Immer was Neues ausprobieren – nie stehen bleiben: Christine Olma im Portrait
Wenn man sich in Ingolstadt umhört und den Namen Christine Olma erwähnt, bekommt man durchaus öfter zu hören: „Das ist doch die Fotografin.“ Stimmt. Auch. Vor allem ist sie Schanzerin durch und durch. Aber hinter der Person Christine Olma steckt noch mehr. Zum Beispiel eine Hundeliebhaberin, eine Frau, die schon viel von der Welt gesehen hat, ein Köpfchen, dass nur so vor Ideen sprudelt und eine Autorin, deren erstes Kinderbuch in Ingolstadt spielt. IN-direkt hat sich mit der Ingolstädterin zum Interview getroffen.
Im alten Stadtkrankenhaus in der Sebastianstraße geboren, ist sie in und um Ingolstadt aufgewachsen. Die Neugierde hat Christine Olma in die weite Welt nach Japan, in die USA, nach Kanada und auch nach Italien geführt. „Ich bin aber immer wieder zurückgekommen. Ingolstadt war immer mein Basislager. Als junges Mädchen wollte ich immer weg – jetzt ist die Stadt für mich einfach Heimat“, sagt die heute 47-Jährige. Vor 21 Jahren hat sich Christine Olma als Fotografin selbstständig gemacht. Die Anfänge waren aber schon früher. „Ich bin mit 18 Jahren nach Amerika. Da habe ich extra noch vorher einen Ferienjob gemacht, um mir eine Spiegelreflexkamera kaufen zu können. Allerdings war es für mich dann doch nicht so die große Nummer. Dann habe ich das Fachabitur nachgeholt, weil ich studieren wollte, was ich dann aber auch wieder über den Haufen geworfen habe.“ Mit 25 musste Christine Olma die Weichen neu stellen. Nach intensivem Brainstorming über Fähigkeiten und Wünsche. Es folgte die klassische Ausbildung zur Fotografin und gleich im Anschluss die Selbstständigkeit. „Da probierst Du Dich ja erstmal aus, was Dir Spaß macht, was Dir liegt. Das, was mir die letzten Jahre am meisten Spaß gemacht hat, sind Business-Portraits.“ Christine Olma reizt dabei die Arbeit mit den Menschen. „Ich würde Dich zum Beispiel fragen, was Dir wichtig ist, was Du mit dem Foto vermitteln möchtest. Und dann genau dieses Ergebnis zu erarbeiten macht mir großen Spaß.“
Die Fotografie war aber nicht die einzige Richtung, mit der sich Christine Olma beschäftigt hat. Die Ingolstädterin bricht aus ihrer Welt immer wieder mal aus um etwas Neues auszuprobieren. „Das macht mich auch aus, dass ich da immer mal wieder was aus der Schatulle zaubere. Nach drei Jahren in Japan war ich 2014 wieder zu Hause und habe in Ingolstadt das Speiselokal „Loivt“ in der Gaimersheimer Straße mit vegetarisch-veganer Küche eröffnet. Allerdings habe ich dann festgestellt, dass ich doch nicht so die Gastronomin bin und habe das Lokal dann abgegeben.“
Nach dem Ausflug in die Gastronomie und vor Erkundungen in der Videoproduktionswelt in Berlin hat Christine Olma in Italien ihr erstes Buch fertig geschrieben, das sie vor einigen Jahren angefangen hatte. Die Affinität zum Schreiben war übrigens schon immer da. Das begann schon mit der Schülerzeitung. Die Veranlagung dafür wurde Christine Olma schon in die Wiege gelegt – der Opa war auch schon Chefredakteur bei der Zeitung. Auslöser für das Kinderbuch war eine Waldameise auf dem Küchentisch, die Christine Olma aus dem Wald vom Pilze sammeln mitgebracht hat. „Ich habe mit der Ameise erst einmal gesprochen. Mensch Manfred! Das ist jetzt saublöd. Jetzt hab‘ ich Dich irgendwo mitgenommen. Wie kommst jetzt du wieder in Deinen Wald? Es werden ja ständig irgendwo ausversehen Tiere mitgenommen. Und so ist die Tiergeschichte um die Maus Anton entstanden. Dass es jetzt ein Kinderbuch geworden ist, hat mich auch etwas überrascht. Ich selbst habe keine Kinder und hatte auch wenig Kontakt zu Kindern.“ Die Tiere im Buch teilen alle das Schicksal, dass sie ungewollt in Ingolstadt gelandet sind. Ein paar möchten wieder nach Hause, andere nicht. Da spiegelt sich auch die heutige Flüchtlingssituation wieder. In der Geschichte tauchen die verschiedensten Orte auf. Vom Markt am Theatervorplatz über das Theater selbst bis zum Rathaus.
So nach und nach hat sich die Geschichte beim Schreiben entwickelt. „Ich hatte mir auch wenige Notizen gemacht. Das ist so dahingeplätschert. Deshalb hat es auch von der ersten Idee bis zur Vorstellung zehn Jahre gedauert.“ Die Fotografin und Autorin zieht ihr Ding in ihrer Geschwindigkeit durch. Sich an eine Serie zu binden und immer wieder liefern zu müssen kommt nicht in Frage. Ausnahme sind die Fotoaufträge ihrer Kunden, die doch zeitnah fertig sein sollten. „Das ist wie beim Sport. Machst Du ein paar Monate nichts, musst Du Dich wahnsinnig motivieren. Und ich musste dann auch das Buch immer wieder selbst lesen um wieder hineinzukommen. Und durch die mehreren Erzählstränge wurde es auch immer komplizierter und es geht einem die Puste aus. Aber nach meiner Zeit als Gastronomin war die Zeit gekommen, das Werk zu vollenden.“ Das letzte Drittel ist dann während des Aufenthaltes in Italien entstanden.
Heute liest Christine Olma aus dem Buch in Schulen und bietet auch Stadtführungen für Kinder an, die an den Originalschauplätzen vorbei führen. Und jetzt? Das Filmproduktionsthema würde Christine Olma gerne noch einmal angehen. Und wer weiß – vielleicht flimmern Anton und seine Abenteuer auch mal über die Leinwand im Kino und die Fortsetzung ist auch schon in Arbeit wie auch zwei weitere Bücher für Erwachsene.
Fotos: Christina Olma