Leni Brem-Keil – eine kreative Macherin mit Haltung

Eine große Bereicherung für Ingolstadt

Gerade hat Leni – wie sie schlicht, aber liebevoll genannt wird – den Ingolstädter Kulturpreis 2025 „als Anerkennung für ihre herausragenden Leistungen auf kulturellem Gebiet“ erhalten. Betrachtet man was sie alles bewegt hat und wie vielfältig ihr kulturelles wie auch soziales Engagement ist, steht fest: Wenn nicht sie – wer dann? Neben ihrer Theaterarbeit ist sie Gründungsmitglied und ehemalige Vorsitzende von Neuer Sicht e.V., der das Ziel hat Kultur- und Kreativwirtschaft in der Region zu fördern. Sie ist Mitglied im Kulturbeirat der Stadt Ingolstadt sowie ehrenamtliches Mitglied der Auswahljury des 20minmax Kurzfilmfestivals. Und sie ist Vorsitzende und Sprecherin des Arbeitskreises Kultur im Innenstadtprozess Ingolstadt.

Leni wurde in München geboren und wuchs im Dachauer Hinterland auf. Ihre Vorliebe fürs Theater geht einerseits auf ihre kulturaffine Familie zurück, in der Theaterbesuche früh zur Selbstverständlichkeit gehörten. Andererseits erfand sie bereits als Kind Geschichten, schrieb Romane und bewies schon damals eine ausgeprägte Fantasie. Folgerichtig führte sie ihr Weg nach Wien – ihrer bis heute erklärten Lieblingsstadt – zum Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft. Bereits während des Studiums absolvierte sie zahlreiche Praktika.

Wenn Zufälle den Weg vorzeichnen

Zur damaligen Zeit erhielten Hospitierende keinerlei Bezahlung – umso wichtiger war es, günstig oder kostenfrei unterzukommen. Als Lenis Schwester sich zufällig für eine Hebammenausbildung in Ingolstadt entschied, schlug auch sie dort Wurzeln. Sie begann eine Hospitanz am Stadttheater unter Peter Rein. Als dessen Assistentin krankheitsbedingt ausfiel, bot der Intendant ihr die Vertretung an – und schließlich eine Festanstellung.

Sie arbeitete noch drei Jahre im Team des nachfolgenden Intendanten, Knut Weber. Allerdings fehlte ihr zunehmend die eigenverantwortliche Arbeit.  Nach einem eineinhalbjährigen „Intermezzo“ außerhalb des Theaterbetriebs, war für sie klar: Sie wollte unbedingt ans Theater zurück.

Sie arbeitete freischaffend, unter anderem im neu gegründeten Hofspielhaus in München. Als die Leitung des Altstadttheaters ausgeschrieben wurde, ermutigte sie die Gründerin Ingrid Cannonier, sich gemeinsam mit Falco Blome zu bewerben. Die beiden kannten sich aus ihrer Zeit als Regieassistent*innen am Stadttheater.

Das Publikum gewöhnte sich allmählich  an den frischen Wind unter dem denkmalgeschützten Holzdachstuhl: Das Duo entwickelte ein ambitioniertes Programm mit zahlreichen Eigenproduktionen und Gastspielen..

Mit Ideen und Kreativität durch Krisen

Im Januar 2020 hatte das Team endlich das erreicht, worauf es hingearbeitet hatte: eine treue Fangemeinde, die das vielschichtige Angebot schätzte, neuen Produktionen entgegenfieberte und diese regelmäßig feierte – und dann kam Corona. Hier zeigte sich eine weitere Stärke der jungen Theaterleiterin: Sie fand in jeder Situation eine oft überraschende, aber stets kreative Lösung.

Mit der Aktion #leerelos erregte sie während des bedrückenden Lockdowns überregional Aufmerksamkeit. Für ihre Inszenierungen suchte sie immer wieder mal neue Wirkungsstätten und auch als keine Veranstaltungen in geschlossenen Räumen stattfinden durften, fand sie eine pragmatische Lösung: Zunächst inszenierte sie im Hinterhof der Donaustraße, später im Innenhof der Gnadenthal-Schulen in der Kupferstraße.

Mit der Kupferstraße verbindet sie noch mehr: Sie ist Mitglied im Beirat der Marieluise-Fleißer-Gesellschaft, deren berühmteste Namensgeberin in der Kupferstraße geboren wurde.

Nach Corona war nichts wie zuvor. Viele Menschen hatten sich entwöhnt auszugehen – und bis sich das Verhalten wieder änderte, dauerte es lange. Dabei geht es nicht nur um Gewohnheiten, sondern auch um finanzielle Einschränkungen.

Jeder soll sich willkommen fühlen

Leni Brem-Keil ist soziale Teilhabe ein zentrales Anliegen. Deshalb spendet sie regelmäßig Eintrittskarten an die Tafel, um auch einkommensschwachen Menschen den Theaterbesuch zu ermöglichen – trotz ihrer angespannten Finanzlage. Außerdem ist es ihr wichtig, bei möglichst vielen Vorstellungen selbst anwesend zu sein, um sicher zu stellen, dass sich alle Besucher wohlfühlen und dem Vorurteil entgegenzuwirken, Theater sei elitär.

Auch ihre selbst geschriebenen Stücke folgen diesem Prinzip: Sie holt die Menschen dort ab, wo sie emotional und gesellschaftlich stehen. 

Damoklesschwert Finanzkrise

Während sie Corona lange für die größte Herausforderung hielt und viele Ideen entwickelte, um unter den damals strengen Auflagen weiter Theater machen zu können, stellt sich die aktuelle Finanzkrise als weitaus bedrohlicher heraus. Für die kommende Spielzeit kann das Programm wie geplant stattfinden – ein bunter Mix aus Eigenproduktionen, Gastspielen, Wiederaufnahmen und Konzerten. Aber bei der aktuellen Finanzkrise und den zu erwarteten weiteren Kürzungen ist das Altstadttheater auf jede Unterstützung angewiesen – sei es durch Fördermitgliedschaften oder gerne auch Einzelspenden. Nur so kann auf Dauer sichergestellt werden, dass uns dieses kulturelle Kleinod in Ingolstadt erhalten bleibt. (HaGa)

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