Wenn der Stadionsprecher im Audi Sportpark ins Leere spricht
Spätestens als Italo Mele die Mannschaftsaufstellung des FC Ingolstadt 04 gegen den FC Bayern München II vortrug, offenbarte sich die ganze Surrealität so eines Geisterspiels. Normalerweise ertönen die Namen der Spieler laut und in tausendfacher „Ausführung“, weil sie von den Fans gerufen werden. Nun aber: Nichts. Ein komisches Gefühl – vor allem für Stadionsprecher Italo Mele: „Die Mannschaftsaufstellung nur runter zu lesen hat schon was von C-Klassen oder Kreisligafußball.“ Er und seine Kollegen in den Fußballstadien der Nation von Liga 1 bis Liga 3 erleben derzeit seltsame Zeiten. So erklingen Einlauf- und Tormusik, es werden Torschützen, Auswechslungen und Co. im Stadion durchgesagt – aber von den Rängen kommt keine Reaktion.
„Wir Stadionsprecher sehen uns da eher als Dienstleister und Sicherheitssprecher,“ meint Italo Mele. Man sei dazu da, im Fall eines Falles auch Notfalldurchsagen gewährleisten zu können, beispielsweise bei einer Stadionevakuierung. Genau deshalb sind immer noch Menschen in diesem Job gefragt, sonst könnte man ja auch eine „Stadion-Alexa“ oder so etwas engagieren. Doch dem Mensch geht eben beim Sportgeschehen das Menschliche ab: „Es fehlt das Interaktive mit den Fans, es ist emotionsloser, aber es geht jetzt trotzdem darum, unsere Jungs zu pushen. Leider hat das am Samstag nicht funktioniert,“ erklärte der Stadiosprecher mit Blick auf die unglückliche 1:2 Niederlage der Schanzer. Normalerweise hätte Mele die Emotionen und auch die Entscheidungen und Ansagen des vierten Offiziellen direkt am Spielfeldrand mitbekommen, doch wegen den Corona-Beschränkungen sitzt er nun oben neben der Stadionregie. Alles auf Abstand eben. Wobei der Sprecher des FC Ingolstadt 04 mit dem „ins Nichts sprechen“ keine Probleme hat: „Ich komme ja vom Radio. Und man fühlt sich jetzt ein bisschen an die Radiozeit erinnert.“ Jetzt wartet er – wie auch die Fans – auf den Tag, an dem es heißt: Zuschauer wieder erlaubt. Dann macht sein Job als Stadionsprechers endlich wieder richtig Sinn: „Wir freuen uns alle, wenn es wieder mit Publikum los geht. Das ist doch was ganz anderes.“
Foto Stadion: Stefan Bösl / kbumm.agentur