Am Schliffelmarkt stehen die Leute Schlange, die Freien Wähler sprechen von zweierlei Maß
Zur Mittagszeit am Mittwoch hat sich der Schliffelmarkt zeitweise in eine Warteschlange verwandelt. Vor einem neu aufgestellten Glaskasten – ein modernerer, deutlich ansehnlicherer Nachfolger des bisherigen einfachen Holzbaus an dieser Stelle – standen Dutzende Menschen an, überwiegend jüngeres Publikum. Grund für den Andrang: Döner für 99 Cent zum Auftakt.
Die Schlange zog sich entlang der Strasse, immer wieder schlossen sich neue an. Manche kamen mit dem Fahrrad, andere stellten sich einfach hinten dran und nahmen die Wartezeit kommentarlos in Kauf. Einmal für unter einem Euro Döner essen – das reichte als Argument.
Doch der neue Glaskasten neben dem Modehaus Xaver Mayr sorgt nicht nur für Kundschaft, sondern inzwischen auch für politischen Streit. Die Freien Wähler haben das Thema für die Fragestunde im Stadtrat am Donnerstag, 30. Oktober 2025, angemeldet. Auslöser ist nach Darstellung der Fraktion der Verdacht, dass mit zweierlei Maß gemessen wird.
In ihrer Anfrage heißt es, man halte es für „unbedingt notwendig, grundsätzlich klarzustellen, dass die Regelungen, die für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Ingolstadt gelten, selbstverständlich auch die Stadtverwaltung und ihre Söhne und Töchter binden“. Die Fraktion spricht von „scheinbar unterschiedlichen Maßstäben, oder auch nur Missdeutungen in der Umsetzung“.
Konkret verweisen die Freien Wähler auf zwei Fälle: Zum einen habe eine Eigentümerin einer Immobilie „Am Stein“ eine Beanstandung der Stadtverwaltung wegen eines Schaukastens bekommen – mit Verweis auf Denkmalschutz und Stadtbild. Gleichzeitig, so der Vorwurf, stelle die Stadt selbst „wenige Meter entfernt“ einen „äußerst fragwürdigen Glaskasten“ für eine künftige Imbissnutzung auf.
Die Freien Wähler wollen nun wissen, was dort genau genehmigt und umgesetzt wurde, ob es für den Standort früher andere Planungen gab und ob angesichts knapper Kassen „jegliches Stadtbild im eigentlichen Sinne des Wortes geopfert werden“ solle.
Wichtig ist dabei: Es geht zunächst nicht um einen Beschluss, sondern um eine Anfrage. Das heißt, es wird nicht darüber abgestimmt, ob der Glaskasten bleiben darf oder weg muss. Falls die übrigen Fraktionen die Kritik der Freien Wähler nicht teilen, passiert zunächst gar nichts – der Imbiss bleibt, wie er ist. Nur wenn der Stadtrat später mehrheitlich Konsequenzen fordert, etwa strengere Vorgaben fürs Stadtbild oder sogar Veränderungen am Standort, hätte das für den Betreiber direkte Folgen.
Bis dahin steht der Kasten – und verkauft Döner.
 
				 
															