Graue Garagen waren gestern – heute spricht die Straße bunt
Gestern trafen sich im Pius an der Richard-Wagner-Straße Graffiti-Artists aus den Niederlanden, Österreich sowie aus mehreren deutschen Städten – darunter München, Frankfurt, Landshut und Rüsselsheim. Auf rund 200 Metern Garagenwand entstanden neue Pieces und Kollaborationen. Veranstalter war der Stadtjugendring, umgesetzt mit Unterstützung der GWG. Das Format ist in Ingolstadt längst etabliert: Season 4 setzte die Serie der Graffiti-Meetings konsequent fort.
Über den Tag hinweg arbeiteten die Artists an großflächigen Konzeptwänden, klassischen Letter-Styles und ausgearbeiteten Characters. Die Spannweite reichte von reduzierten Farbkonzepten bis zu vielschichtigen Kompositionen mit feinen Verläufen. Besucher konnten die Entstehung direkt verfolgen – vom Sketch über Outlines bis zum finalen Fill-in.
Die Meeting-Reihe dient ausdrücklich dem Austausch in der regionalen und überregionalen Graffiti-Szene: vernetzen, voneinander lernen, Newcomer an erfahrene Artists heranführen. In Season 4 wurde wieder viel gemeinsam gearbeitet, Techniken wurden erklärt, Caps und Dosen getestet, Farbaufbauten diskutiert. Traditionell klang der Abend im Graffiti-Corner der Fronte 79 aus – Zeit für Gespräche, Vernetzung und neue Pläne.
GWG als verlässlicher Partner
Ein wesentlicher Faktor für Qualität und Kontinuität ist die GWG. Sie unterstützt die Treffen organisatorisch und stellt immer wieder geeignete Flächen zur Verfügung, auf denen sich die Artists künstlerisch entfalten können. Davon profitiert nicht nur die Szene: Die farbigen Arbeiten werten zuvor graue Wände sichtbar auf – viele Anwohner freuen sich über die Farbspiele im Quartier.
Das Duo hinter den Kulissen
Alexandra Degmaier (pädagogische Mitarbeiterin der Fronte 79) und Florian Liu gelten als eingespieltes Team. Degmaier hält die Abläufe zusammen – Genehmigungen, Material, Zeitpläne, Versorgung – und sorgt dafür, dass die Artists konzentriert arbeiten können und sich in Ingolstadt gut aufgehoben fühlen.
Florian Liu ist in der Szene breit vernetzt, bringt die richtigen Leute zusammen, vermittelt zwischen Institutionen und Community und hält die künstlerische Linie im Blick. Das Zusammenspiel beider wirkt sichtbar: reibungslose Organisation, klare Kommunikation, starke Ergebnisse an der Wand – eine Konstante über alle Seasons hinweg.
Stimmen aus dem Viertel
Viele Anwohner schauten vorbei, kamen ins Gespräch, fotografierten die entstehenden Arbeiten. Eine Besucherin aus dem Piusviertel hielt fest, dass der Stadtteil keineswegs „vergessen“ werde: Die gestaltete Garagenwand zeige, wie man graue Flächen in etwas Kunstvolles verwandelt und damit Leben ins Viertel bringt – ihre Fotos schickte sie direkt an die Familie.
Persönliches Fazit
Ich begleite die Graffiti-Meetings seit Langem – Season 4 hat mich erneut überzeugt. Bemerkenswert: Einige Artists arbeiteten ohne Skizze, also freihand – mit sicherem Lettering, sauberen Verläufen und klaren Kontrasten. Im Gespräch mit vielen Künstlern wurde deutlich, wie sehr sie das Format schätzen: Was hier regelmäßig auf die Beine gestellt wird, überzeugt – sie kommen gern zu jedem Treffen.
Wer die Szene weiterverfolgen möchte: Viele Artists sind auf Instagram aktiv. Aktuelle Einblicke und Termine gibt es zudem beim Account „Graffiti-Meeting Ingolstadt“. Ich freue mich auf das nächste Meeting im November.
Mehr dazu: https://sjr-in.de/einrichtungen/fronte-jugendkulturzentrum/graffiti/