Hitzeschutz in Amtsgebäuden – Grün an privaten Mauern und Wänden fördern
Mit Blick auf den Klimawandel und die bevorstehenden Sommermonate sollten die städtischen Gebäude in Ingolstadt auf ihre „Hitzetauglichkeit“ überprüft werden. Das fordern die Ingolstädter Grünen in einem Offenen Brief an OB Christian Scharpf. Außerdem beantragen sie eine finanzielle Förderung für Begrünungen von privaten Mauern und Gabionenwänden.
Offener Brief
Hitzeschutzmaßnahmen in städtischen Gebäuden
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
die ödp-Stadtratsgruppe hat am 29.08.2019 einen Antrag zu „Hitzeschutz in kommunalen Einrichtungen“ mit diversen Fragen gestellt. Aufgrund der Corona-Krise wurde die Erarbeitung bisher verschoben.
Auch in diesem Jahr ist wieder ein Sommer mit hohem Temperaturen prognostiziert (Langfristmodell des amerikanischen Wetterdienstes National Oceanic and Atmospheric Administration [NOAA]). Durch die Corona-Schutzmaßnahmen mit Schutzkleidung und Maskenpflicht bekommt ein Hitzeschutzplan für öffentliche Gebäude, insbesondere für Altenheime und Krankenhäuser, neue Bedeutung. Bei Hitze steigt die körperliche Belastung der Mitarbeiter durch die Schutzkleidung deutlich.
Ich bitte Sie daher durch das zuständige Referat rasch prüfen zu lassen, ob kurzfristige Maßnahmen für diesen Sommer in städtischen Gebäuden notwendig sind. Diese sollten sofort umgesetzt werden, wie z.B. frühzeitige Bereitstellung von Getränken oder die Klimatisierung von Räumen (auch wenn dies nicht im Sinne des Klimaschutzes ist).
Zusätzlich kann eine Anpassung der Öffnungszeiten (in den Morgenstunden und am späten Nachmittag) in der städtischen Verwaltung erfolgen, um besonders gefährdete Bürger (in der Regel Senioren) zu schützen.
Für die kommenden Sommer sollten langfristige bauliche Maßnahmen (wie Begrünung von Gebäuden) umgesetzt werden, um einen Schutz der Mitarbeiter zu gewährleisten – siehe Antrag der ödp.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Christoph Spaeth
Christian Höbusch (Fraktionsvorsitzender)
Agnes Krumwiede
Stephanie Kürten
Barbara Leininger (Fraktionsvorsitzende)
Maria Segerer
Jochen Semle
Förderprogramm zur Begrünung von privaten Mauern und Gabionenwänden
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
der Wunsch nach Schutz vor dem Verkehrslärm in den Ausfallstraßen und Durchgangsstraßen unserer Stadt hat in den letzten Jahren zu einer deutlichen Veränderung des öffentlichen Straßenraums geführt. Das Bild vieler Straßenzüge wird mittlerweile durch hohe Gabionenwände und Metallzäune bestimmt, von denen sich die Bürger*innen eine Entlastung von Lärm und mehr Privatheit versprechen. Nach außen hin zum öffentlichen Raum präsentieren sich diese Wände allerdings als sehr abweisend und verleihen dem Straßenbild eine Art Festungscharakter.
Dieser Eindruck verwundert wenig, wenn man bedenkt, dass Gabionen ursprünglich abrutschgefährdete Hänge in den Alpen sicherten und dann als Schallschutzwände an Autobahnen dienten.
Zu den gestalterischen Gesichtspunkten kommen klimatisch und ökologisch ungünstige Effekte hinzu. Gestein und Metall heizen sich im Sommer stark auf, sodass sich die klimatische Situation im Straßenraum und damit im Stadtraum zusätzlich verschärft.
Wir stellen daher folgenden
Antrag:
1. Die Verwaltung erarbeitet Gestaltungsrichtlinien für private Grundstückseinfassungen am öffentlichen Straßenraum.
2. Die Stadt legt ein Förderprogramm auf zur Begrünung von privaten Mauern, Metallgitterzäunen und Gabionenwänden, die an den Straßenraum angrenzen (z.B. auch im öffentlichen Gehwegbereich).
Gefördert wird die Umgestaltung und Begrünung mit geeigneten, trockenheitstoleranten Pflanzen, die Nistmöglichkeiten für Vögel und Insekten bieten, ebenso das Anlegen von ausreichend großen Pflanzbeeten und Rankhilfen. Das Stadtplanungsamt ist für die Einbindung der Einzelmaßnahmen in ein stadtplanerisches Konzept zuständig. Die Auswahl der Pflanzen und die Planung der Bepflanzung erfolgt durch Fachleute beim Gartenamt.
3. Bei der Kommunikation mit den Bürger*innen kommt den BZAs mit ihrer Ortskenntnis
eine wichtige Rolle zu.
Die Akzeptanz von neuen Gestaltungsrichtlinien und der Erfolg des Förderprogramms hängen natürlich ganz von der Kommunikation und Zusammenarbeit mit den privaten Grund- stücksbesitzer*innen ab. Die Anrainer müssen schon erkennen können, dass eine Begrünung viele Vorteile hat:
– Allein durch das Volumen und die Struktur der Grünpflanzen ist eine Senkung des Lärmpegels in der Straße zu erreichen.
– Die begrünten Gabionen und Metallzäune binden Feinstaub und Luftschadstoffe.
– Die Mauern heizen sich tagsüber nicht mehr so stark auf, so dass die Straßenbegrünung eine wirksame Klimaanpassungsmaßnahme darstellt.
– Die Begrünung verbessert die Umgebungsqualität, wertet das Wohnumfeld insgesamt ökologisch auf und fördert die Artenvielfalt von Flora und Fauna in der Stadt.
– Die Maßnahme wird auch als ein architektonisches Element gesehen, das einen positiven ästhetischen Effekt im Stadtbild hat.
Die Höhe des Zuschusses für die Einzelmaßnahmen orientiert sich am Beispiel anderer Städte wie München und Nürnberg, die bereits ähnliche Programme aufgelegt haben. Zuschüsse zum Programm durch Mittel der Städtebauförderung sind zu prüfen.
Mit freundlichen Grüßen
Barbara Leininger (Fraktionsvorsitzende)
Christian Höbusch (Fraktionsvorsitzender)
Jochen Semle