Meinung von Sabine Hartmann
Ingolstadt spart an der Zukunft
Die Haushaltslage in Ingolstadt ist dramatisch. Millionen fehlen, das Wort „Sparzwang“ fällt inzwischen fast täglich. Doch hinter den nüchternen Zahlen steht etwas, das man nicht in einer Excel-Tabelle sieht:
Es geht um das Leben unserer Kinder.
Wenn der Wildpark zur Haushaltsposition wird
Wer den Wildpark kennt, weiß, was er bedeutet: Familien, die dort spazieren, Kinder, die staunend Bisons, Rehe und Wildschweine beobachten.
Das ist kein Freizeitluxus – das ist Bildung durch Erleben, Natur und ein Stück Kindheit im Grünen.


Bei seinem Amtsantritt hat Oberbürgermeister Dr. Michael Kern in einem Videostatement, gemeinsam mit seiner Frau bei einem Spaziergang am See, betont, dass das gesamte Naherholungsgebiet rund um den See, ein „wichtiges Naherholungsgebiet für Familien und Kinder“ sei – ein Ort, der Lebensqualität schafft und Menschen verbindet.
Wenn hier gespart wird, geht es nicht nur um Zahlen. Dann verliert Ingolstadt einen Raum, in dem Erholung, Begegnung und Kindheit noch möglich sind.
Schwimmen – bald nur noch für Besserverdiener?
Das Lehrschwimmbecken, das einzige Schulschwimmbad der Stadt, steht ebenfalls auf der Kippe. Schon jetzt lernen zu viele Kinder nicht mehr schwimmen.
Wenn dieses Becken dichtmacht, bleibt das Schwimmen ein Privileg derer, die sich private Kurse leisten können.
Das ist kein Sparen – das ist ein Sicherheitsrisiko.
Spielplätze verschwinden – mit einer fragwürdigen Begründung
Der geplante Rückbau von Kinderspielplätzen soll Kosten sparen, weil manche angeblich „zu wenig genutzt“ werden.
Doch wer so argumentiert, hat nicht verstanden, warum Spielplätze existieren: Sie schaffen Bewegung, Begegnung und Nachbarschaft. Wenn sie fehlen, fehlen den Kindern Räume zum Aufwachsen.


Halbierung bei der Jugendarbeit – das ist sozialer Rückschritt
Auch bei den Stadtteiltreffs und der offenen Jugendarbeit soll massiv gekürzt werden – bis zu 50 Prozent.
Gerade in Stadtteilen, in denen Kinder wenig haben, sind diese Orte Lebensadern.
Hier entstehen Freundschaften, Vertrauen, Teilhabe.
Wer das halbiert, riskiert Isolation, Frust und Zukunftsangst.


Bücherbus und Bücherei – Bildung ist keine Kür
Der Bücherbus versorgt ganze Stadtteile mit Lesestoff. Für viele Kinder ist er die einzige mobile Verbindung zur Welt der Bücher.
Auch die Stadtbücherei steht auf der Streichliste: kürzere Öffnungszeiten, weniger Zugang.
Doch Bildung darf nicht nur in Klassenzimmern stattfinden.
Lesen ist Teilhabe – und Teilhabe ist Daseinsvorsorge.

Fazit: Wenn reale Orte verschwinden, bleibt nur noch das Display
Wer letzte Woche das „Jenke-Experiment“ gesehen hat, weiß, wohin die Reise geht, wenn Kinder keine Alternativen mehr haben außer ihrem Handy.
Wenn Spielplätze, Bäder, Parks und Büchereien verschwinden, wenn das echte Leben Schritt für Schritt abgebaut wird, dann gewinnt die digitale Welt endgültig die Oberhand – mit all ihren Folgen: Einsamkeit, Sucht, Realitätsverlust.
Kinder brauchen reale Orte, nicht nur Bildschirme. Sie brauchen Erlebnisse, Bewegung, Begegnung.
Sparen ja – aber nicht an der Kindheit
Niemand bestreitet, dass Ingolstadt sparen muss.
Aber wer die Zukunft sichern will, darf nicht dort kürzen, wo Zukunft entsteht.
Kinder, Bildung und Kultur sind keine freiwilligen Leistungen – sie sind das Rückgrat einer Stadt, die lebendig bleiben will.
Wenn wir Kindern Orte zum Lernen, Spielen und Staunen nehmen, sparen wir nicht für die Zukunft, wir sparen gegen sie.
Lasst unsere Kinder nicht sterben – nicht ihre Neugier, nicht ihre Freude, nicht ihre Chancen.
Denn eine Stadt, die an ihren Kindern spart, spart sich selbst kaputt.
-Fotos-Spielplätze-Symbolbilder-
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