Rausch oder Ramsch?

Vom dichten Treppenhaus des Bürgerhauses bis zur chilligen Kleidertauschparty bei den Linken

Kleiderstapel, Bücherberge und Dekokisten – was früher auf dem Flohmarkt landete oder im Keller verstaubte, findet heute neue Besitzer auf Tauschpartys. „Tauschen statt kaufen“ lautet das Motto, das derzeit immer mehr Anhänger findet. In Ingolstadt etwa boomt das Konzept: Das Bürgerhaus veranstaltet rund viermal im Jahr seine beliebte Tauschrauschparty. Kurz vor der Eröffnung bilden sich lange Schlangen im Treppenhaus des Bürgerhauses – die Spannung ist spürbar. Wenn die Türen aufgehen, geht es zur Sache: Es wird gesucht, probiert, verglichen.

Offiziell gilt die klare Regel „Zehn bringen, höchstens zehn nehmen“. Der Andrang ist enorm, und gelegentlich wird es recht lebhaft. Hut ab vor den Helferinnen, die unermüdlich Ordnung schaffen und dafür sorgen, dass alles fair bleibt. Auffällig: Frauen stellen den Großteil der Besucher, doch auch ein kleines „Herrenzimmer“ ist inzwischen Teil der Veranstaltung.


Die St.-Lukas-Gemeinde setzt mit dem „Alles-für-umsonst-Flohmarkt“ auf die volle Bandbreite: Bücher, Kinderkleidung, Geschirr, Schuhe – alles dabei. Schon vor Beginn war der Raum gut gefüllt, viele versuchten, den ersten Fund zu ergattern. Die Stimmung war lebendig, aber entspannt. Und zu guter Letzt konnte man es sich bei Kaffee und Kuchen gut gehen lassen.
Daneben gab es im Sommer auch in St. Matthäus eine Tauschaktion – ein weiteres Beispiel dafür, wie verbreitet das Prinzip in der Stadt inzwischen ist.

Ganz anders, aber ebenso beliebt, ist die „Kleidertauschparty bei den Linken“ im Parteibüro. Hier steht weniger der Ansturm im Vordergrund als das Miteinander: entspannt, locker, eher Austausch als Konkurrenz.

Nächster Termin: Samstag, 15.11. – 11.00 – 18.00 Uhr


Das Prinzip ist simpel: Wer etwas mitbringt, darf etwas anderes mitnehmen. Kein Geld, kein Feilschen. Für viele ist das befreiend – nachhaltig, sozial und kostenschonend. Natürlich klappt nicht jeder Tausch perfekt, aber der Gedanke zählt: Dinge weitergeben, statt sie wegzuwerfen.

Fazit:
Der Tauschtrend steht für ein Umdenken – weg vom Wegwerfverhalten, hin zu bewussterem Konsum. Ingolstadt zeigt die Bandbreite: vom lebhaften Tauschrausch im Bürgerhaus über den vielseitigen „Alles-für-umsonst-Flohmarkt“ bei St. Lukas (plus der Sommeraktion in St. Matthäus) bis zur entspannten Kleidertauschparty bei den Linken. Lukrativ ist das vor allem ideell – Gemeinschaft, Nachhaltigkeit und das gute Gefühl, wenn Gebrauchtes ein neues Zuhause findet.
Gleichzeitig bleibt die Frage: Braucht man das Mitgenommene wirklich – oder tauscht man am Ende nur seinen Ballast?

Viel Spaß beim nächsten Rauschtausch – ganz gleich, ob Sie ihn als Rausch erleben oder als Tausch begreifen.

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