Volksvertreter mit Wissensdurst: FDP-Stadtrat Jakob Schäuble
Auf einmal sind es zwei. Zwei FDPler im Ingolstädter Stadtrat. Das hat es noch nie gegeben und irgendwie wurden die Freien Demokraten doch immer als umtriebige Einzelkämpfer (zuletzt Karl Ettinger) wahr genommen. „Anzahl der Sitze verdoppelt“ hieß es nun nach der Kommunalwahl und jetzt vertreten Jakob Schäuble und Karl Ettinger die FDP im Stadtparlament: „Das ist durchaus ein Erfolg!“ erklärt Jakob Schäuble. „Es macht Spaß, zusammen zu arbeiten.“ Mit nur zwei Mann sei das angesichts der zahlreichen Ausschüsse und Tische, an denen man mitwirke, sehr arbeitsintensiv, aber: „Wir haben den Vorteil, dass wir schnell und agil sind.“
Sich durch Sitzungsvorlagen und Anträge („Ich lese alle Anträge“) zu arbeiten, sieht Jakob Schäuble als seine Pflicht als gewählter Abgeordneter. Dass es dabei manchmal viel Zeit braucht, um sich einzuarbeiten, etwa beim Themenkomplex Klinikum oder MVA, ist dem Vater dreier Söhne (fast 2,6 und 8 Jahre) bewusst. Andererseits könne man sich so viel neues Wissen aneignen: „Außerdem ist es total spannend, etwas aus einem anderen Blickwinkel zu sehen.“ Dass er sich gerne Wissen „drauf schaufelt“ liegt womöglich auch am Job (oder umgekehrt): Diplom-Kaufmann Schäuble ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt am Lehrstuhl für Wirtschaftsethik und Sozialpolitik.
Dass einem freien Demokraten und Kaufmann Wirtschaftsthemen ein Anliegen sind, überrascht nicht. Und so freut sich Jakob Schäuble auch, dass Ingolstadt nun wieder einen Wirtschaftsreferenten hat. Den entsprechenden Antrag hatte, so betont es Schäuble, die FDP gestellt, ebenso wie den Antrag zum Livestream: „Das war ja schon Tradition, dass wir einmal im Jahr den Livestream beantragen,“ schmunzelt Schäuble. Aber diesmal wurde er einstimmig angenommen. „Es ist unsere Pflicht, unsere Entscheidungen auch zu kommunizieren. Ich hoffe, dass jetzt auch alle Stadträte ihr o.k. geben.“ Soweit – so erfolgreich: „Aber leider sind die verkaufsoffenen Sonntage nicht durch gegangen,“ bedauert er mit Blick auf die letzte Stadtratssitzung vor der Sommerpause. Auch Teile der CSU haben sich dagegen ausgesprochen: „Da muss sich die CSU schon fragen, ob sie ihrer Verantwortung gegenüber den Geschäftsleuten in der Innenstadt gerecht wird.“ Die Innenstadt verfüge über eine tolle Bausubstanz, aber die müsse auch belebt werden. „Der Tourismus ist da durchaus eine Chance,“ meint Schäuble. Ebenso die Kultur. „Gerade in der populären Kunst sehe ich hier in Ingolstadt noch eine Lücke.“ Er denkt da z.B. an die Sammlung Bäumler, aus der man Werke präsentieren könnte. Und für das Gebäude, in dem noch das Museum für Konkrete Kunst untergebracht ist, schlägt er auch eine weitere Kunst-Nutzung vor, nämlich als Galerie für Wechselausstellungen, die derzeit noch in der Theatergalerie stattfinden. In Ingolstadt wegen der Stadt wohnen zu wollen und nicht wegen des Arbeitsplatzes (bei Audi) – das wäre der Idealzustand. „Die Stadt muss sich weiter entwickeln,“ meint Schäuble. Man müsse sich überlegen, wo die Identität der Stadt liege. Und da müsse nicht eindimensional gedacht werden. „Wenn man eine klare Vorstellung davon hat, wo wir in Ingolstadt 2030 oder 2040 stehen wollen, dann ist es einfacher, konstruktive Politik zu machen.“ Insofern hält er den Runden Tisch zum Thema Innenstadt für eine gute Sache – ohne Einigungen zu erzwingen. Für ihn gilt: „Man muss hart streiten können in der Sache, aber man muss danach auch noch ein Bier miteinander trinken können.“ Dass man in der sehr gut funktionierenden Ausschussgemeinschaft mit der JU diese Philosophie sehr ernst nimmt, zeigte sich am Bierausschank nach der Stadtratssitzung im Juni (die über acht Stunden gedauert hatte). Dort spendierte die FDP/JU den Kolleginnen und Kollegen Bier vom „Griesmüller“ Franz Rottenkolber.
Und Jakob Schäuble hat durch seine Wahl auch „Historisches“ erreicht: Zum ersten mal wird der Stadtteil Brunnenreuth/Spitalhof durch einen Stadtrat vertreten. „Es tut mir aber leid, dass ich dadurch Ortssprecher Ralf Netter verdrängt habe,“ meint Schäuble. Erfreulich seien die vielen Anfragen, die nun an ihn herangetragen würden. Die Parteizugehörigkeit ist offenbar nicht relevant. Warum auch: „Was soll die Partei schon beim Pflaster eines Weges für eine Rolle spielen.“