Die Kulturszene warnt vor weitere Kürzungen
Kunst- und Kulturschaffende sowie Unterstützende versammelten sich am Rathausplatz, um im Vorfeld der Stadtratssitzung auf ihre prekäre Lage aufmerksam zu machen. Man befürchtet, dass die bereits erfolgten und weitere geplante Kürzungen in diesem Bereich nicht nur sehr schmerzlich, sondern existenzbedrohend sind und der Stadtgesellschaft damit die Seele aus dem Leib reißen werden.
Man verstehe sehr wohl, dass Einsparungen in der aktuell sehr schwierigen Situation überall notwendig sein werden, findet Johannes Greiner, 1. Vorstand der Kunst- und Kulturwerkstatt KAP 94: „Allerdings ist unser Punkt, dass das Sparen allein zu nichts führt. Denn die Sparideen, so sehr sie die Branche auch treffen, werden nicht einmal im Ansatz dazu reichen, die notwendigen 60 bis 80 Millionen Euro einzusparen. Vielmehr ist es notwendig, Ideen zu entwickeln, wie Ingolstadt auch in fünf bis sechs Jahren noch eine lebenswerte Stadt bleibt.“
Es sei nötig, so Beate Diao, Gründerin der Kunst- und Kultur Bastei, sich bei Sanierungen und Fertigstellungen nicht nur auf die Hülle zu konzentrieren, sondern diese auch mit Inhalten zu füllen. Was bleibt, wenn die seit Jahren oder sogar Jahrzehnten ehrenamtlich geschaffenen Strukturen durch Einsparungen wegbrechen? „Was bleibt für Kinder und Jugendliche, die nach Schule und Hort auch gesetzlich ein Recht auf Freizeit und Erholung haben? Sie brauchen Orte, an denen es nicht um Leistung und Profit geht, sondern um ihre persönliche Entwicklung. Orte, an denen sie inspiriert werden, ihre Stärken zu entdecken und zu entfalten. Sollen sie ihre Freizeit nur noch vor Handy und PC verbringen, wo ihnen täglich suggeriert wird, dass sie nichts wert sind, wenn sie nicht einem bestimmten Konsumverhalten oder bestimmten Schönheitsidealen entsprechen?“, gibt Beate Diao zu bedenken. „All das würde wegfallen, ohne dass mit diesen Einsparungen auch nur eine Schule saniert werden könnte.“
Steffi Wanzl-Lawrence, Vorstand im Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler Region Oberbayern Nord und Ingolstadt, warnt: „Durch diese Sparmaßnahmen macht man das ganze Gefüge kaputt. Die Kultur ist ein Gesamtgefüge, das aus Politik, Wirtschaft und Bildung besteht. Die Wirtschaft ist ein großes Zahnrad in diesem Gefüge. Aber wenn ein kleineres Zahnrad wie die Kultur wegfällt, macht man alles kaputt, denn ohne dieses kleine Zahnrad funktioniert das Ganze nicht mehr.“
In der anschließenden Stadtratssitzung war man sich einig, die Kulturszene – das Herz einer Stadtgesellschaft – dürfe man auf keinen Fall kaputtsparen: ein zu hoher Preis und zugleich nur ein Kleckerlbetrag im Rahmen der notwendigen Einsparungen. (HaGa)


















