Klinik, ÖPNV, Wildpark: Bürgersprechstunde im Augustinviertel

Rund 40 bis 50 Bürger haben am Donnerstagnachmittag die Bürgersprechstunde mit Oberbürgermeister Dr. Michael Kern im Augustintreff genutzt. In dichter Folge kamen Themen auf den Tisch, die weit über das Viertel hinausreichen: die Schließung der Maulklinik und die Zukunft des Klinikums, Einsparungen in den Stadtteilen, der öffentliche Nahverkehr, die Parkplatznot im Monikaviertel, Fragen der Barrierefreiheit – und auch der Wildpark. Mit am Tisch war auch Herr Brenner vom Bezirksausschuss Südost, den Kern eingangs begrüßte.

Gleich zu Beginn schwang die jüngste große Stadtratssitzung mit. Eine Bürgerin stellte die Frage in den Raum: „Da wird stundenlang beraten – aber was wurde denn wirklich beschlossen?“ Eine Bürgerin brachte die Bedeutung des Ehrenamts mit einem Satz auf den Punkt: „Ein Tag ohne Ehrenamt – dann würde die Stadt stillstehen. Kritik: Es werde zu viel kaputtgespart – bei Angeboten vor Ort, beim ÖPNV und bei Veranstaltungen für Senioren.

Maulklinik, Klinikum und Hausärzte
Ein großer Block drehte sich um die Schließung der Maulklinik und die Zukunft des Klinikums Ingolstadt. Mehrere Bürger äußerten die Sorge, die medizinische Versorgung könne sich verschlechtern. Kern stellte klar, dass die Maulklinik nicht im Eigentum der Stadt ist und daher der Eigentümer über eine künftige Nutzung entscheidet. Die Versorgung der Bevölkerung sei dennoch abgesichert, betonte er. Mit Blick auf die laufende Generalsanierung des Klinikums zeigte er sich zuversichtlich: Nach Abschluss der Sanierung wird das Klinikum in vielen Bereichen besser aufgestellt sein.

Kritisch angesprochen wurde auch die hausärztliche Versorgung. Eine Bewohnerin bemängelte, es gebe zu wenige Hausärzte und Termine seien schwer zu bekommen. Kern verwies auf die GOIN-Praxis sowie die neue Praxis INakut. Damit sei man „relativ gut abgesichert“, was die hausärztliche Versorgung angeht, und habe wichtige zusätzliche Anlaufstellen geschaffen.

Einsparungen, Seniorenfasching und Rolle des Ehrenamts
Ein weiterer Schwerpunkt waren mögliche Einsparungen im Augustintreff und im Stadtteil. Eine Bürgerin nutzte das Wort, um zunächst ausdrücklich dem Personal und den Ehrenamtlichen im Treff zu danken – verbunden mit Applaus aus dem Publikum. Zugleich fragte sie nach, welche konkreten Kürzungen geplant sind und ob der traditionelle Seniorenfasching im Stadttheater vor dem Aus steht. Eine andere Bürgerin meinte, die Parteien sollten das Geld ihrer Faschingsbälle lieber in den Seniorenfasching stecken.

Kern betonte, dass Stadtteiltreffs für ihn ein wichtiger Baustein der sozialen Infrastruktur sind und ihr Weiterbetrieb gesichert sei. Gleichwohl sei die finanzielle Lage angespannt. Wenn bestimmte Veranstaltungen – wie die städtische Seniorenfaschingsfeier – in der bisherigen Form nicht mehr möglich seien, müsse man „überall sparen“. Das eine oder andere Angebot werde dann wohl nicht mehr in der gewohnten Größe stattfinden. „Wir müssen sparen, wo wir es eh nicht haben“, so der Oberbürgermeister. Denkbar seien eher verkürzte Öffnungszeiten oder abgespeckte Veranstaltungsformate als komplette Streichungen. Eine Bürgerin verwies dabei auch auf frühere politische Entscheidungen: „Da waren auch die Vorgänger schuld“, sagte sie.

ÖPNV: Sorge vor Kürzungen, Zusage zum Erhalt
Deutlich äußerten mehrere Anwohner die Sorge, dass Einsparungen im öffentlichen Nahverkehr gerade ältere Menschen besonders treffen würden. Vor allem aus dem Monikaviertel kam die Klage, viele hätten dort kaum Busanbindung und könnten den Augustintreff deshalb nur schwer erreichen.


