Der Kampf um die Plätze

CSU und SPD haben ihre Stadtratslisten aufgestellt

(hk) Wer mit einem Knalleffekt gerechnet hatte, der dürfte von den Stadtratslisten der CSU und der SPD enttäuscht sein. Die beiden Parteien, die nach der letzten Kommunalwahl im Jahre 2020  die größten Fraktionen stellten,  legen solide, aber keine überragenden Listen für die Kommunalwahl im März 2026 vor.  

CSU: Hardliner dominieren?

Bei der CSU ist es jahrelange Tradition, dass der Kreisverband für die ersten zwölf Plätze auf der Stadtratsliste verantwortlich ist und die nächsten zwölf Plätze (von insgesamt 50) von den zwölf Ortsverbänden bestimmt werden. Wer noch weiter hinten rangiert, hat in der Regel wenig Aussichten, soweit nach vorn gewählt zu werden, dass er einen der begehrten Stadtratssitze erlangen kann. Ausnahmen bestätigen die Regel: 2020 kandidierte Franz Wöhrl auf Platz 33 und wurde auf Platz 4 vorgewählt. Brigitte Fuchs sprang von Platz 32 auf Platz 10.

Nicht zuletzt aus diesem Grunde dürfte die CSU ihren Kreisvorsitzenden Stefan Huber auf Platz 1 der Liste abgesichert haben. Er tritt zum dritten Mal für den Stadtrat an und darf nun erstmals mit einem Stadtratsmandat rechnen, nachdem er 2020 noch auf dem durchaus aussichtsreichen Platz 10 gestartet war, aber auf Platz 23 zurückfiel. Der zwischenzeitlich verstorbene Ehrenkreisvorsitzende der CSU, Hans Süßbauer, begnügte sich als Kreisvorsitzender 2014 mit Platz 8 und 2008 mit Platz 7 und wurde beide Male in den Stadtrat gewählt. Sein Nachfolger im Kreisvorsitz Alfred Grob war bei der letzten Kommunalwahl auch schon Landtagsabgeordneter und startete lediglich (erfolgreich) von Platz 4 aus.


Betrachtet man die ersten zwölf Plätze, so fällt auf, dass mit Bürgermeisterin Dorothea Deneke-Stoll (Platz 4), Bezirksrätin Christina Hofmann (Platz 8) und der Vertreterin der Frauenunion Türedi Deniz (Platz 9) nur drei Frauen vertreten sind. Mit Claudia Majehrke und Elisabeth Wagner folgen auf den nächsten zwölf Plätzen auch nur zwei Frauen.

Statistisch etwas überrepräsentiert sind dagegen auf den ersten zwölf Plätzen die (Ex-) Soldaten. Das sind der stellvertretende Kreisvorsitzende Christopher Hofmann (Platz 5), Albert Wittmann (Platz 7), Johann Wöhrl (Platz 11). Diese drei Kandidaten darf man zusammen mit Stefan Huber und Christian Lösel dem stramm konservativen Block innerhalb der CSU zurechnen, der damit die besseren Plätze erhalten hat. Liberalere Persönlichkeiten wie Matthias Schickel oder Patrizia Klein sind nicht mehr auf der Liste. Engagierte Frauen wie Brigitte Mader oder Simona Rottenkolber wurden auf die schlechteren Plätze 25 und 27 gesetzt. Aber beide wurden von den Bürgern in der Vergangenheit schon weit nach vorn und in den Stadtrat gewählt. Im Jahre 2014 sprang Rottenkolber von Platz 26 um 13 Plätze nach vorn und zog in den Stadtrat ein.

Gespannt darf man auf das Wahlergebnis von Sebastian Knott (Platz 13) sein. Der rhetorisch begabte Jurist ist in den sozialen Medien stark vertreten und konnte sich innerhalb der CSU auch (juristisch) profilieren, als wegen angeblicher finanzieller Unregelmäßigkeiten in der CSU strafrechtlich ermittelt wurde. Er könnte ein sehr gutes Wahlergebnis erzielen (auch wenn seine Facebook-Spots mit der bei Trump abgekupferten roten Mütze mit der Aufschrift „Make Ingolstadt great again“ albern wirken) und hätte das politische Format eines Fraktionsvorsitzenden. Damit könnte er Planungen von „Partei-Oberen“ unterlaufen, die Christopher Hofmann gern an der Spitze des Fraktion sähen.

SPD: Nach dem Scharpf-Schock

Und wie sieht es bei den Sozialdemokraten aus?

Sie wurden bei der letzten Kommunalwahl zweitstärkste Fraktion (9 Stadträte) und profitierten dabei zweifellos von Christian Scharpf, der sogar den Kampf um das Amt des Oberbürgermeisters gegen Amtsinhaber Christian Lösel gewann.

Nach dem glanzlosen, vorzeitigen Abgang von Scharpf verloren die Sozialdemokraten trotz eines gut geführten Wahlkampfs mit Christian de Lapuente als Kandidaten gegen Michael Kern von der CSU das Amt des Oberbürgermeisters wieder. Nunmehr hat auch mit Achim Werner ein altgedienter, aber nicht unumstrittener, Stadtrat die Fraktion und Partei verlassen.
Es muss angesichts der politischen Großwetterlage gut laufen, wenn die Sozialdemokraten ihre acht Sitze, über die sie noch verfügen, halten können.
Stimmenkönig Manfred Schumann tritt aus Altersgründen nicht mehr an, desgleichen Petra Volkwein.


Beste Chancen für einen Wiedereinzug in den Stadtrat haben zweifellos Fraktionschef Christian de Lapuente (Platz 1 auf der Liste), der eifrige Quirin Witty (Platz 3), die Audianer Jörg Schlagbauer (Platz 5) und Klaus Mittermaier (Platz 7), der bekannte Mediziner Anton Böhm (Platz 11) und auch Veronika Peters (Platz 28), die angeblich nur Stimmen holen, aber gar nicht mehr in den Stadtrat will. Dann wird die Luft schon dünn.
Über einen großen Bekanntheitsgrad verfügen noch Parteichefin Karoline Schwärzli-Bühler (Platz 4) und die frühere Vorsitzende des Personalrats der Stadt Ingolstadt, Sylvia Schwarz (Platz 12).
Nadine Praun (Platz 2) und Markus Rössler (Platz 9) konnten als ehemalige Kandidaten für den Bundestag bzw. Bayerischen Landtag an Profil und Bekanntheit gewinnen.

Über große Präsenz in den sozialen Medien verfügt die „fast ständige Begleiterin“ von Christian de Lapuente: Claudia Woderer (Platz 14).

Erfreulich: Fast die Hälfte aller Kandidaten ist weiblich.

Aber ob das die Wähler honorieren?

Hermann Käbisch

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