Ein satirischer Selbstversuch im Labyrinth kommunaler Verkehrsführung. Wer glaubt, ein Radweg bringe einen irgendwohin, sollte hier besser nicht zu viel Hoffnung mitbringen.
Kommend von der Stadt, von der Antoniusschwaige her, rollt man auf einer offiziell ausgewiesenen Fahrradstraße Richtung Staustufe. Klingt nach moderner Mobilität, nach Vorrang fürs Rad, nach dem viel beschworenen Wandel. Bis man dort ankommt, wo diese Vision auf den Realbetrieb trifft.
Vor einem liegt die Brücke von Uniper. Jene Brücke, die heuer im Sommer nach einem Hochwasserschaden aufwendig saniert wurde. Wochenlange Arbeiten, schweres Gerät, zufriedenstellende Pressemitteilungen. Und jetzt? Wieder gesperrt. Absperrgitter, Warnleuchten, Baustellenfahrzeuge – die frisch sanierte Brücke steht da wie ein Ausstellungsstück. Man darf sie bestaunen, nutzen allerdings nicht.

Damit man nicht auf dumme Ideen kommt, sorgt ein gelbes Umleitungsschild mit Fahrradsymbol dafür, dass man brav nach links abbiegt. Wer Fahrradvorrang will, muss erst einmal Verzögerung akzeptieren. Die Umleitung führt im Bogen zur Staustufe. Bis hierhin könnte man noch glauben, jemand habe sich etwas gedacht.
An der Staustufe selbst wird es interessant. Dort steht vorn ein rundes Durchfahrtsverbotsschild mit dem Zusatz „Anlieger frei“. Im Hintergrund aber prangt ein blaues Schild: gemeinsamer Geh- und Radweg. Vorne also: „Hier nicht durch.“ Hinten: „Hier gemeinsam gehen und fahren.“
Das Ergebnis ist eine klare Botschaft in zwei Richtungen:
Das rote Schild sagt: „Nur eben nicht du.“
Der Weg sagt: „Komm her.“
Das blaue Schild sagt: „Hier darfst du fahren.“

Die Fahrradstraße führt einen schnurgerade an einen Punkt, an dem man laut Beschilderung als ganz normaler Radfahrer nichts verloren hat. Wer den Schildern folgt, landet genau dort, wo er laut Schildern nicht sein soll.
Erst führt einen die Fahrradstraße hierher, dann erklärt ein Durchfahrtsverbot mit „Anlieger frei“, dass man hier nicht vorgesehen ist. Das ist keine Führung, das ist eine Sackgasse mit Verwaltungsabnahme.
Also dreht man um. Nicht aus Trotz, sondern aus Mangel an Alternativen. Man folgt der nächsten Umleitung, findet die nächste Sperre, den nächsten Pfeil, das nächste U wie Umleitung oder Umdrehen – hier bedeutet beides dasselbe. Die Route endet nicht, sie wiederholt sich. Wer hier radelt, bewegt sich, ohne voranzukommen.

Am Ende fährt man nicht auf einer Route, sondern im System.
Ein System, das vorgibt, Wege zu schaffen, während es sie zuverlässig blockiert. Ein System, das Schilder stapelt, statt Lösungen. Ein System, das Radfahrer formal einlädt und praktisch ausschließt.
Und die Pointe trifft ausgerechnet jene, die ohnehin am härtesten fahren: die, die im Winter trotz Schnee, Dunkelheit und eisigem Gegenwind aufs Rad steigen. Sie brauchen keinen Abenteuerspielplatz. Sie wollen schlicht heim.
Was sie hier bekommen, ist ein Kreislauf, der weder wärmt noch nützt.
Die Bilanz dieses Selbstversuchs ist nüchtern:
Die Brücke wurde heuer im Sommer von Uniper saniert. Für Radfahrer bleibt sie dennoch ein Phantom. Die Fahrradstraße weist einen Weg, der keiner ist. Und wer glaubt, im Winter müsse man nur kräftiger treten, um schneller ans Ziel zu kommen, lernt hier etwas Neues:
Man kann sehr lange radfahren, ohne je irgendwo anzukommen.