Kern widersprach der Befürchtung, der ÖPNV werde „kaputt gemacht“. Eine Großstadt brauche einen funktionierenden öffentlichen Nahverkehr, stellte er klar. Das Angebot bleibe weitgehend erhalten, nur an einigen Stellen werde ausgedünnt – insbesondere beim Nachtbus. Insgesamt werde der ÖPNV als öffentlich finanzierte Grundversorgung bestehen bleiben. Zugleich kündigte er an, dass das Monikaviertel in absehbarer Zeit ebenfalls einen eigenen Stadtteiltreff bekommen soll.

Finanzen, Schulden und Ausblick
Zur Haushaltslage machte Kern deutlich, dass die Stadt vor großen Investitionen steht, etwa im Schulbau, während die finanziellen Spielräume begrenzt sind. In dieser Situation werde man zusätzliche Schulden aufnehmen müssen. Er zeigte sich dennoch zuversichtlich, dass es wirtschaftlich wieder besser werde: Alles werde weitergehen, aber reduzierter. „Da müssen wir durch“, fasste er die Lage zusammen.

Wildpark: Wichtig, aber nicht ohne Einschnitte
Eigene Aufmerksamkeit erhielt der Wildpark. Aus der Runde wurde deutlich, wie sehr viele Ingolstädter an dieser Einrichtung hängen. Kern unterstrich, dass der Wildpark für die Stadt und die Bevölkerung wichtig ist und als Ort der Naherholung erhalten bleiben soll. Gleichzeitig machte er keinen Hehl daraus, dass auch dort Einsparungen notwendig sein werden. Er begrüßte ausdrücklich den neu gegründeten Freundeskreis Wildpark, der sich für den Erhalt engagiert und die Stadt unterstützen soll. Am Beispiel Wildpark wurde deutlich, dass künftig noch stärker auf ein Zusammenspiel von städtischen Mitteln, Förderern und Ehrenamt gesetzt werden muss.

Parkplatznot und Nachverdichtung im Monikaviertel
Viel Raum nahm erneut die Parkplatzsituation im Monikaviertel ein. Anwohner schilderten die täglichen Probleme in dem verdichteten Wohngebiet: zu wenig Stellplätze, immer mehr Autos, zusätzliche Bebauung.
Die zentrale Frage: Wie viel Verbauung verträgt dieses Viertel noch?

Von Seiten der Stadt erläuterte unter anderem Herr Utz, dass sämtliche Bauvorhaben nach den gesetzlichen Vorgaben genehmigt werden – inklusive der vorgeschriebenen Stellplätze pro Wohneinheit. Diese Standards würden eingehalten. Das Problem verschärfe sich aber, weil viele Haushalte zwei oder drei Autos besitzen. Eine Anwohnerin brachte es provokant auf den Punkt: Die jungen Leute beklagten hohe Mieten, aber die Autos könnten gleichzeitig nicht groß genug sein. Mehrfach wurde der Ruf nach konsequenterer Parkraumüberwachung laut. Kern verwies auf bestehende Kontrollen und eine funktionierende Überwachung, warb aber zugleich für mehr Rücksichtnahme und Miteinander im Viertel.



Fazit: Wichtiges Ventil – und der Gürtel wird enger
Zum Schluss wurde deutlich, wie wichtig solche Bürgersprechstunden sind. Viele Anwesende nutzten die Gelegenheit, ihre Anliegen direkt an das Stadtoberhaupt heranzutragen – und man merkte, dass ihnen dieser Austausch gut tut. Es war eine lebhafte, aber überwiegend nette Gesprächsrunde in angenehmer Atmosphäre.

Und all das war nur ein Teil der Themen, die an diesem Nachmittag zur Sprache kamen. Klar wurde aber: Die Stadt wird den sprichwörtlichen Gürtel enger schnallen müssen – bei Angeboten, beim Tempo von Projekten, bei freiwilligen Leistungen. Schwere Zeiten hätten aber nicht nur Belastungen, so Kern, sondern könnten auch ein besseres Miteinander hervorbringen. Die Runde im Augustintreff zeigte: Der Gesprächsbedarf ist groß, die Bereitschaft, sich einzubringen auch. 

Freuen wir uns auf die nächste Bürgersprechstunde.

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