Joachim Gamperling hielt Vortrag im Sachausschuss Seelsorge für Menschen mit Behinderung
„Ich hatte gar nicht gewusst, dass es ein solches Angebot in unserer Nähe gibt“, sagte ein Mitglied des Sachausschusses Seelsorge für Menschen mit Behinderung im Diözesanrat bei dessen Zusammenkunft am Samstag. Und es meinte damit das Wohnangebot für Menschen mit Prader-Willi-Syndrom von Regens Wagner Absberg. Dessen stellvertretender Gesamtleiter, Joachim Gamperling, war vom Ausschuss eingeladen worden, im Eichstäter Priesterseminar einen Vortrag über das Hilfswerk für Menschen mit Behinderung Regens Wagner zu halten. Menschen mit dem Prader-Willi-Syndrom hätten kaum ein Sättigungsgefühl und ein exzessives Essverhalten, erklärte Gamperling. Für 65 Erwachsene mit diesem Problem hält Regens Wagner Absberg heute Wohnplätze vor und hilft ihnen durch zahlreiche Maßnahmen, unter anderen durch ein spezielles Essmanagement und viel Bewegung.
Vom Projekt für gehörlose Mädchen und Frauen bis zur Betreuung von fast 10.000 Menschen
Gamperling gab einen Abriss über die historische Entwicklung von Regens Wagner. Das Werk feierte 2022 bereits sein 175-jähriges Jubiläum. Im Jahr 1847 hatten die Dillinger Franziskanerinnen unter ihrer Generaloberin Theresia Haselmayr begonnen, die Lebenssituation von Menschen mit Behinderung entscheidend zu verbessern. In Zusammenarbeit mit dem Priester Johann Evangelist Wagner, damals Regens des Priesterseminars, gründeten sie zunächst in Dillingen eine Ausbildungs- und Wohnstätte für gehörlöse Mädchen und Frauen. „In jener Zeit konnte ein Kind mit Behinderung, das auf die Welt kam, sich glücklich schätzen, wenn es die Eltern annahmen. Eine Behinderung wurde oft als Strafe Gottes interpretiert“, so Gamperling. Insofern würde man das, was damals initiiert wurde, „heute als eine Art ethisches Start-up bezeichnen“. In Anlehnung an das Wirken des heiligen Franz von Assisi traten die Dillinger Franziskanerinnen und Regens Wagner für die Wertschätzung jedes Menschen und liebevolle Zuwendung auf der Grundlage des Evangeliums ein.
Heute gibt es in Bayern laut Gamperling 14 regionale Regens Wagner-Zentren sowie eins in Ungarn. Die Zentren in Bayern betreuen zusammen nach seinen Worten fast 10.000 Menschen durch gut 7650 Mitarbeitende. Eines der Zentren ist Regens Wagner Absberg. „Bei uns werden rund 260 Menschen in stationären Einrichtungen sowie 165 in Werkstätten für Menschen mit Behinderung betreut“, informierte der stellvertretende Leiter des Werkes die Sachausschussmitglieder. Eine Besonderheit sei der Müßighof mit ökologischer Landwirtschaft, tiergestützten Therapien sowie zahlreichen Angeboten wie einem Hofladen, Bistro und Bayernhof-Museum. Ein weiteres außergewöhnliches Angebot sei die 2011 ins Leben gerufene Betreuungs- und Wohnform für Menschen nach Schädel-Hirn-Trauma in Treuchtlingen. „Sehr wichtig ist auch die seelsorgliche Begleitung in unseren Einrichtungen“, so Joachim Gamperling. Dazu zähle die Feier des Kirchenjahres, aber auch die Begleitung in Lebenskrisen, bei Krankheit und beim Sterben.
Jesus zieht Mensch aus seinen Fesseln
Eine besondere geistliche Mediation im Sachausschuss führte Pfarrer Alfred Grimm, Diözesanverantwortlicher der Behindertenpastoral im Bistum Eichstätt, mit den rund 20 gekommenen Mitgliedern und Gästen mit und ohne Behinderung durch. Jeder und jede durfte ein Holzkreuz des Berliner Künstlers Thomas Lange mit geschlossenen Augen erfühlen und es sich anschließend anschauen. Auf dem Kreuz kniet Jesus im Querbalken, greift mit der linken Hand nach oben die Hand des Vaters und zieht mit der rechten Hand von unten einen Menschen aus seinen Fesseln. „Er zieht ihn aus dem Schlamassel der Sünde heraus“, deutete Grimm das Bild auf dem Kreuz und folgerte: „Gott reicht dir jeden Tag seine Hand. Du musst sie nur ergreifen!“
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Die Vorsitzende des Sachausschusses Seelsorge für Menschen mit Behinderung im Diözesanrat. Elfriede Späth-Werner, dankte dem stellvertretenden Gesamtleiter von Regens Wagner Absberg, Joachim Gamperling, für seinen Vortrag
Foto: Peter Esser
Pressestelle/Sachausschusses Seelsorge für Menschen mit Behinderung