet von Zukunftsforscher Dr. Gerhard Schönhofer und Maria Mair.
Schönhofer betonte eingangs: „Wir sind Co-Piloten auf dem Weg in die Zukunft.“ Statt die Zukunft vorherzusagen, gehe es darum, sie aktiv zu gestalten – Annahmen zu hinterfragen, neue Möglichkeiten zu denken und daraus konkrete Handlungsoptionen für die Gegenwart zu entwickeln.

In verschiedenen Phasen reflektierten die Teilnehmenden, welche Zukunft sie erwarten, welche sie sich wünschen und welche Annahmen ihr Denken prägen. Daraus entstanden neue Fragen und Handlungsideen – ein Lernprozess, der Mut zum Andersdenken und Offenheit für Wandel förderte.
Zentrale Themen, die im Austausch sichtbar wurden, waren der Wunsch nach mehr Anerkennung und Sichtbarkeit des Ehrenamts, nach rechtlicher Absicherung und weniger Bürokratie. Engagement, so der Tenor, müsse niedrigschwellig, selbstbestimmt und inklusiv sein – offen für alle, unabhängig von Vorkenntnissen. Wichtig sei zudem, Ehrenamtliche auf Augenhöhe mit Hauptamtlichen zu sehen, ihnen mehr Ressourcen und Unterstützung zu bieten und das Thema stärker in der Öffentlichkeit und in sozialen Medien zu verankern.
Der Workshop setzte auf ungewöhnliche Methoden: Mit LEGO-Steinen bauten die Teilnehmenden Modelle, die das Ehrenamt symbolisch darstellten – vom Turm, der erklommen werden will, bis zum Boot, das alle gemeinsam durch gesellschaftliche Gewässer trägt. Auch ein Elefant stand sinnbildlich für Stärke und Ruhe. Diese kreativen Bauwerke machten deutlich, wie vielfältig Engagement gedacht und gelebt werden kann. Am Ende wurden alle Einzelmodelle zu einem großen Gesamtszenario zusammengesetzt – Sinnbild einer gemeinsamen Vision für das Ehrenamt von morgen.

Das Bayerische Foresight-Institut, angesiedelt an der TH Ingolstadt, beschäftigt sich mit technologieoffener Zukunftsforschung und den Wechselwirkungen zwischen Gesellschaft, Wirtschaft und Innovation. Seine Forschung fließt in Praxisprojekte ein und soll Organisationen helfen, sich auf kommende Entwicklungen vorzubereiten – ein Ansatz, der auch beim Zukünftelabor als Basis diente. Dabei zeigte das Netzwerktreffen eindrucksvoll, dass Zukunft eben nicht nur etwas ist, das passiert – sondern etwas, das gemeinsam gestaltet werden kann. Für das Ehrenamt bedeutet das: Wir sind keine Zuschauer, sondern Mitgestaltende einer lebendigen Gesellschaft. Und manchmal reichen ein paar bunte LEGO-Steine, um zu begreifen, wie kraftvoll gemeinsames Denken über die Zukunft sein kann.
So blieb das Zukünftelabor mehr als ein Workshop – es wurde zu einer Erfahrung der Bewusstseinserweiterung, die neue Eindrücke, Ideen und Perspektiven eröffnete, nicht nur für die einzelnen Ehrenamtlichen, sondern für die gesamte Stadtgesellschaft.
