Auf Fleißers Spuren durch die Stadt-analog und digital

lädt ein die berühmteste Tochter Ingolstadts neu zu entdecken 

Marieluise Fleißer ist nicht nur die bekannteste Ingolstädterin, sondern – folgt man Elfriede Jelinek – auch die bedeutendsten Autorin des 20. Jahrhunderts. Nach dem Skandal um Brechts Inszenierung ihres Dramas Pioniere in Ingolstadt in Berlin, wurde sie in ihrer Heimatstadt über Jahre hinweg geächtet. Das war für sie besonders schmerzlich, weil in ihren Werken stets zu spüren ist, wie sehr sie ihre Stadt liebte.

Bis heute gibt es nur wenige Orte, die an die berühmte Tochter Ingolstadts erinnern. Das soll sich  nun ändern: Ein neu konzipierter Fleißer-Spaziergang ermöglicht es, auf den Spuren der Schriftstellerin durch die Stadt zu wandeln.

Annette Schweigart, Kulturvermittlerin unter anderem im Fleißer-Haus, hat in Zusammenarbeit mit dem Zentrum Stadtgeschichte ein Konzept entwickelt, das historische Schauplätze mit Zitaten aus Fleißers Werk verbindet. Der Rundgang führt vom Fleißer-Haus durch die Innenstadt über den Westfriedhof bis zur Antoniusschwaige. An jeder Station können mit dem Smartphone Texte abgerufen oder vorgelesen werden.

Zwar sind einige der von Fleißer erwähnten Orte kriegsbedingt nicht mehr erhalten, doch mithilfe alter Fotografien und Postkarten wird die vergangene Stadtlandschaft wieder lebendig.

Bei einem Pressetermin stellten Dr. Beatrix Schönewald, Leiterin des Stadtmuseums Ingolstadt, Doris Wittmann, Kuratorin im Fleißer-Haus, und Annette Schweigart das Projekt vor – sichtlich stolz über die gelungene Verbindung von Literatur und Stadtgeschichte.

Der Einstieg ist an jeder Station möglich: Über QR-Codes lassen sich Karten und Informationen abrufen, die den Standort, die Distanz zur nächsten Station und Hintergrundinformationen zeigen. So kann jede und jeder den Spaziergang im eigenen Tempo absolvieren.

Gerade die sonnigen Herbsttage laden zu dieser neuen Form der Stadterkundung ein – ein Konzept, das sich an ähnlichen literarischen Stadtspaziergängen in Augsburg (Brecht) oder München (Bachmann) orientiert.

Ermöglicht wurde das Projekt durch das Sponsoring der Stadtsparkasse Ingolstadt Eichstätt. Deren Vertreter Jörg Tiedt betonte, man unterstütze die Idee gerne, weil Kulturvermittlung sonst oft nur eindimensional bleibt.

Und wer lieber zuhause bleibt, kann den Spaziergang auch virtuell am PC erleben – eine literarische Reise durch Raum und Zeit: https://mlf.in-dex.de

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