Virtuelle Hochschulseelsorge in Coronazeiten
Gottesdienste, Diskussionsveranstaltungen, Beratungsgespräche, gemeinsames Kochen, Feiern und Spielen: Für das Sommersemester 2020 haben die katholischen Hochschulgemeinden (KHG) in Eichstätt und Ingolstadt ein vielfältiges und geselliges Programm zusammengestellt. Aufgrund der Coronakrise muss es jedoch laufend angepasst werden, einige Angebote sind nur digital umsetzbar. Die Verantwortlichen sehen darin auch eine Chance.
In „normalen“ Zeiten öffnet die KHG-Ingolstadt den Studierenden der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der KU sowie der Technischen Hochschule Ingolstadt Räume für Gottesdienste und Begegnung, zum Ausprobieren und Austausch. Das Bildungsangebot ist durch Formate wie „Kamingespräch“ und „Auf ein Glas mit…“ geprägt. „Die Begegnung mit interessanten Personen steht im Vordergrund, nicht die Wissensvermittlung“, erklärt Hochschulseelsorger Oswald Meyer. Grill- und Spielabende, Stadtführungen und weitere Angebote bauten darauf, Menschen zusammenzubringen, die sich dann in Übergängen des Lebens begleiten und unterstützen. „Dies alles ist so nicht mehr möglich, wenn Distanz gewahrt werden soll und Studierende in ihren Zimmern oder bei ihren Eltern online Wissen erwerben“, bedauert Meyer. Auch die informelle Begegnung mit Mitarbeitenden auf den Gängen der Hochschulen fehlt.
Da gerade die Gottesdienste von der Begegnung und persönlichen Nähe leben, lädt die KHG-Ingolstadt jeden Mittwoch zum Gottesdienst via Zoom ein. Studierende sind hier nicht nur Zuschauer, sondern bringen sich aktiv ein. Manche übernehmen die musikalische Gestaltung, andere lesen Texte, die Fürbitten können persönlich gesprochen oder in der Chatfunktion eingegeben werden. Selbst Austausch in Kleingruppen ist möglich. Bibeltexte können auf einer Whiteboard von allen kreativ bearbeitet werden, eine Abstimmungsfunktion lädt zur aktiven Mitgestaltung ein. „Schön ist, dass auf diese Weise auch Ehemalige wieder an Gottesdiensten teilnehmen können. Nach dem Gottesdienst bleiben viele – wie in normalen Zeiten – noch zur Brotzeit und Gespräch zusammen“, berichtet Meyer.
Soziale Netzwerke sind nach seiner Auffassung in der Zeit des Shutdowns unverzichtbar. Ausgehend von einem ansprechenden Bild des Fotografen Max Rahn lädt die KHG jede Woche zu einem kurzen Gedanken ein. Daneben hält die Hochschulgemeinde mit einem Newsletter Kontakt zu den Studierenden, in dem jede Woche ein ermutigender Gedanke in die Mailbox geworfen wird. Auch gesellige Veranstaltungen laufen langsam wieder an. „Ein Spieleabend über Zoom läuft ganz anders ab als im Thekenkeller der KHG und bietet überraschende Spielmöglichkeiten“, erzählt Meyer.
Bei persönlichen Krisen, Sorgen und Problemen nutzen die Hochschulseelsorger verschiedene Kanäle zur Beratung und Begleitung. „Auch wenn kein digitaler Kanal das persönliche Gespräch ganz ersetzen kann, kann man auch darüber die Sorgen der Studierenden teilen“, sagt Meyer. Nicht alles könne auf digitale Medien verlegt werden. Nach Vorlesungen und Seminaren am Computer seien viele Studierende froh, auch ein analoges Leben führen zu können, so Meyer: „Leider gehen einige nonverbale Kommunikationsmöglichkeiten verloren: Jemandem zuzwinkern oder auch einmal tröstend den Arm um jemanden zu legen, das wird wohl noch länger fehlen.“ Dem pflichtet auch Pater Weig bei: „Unverzichtbar ist der persönliche Kontakt, den wir trotz Kontaktbeschränkungen auch weiter suchen.“
Weitere Informationen zu den Hochschulgemeinden gibt es unter www.khg-eichstaett.de und www.khg-ingolstadt.de.
Bild: Zoom-Gottesdienst der KHG-Eichstätt mit Pater Stefan Weig. pde-Foto: Johnnes Heim