Tennis fährt beim Ruderclub wieder hoch
Eigentlich wollten wir auch über die kommende Saison sprechen, aber Robert Liepold, der Abteilungsleiter der Tennisabteilung des Ruderclub Ingolstadt ist mit dem Tennisverband nicht so ganz zufrieden: es fehlt, obwohl es durch den Verband versprochen wurde, am Interview Termin die konkrete Teamaufstellung in den einzelnen Ligen. Dennoch hat er IN-direkt einiges über die letzten Wochen und Monate und über die Zukunft des Tennissports beim Ruderclub Ingolstadt erzählt.
IN-direkt: Herr Liepold, ist der Ruderclub Ingolstadt schon wieder auf Normalbetrieb?
Robert Liepold: Nein, natürlich noch lange nicht. Dennoch füllen sich die Plätze wieder und es geht schön langsam in Richtung Normalität.
Dann war der Lockdown also auch für den Ruderclub ein Problem?
Na klar war er das, aber er hat unsere Jugendlichen auch heiß gemacht. Als wir unsere Plätze wieder öffnen durften, entstand ein richtiger Boom. Plötzlich wollten alle raus. Die jungen Leute waren lange genug eingesperrt und sie wollen ja unbedingt Tennis spielen. Das sieht man jetzt auch wieder auf dem Platz und das ist auch gut so. Besonders bei den verschiedenen Doppeln sieht man das. Alle wollten spielen, aber das war zuerst verboten. Jetzt darf man das wieder und die Leute, besonders die Jungen sind wirklich begeistert. Das freut mich auch selbst.
Wie sieht das mit der Punktrunde aus?
Nun, die gestaltet sich gar nicht so dramatisch, wie ich das anfangs befürchtet habe. Da, wie gesagt, Doppelspielen wieder erlaubt ist, glaube ich, dass wir das ganz gut hinbekommen. Leider hat es der Verband noch nicht geschafft, bis zum heutigen Tag die Ligen-Einteilung fertig zu machen, obwohl uns das schon letzte Woche versprochen war. Wir alle sind schon gespannt, wie es dann in den jeweiligen Klassen aussieht.
Also spielen sie wie bereits geplant beim Ruderclub?
Nein geplant haben wir mit 22 Mannschaften, ich musste aber ein gutes Drittel abmelden. Das waren vor allem die älteren Spielerinnen und Spieler.
Weil diese durch das Corona Virus besonders gefährdet sind?
Nein, weil das Spielerinnen und Spieler sind, die Tennis auch deswegen spielen, weil nicht nur immer der Ehrgeiz im Vordergrund steht, sondern, weil hier auch die soziale Komponente und die Geselligkeit eine Rolle spielt. Diese ist aber durch die Beschränkungen derzeit nicht gegeben. Ich hätte mich also sehr schwergetan hier die jeweiligen Mannschaften zusammenzustellen. Anfangs hieß es, das Duschen wäre verboten und auch die Gastronomie geschlossen. Nur zum Tennisspielen so weite Fahrten wie nach Nürnberg auf sich zu nehmen und dann nicht mal mit den Gegnern zusammen zu sitzen, das wollte auch nicht jeder umsetzen. Ein Händeschütteln nach dem Spiel ist sowieso untersagt, und gerade auf solche Gesten wird im Tennissport natürlich großer Wert gelegt.
Wie hat sich denn die Pandemie auf die Mitgliederzahlen ausgewirkt. Andere Vereine beklagen das so lange keinen Sportbetrieb stattfindet auch keine neuen Mitglieder dazu kommen. War das für die Tennisabteilung im Ruderclub ein Problem?
Ja das war ein Problem, allerdings haben sich bei uns die Zahlen nicht so drastisch ausgewirkt wie bei anderen Vereinen. In den Wochen, in denen kein Sport gemacht wurde und kein Tennis gespielt, gab es natürlich auch keine Vereinsaufnahmen. Warum sollte jemand auch zu einem Tennisverein gehen, wenn er nicht Tennisspielen kann. Wir haben jetzt aber eine Mitglieder-Werbeaktion gestartet. Wir nennen das ganze „Fast-Learning-Tennis“, also praktisch ein Tennis-schnell-Lernkurs. In vier Trainingseinheiten soll neuen Mitgliedern unser toller Sport nahegebracht werden. Dazu haben wir extra einen Trainer abgestellt. Das Ganze entwickelt sich richtig gut und wird sicherlich die Delle in den Mitgliederzahlen wieder auffangen.
Wenn das Vereinsheim beim Ruderclub jetzt lange geschlossen war, gibt es dort auch Probleme mit der Finanzierung? Was ist denn mit dem Bierpfennig?
Ja Bierpfennig gibt es bei uns auch, allerdings fällt der, zumindest bei der Tennisabteilung, nicht so ins Gewicht. Eigentlich hatte nicht der Verein das Problem, sondern die Wirtsleute. Und hier sind wir den Pächtern entgegengekommen und haben Ihnen einen Teil der Pacht gestundet. Ich denke hier soll es ein beiderseitiges Entgegenkommen geben. Die Devise ist: Leben und leben lassen.
Jetzt läuft also wieder alles?
Ja klar, das Wetter spielt natürlich auch mit und so wird der Biergarten am Vereinsheim wieder sehr gut besucht. Die Leute schauen sich also auch das Tennis an und auch das wird sicher irgendwann wieder zu steigenden Mitgliederzahlen führen.
Wie nehmen die Spieler die Hygieneregeln auf?
Eigentlich sehr gut. Das wird alles eingehalten und so wie es der Verband vorschreibt aber auch der Gesetzgeber wünscht, so machen wir das auch. Der Spielerwechsel erfolgt immer auf der entgegengesetzten Seite und die Spielerbänke selbst haben wir vier Meter auseinandergerückt. Abstand und Hygiene ist bei uns also kein Problem. Außerdem spielt ja jeder Spieler sowieso mit seinem eigenen Schläger, Übertragungen durch verschwitzte Hände gibt es also nicht. Und wie gesagt nach dem Spiel entfällt das Händeschütteln, obwohl das von vielen Spielern gerne gemacht werden würde. Es gibt allerdings einen Punkt, der immer wieder für Diskussionen sorgt: die Spielerinnen und Spieler dürfen nach wie vor nicht in den Räumen des Ruderclubs duschen. Auch ein Umziehen ist untersagt. Das ist natürlich nicht immer sehr angenehm, wenn man durchgeschwitzt ist und zum Duschen nach Hause fahren muss.
Zum Schluss vielleicht trotzdem noch ein kleiner Ausblick. Wie sieht sie denn nun aus, die kommende Saison?
Da gibt es sogar einen positiven finanziellen Aspekt zu vermelden. Wir werden aufgrund der Corona-Pandemie keine ausländischen Spieler einsetzen. Es gab nämlich erhebliche Probleme mit dem Reisen der beiden Tschechen, die wir verpflichtet hätten. So kostet uns diese Saison weniger als gedacht und damit gleichen wir auch wieder eventuelle Fehlbeträge durch die krisenbedingte Spielsituation aus. Und ebenso positiv: den jungen Ingolstädter Spielern geben wir damit Spielpraxis. Ich glaube sie können auf jeden Fall bestehen. Alles andere muss man abwarten
Vielen Dank Herr Liepold für dieses Gespräch. Wir wünschen ihrem Verein und ihnen persönlich eine gute und verletzungsfreie Saison.
Foto: Joschi Haunsperger