Kinderschutz geht uns alle an: Maßnahmen gegen sexualisierte Gewalt

Weil sich Kinder nur schwer selbst helfen können, braucht es viele aufmerksame Blicke.


Egal ob in der Johanniter-Jugend, den Kindereinrichtungen oder dem Schulsanitätsdienst – die Johanniter in Bayern machen sich für Kinder stark. Auch Maßnahmen zum Kinderschutz und gegen sexualisierte Gewalt von Kindern werden von der Hilfsorganisation offen thematisiert. Denn Aufklärung und klares Ansprechen sind hilfreiche Prävention. Kinderschutz geht alle an. Stefanie Schmidt, Fachbereichsleitung dafür bei den Johannitern, erklärt: „Sexualisierte Gewalt ist ein ernstes Thema. Viele Betroffene leiden ihr ganzes Leben darunter. Aber Studien zeigen auch, dass Kinder die Erfahrungen verarbeiten können, wenn man ihnen Glauben schenkt und sie frühzeitig Hilfe erhalten.“

Wie wird mit Vorfällen umgegangen?

Wenn bereits ein Fall von sexualisierter Gewalt vorliegt, ist es besonders wichtig, die Kinder ernst zu nehmen und ihnen zu glauben. „Und das müssen wir auch“, meint Schmidt: „Statistiken zeigen, dass Kinder zu diesem Thema nur in den seltensten Fällen lügen. Vor allem, wenn sie Dinge preisgeben, die ihr altersgerechtes Wissen übersteigen, kann man sehr stark davon ausgehen, dass ihre Aussagen der Wahrheit entsprechen.“ Sollte ein Verdacht von sexualisierter Gewalt auftreten, hat die Johanniter-Unfall-Hilfe in Bayern über 30 erfahrene Kinderschutzfachkräfte, die den Kolleginnen und Kollegen beratend und helfend zur Seite stehen. Mit diesen wird gemeinsam eine wohlüberlegte Strategie entwickelt, um so den Kindern bestmöglich zu helfen und den Tätern nicht die Chance zu geben, den Vorfall zu vertuschen.

Prävention und Aufklärung

Für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen gilt bei den Johannitern ein Präventionskonzept. Darauf basierend entwickelt jede der Johanniter-Kindereinrichtungen in Bayern zusätzlich ein eigenes Schutzkonzept. In diesem werden konkrete Maßnahmen festgehalten, um Kinder vor Gefährdungen zu schützen. Ein Teil davon befasst sich mit den Räumlichkeiten der Einrichtung. Hierzu zählen zum Beispiel Absperrungen und Sichtschutzwände, die den Zutritt von externen Personen und die Einsichtnahme in die Räumlichkeiten verhindern.

Für die Prävention von sexualisierter Gewalt ist aber eines der wichtigsten Elemente die Aufklärung. Schmidt: „Die Kinder realisieren oft gar nicht, dass sie Opfer geworden sind. Oder das Begreifen kommt erst Jahre später.“ In Projektarbeit wird den Kindern unter anderem beigebracht, welche Grenzen nicht überschritten werden dürfen, was gute und schlechte Geheimnisse sind, welche Interaktionen mit anderen in Ordnung sind oder welche grenzüberschreitend sind. Unter anderem wird ihnen verständlich gemacht, warum einige intime Handlungen, die im Verhältnis zu den Eltern üblich sind, mit anderen Personen problematisch sein können.

Außerdem wird den Kindern aufgezeigt, welche Rechte sie besitzen, um so ihr Selbstbewusstsein zu stärken und es ihnen einfacher zu machen, auch in der Gruppe ihre eigenen Grenzen aufzuzeigen. So werden ihre individuellen Bedürfnisse beachtet und die Selbstwirksamkeit der Kinder gestärkt.

Aber das Schutzkonzept umfasst nicht nur Angebote für Kinder, sondern auch für Eltern. So gibt es Elternabende, in denen sie wichtige Informationen zu Kinderrechten und Maßnahmen zum Schutz vor sexuellem Missbrauch aufgezeigt bekommen. Es wird das Thema bei den Eltern bewusst in die Köpfe gerufen und sie bekommen wichtige Tipps an die Hand, um die Kinder auch außerhalb der Einrichtung bestmöglich zu schützen. Darüber hinaus wird selbstverständlich auch das Personal der Johanniter umfangreich geschult: Die Betreuenden werden zum Thema Kinderschutz sensibilisiert und lernen, Fälle von sexualisierter Gewalt frühzeitig zu erkennen.

Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.:
Die Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. ist ein Werk des evangelischen Johanniterordens, dessen wichtigstes Anliegen seit Jahrhunderten die Hilfe von Mensch zu Mensch ist. Mit mehr als 29.000 Beschäftigten, 46.000 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern und mehr als 1,2 Millionen Fördermitgliedern ist die Johanniter-Unfall-Hilfe eine der größten deutschen Hilfsorganisationen. Zu ihren Aufgaben zählen seit ihrer Gründung neben dem Rettungs- und Sanitätsdienst auch Bevölkerungsschutz und Erste-Hilfe-Ausbildung. Hinzu kommen soziale Dienste für Kinder und Jugendliche, dazu zählen auch unsere derzeit beinahe 490 Kindertagesstätten sowie die Betreuung und Pflege von älteren und kranken Menschen. Die Johanniter engagieren sich ebenso in der humanitären Hilfe im Ausland. Im Landesverband Bayern der Johanniter arbeiten mehr als 5.000 Beschäftigte, fast 9.100 Menschen engagieren sich ehrenamtlich und mehr als 250.000 Fördermitglieder unterstützen die Organisation.

Pressestelle/Johanniter Oberbayern