Hoffnungsträger der UWG
Interview mit Michael Mißlbeck
Der Name Mißlbeck ist mit der Ingolstädter Lokalpolitik untrennbar verbunden. Zurzeit sitzt Sepp Mißlbeck im Stadtrat, war in der Vergangenheit sogar Dritter Bürgermeister. Auch sein Vater war Stadtrat und Bürgermeister von Ingolstadt. Nunmehr will Michael Mißlbeck, der Sohn des amtierenden Stadtrats, als neuer UWG-Vorsitzender 2026 für den Stadtrat kandidieren.
Herr Mißlbeck, Sie tragen einen in Ingolstadt sehr bekannten Namen. Ist das für Ihre geplante politische Karriere ein Vorteil oder wegen des Erwartungsdrucks eine Belastung?
Es wäre mir eine große Ehre, die politische Tradition der Familie Mißlbeck fortzuführen; von Erwartungsdruck würde ich allerdings nicht sprechen. Wir haben schon immer eine große politische Affinität gehabt, und ich möchte meinen Vater zitieren: Wenn einem etwas an der Politik nicht passt, sollte man nicht über die Politiker schimpfen, sondern sich selbst engagieren und versuchen, etwas zu bewegen. Dies muss natürlich auch immer dem Wähler gefallen.
Was unterscheidet oder verbindet Sie lokalpolitisch von/mit Ihrem Vater?
Mit meinem Vater kann man wunderbar politisch streiten. Und es gab tatsächlich Punkte, die ich anders gesehen habe, zum Beispiel die Kammerspiele (hier haben wir aus meiner Sicht eine große Chance vertan) oder die Aberkennung der Ehrenbürgerschaft von Herrn Reismüller (dies war aus meiner Sicht überfällig). Ich bewundere aber, dass er trotz seines Alters immer noch politische Visionen hat – so zum Beispiel den Wolkenbügel oder die Nord-Süd-Achse.
Sie nennen in einem Interview mit dem Donaukurier die UWG eine „heterogene Gruppe mit vielen Interessen“. Können Sie das anhand von Beispielen genauer erklären?
Die UWG ist eine bürgerliche Partei und bildet ein breites Spektrum ab. So sitzen Mitglieder mit Gewerkschaftshintergrund genauso am Tisch wie Vorstandsmitglieder des Arbeitgeberverbands (durch meine Person). Und jedes Mitglied bringt seine persönliche Lebens- und Berufserfahrung mit ein – ohne Parteiräson.
Die UWG ist eine bürgerliche Gruppierung. Wodurch unterscheiden Sie sich von den Freien Wählern und deren Vorsitzenden Hubert Aiwanger?
Die Unabhängigkeit. Im Gegensatz zu den Freien Wählern müssen wir nicht auf landes- oder bundespolitische Richtlinien Rücksicht nehmen. Wir können uns rein auf Ingolstadt konzentrieren.
Wie ist das Verhältnis zur CSU? Gibt es da Berührungspunkte und Unterschiede?
Aus meiner Sicht gut, und ich hoffe, das beruht auf Gegenseitigkeit. Ich bin ja politisch in einer toleranten, großstädtischen Münchner CSU groß geworden. Und ich schätze die agierenden Personen hier sehr, angefangen von unserem Oberbürgermeister Michael Kern genauso wie Stephan Huber, Alfred Grob oder Reinhard Brandl, um nur einige zu nennen. Natürlich hat man andere politische Positionen, aber man sollte sich doch immer menschlich und persönlich auf Augenhöhe begegnen.
In dem bereits erwähnten Interview sprechen Sie davon, Personen und Themen zu verknüpfen. An wen (außer Georg Niedermeier) denken Sie da und an welche Themen?
Auch wenn Georg unser sozialpolitisches Gewissen ist, haben wir doch noch einiges mehr zu bieten. Christian Lange mit seiner jahrzehntelangen Erfahrung in weltweit agierenden Großkonzernen ist seit 2014 im Finanzausschuss des Stadtrats und im Verwaltungsrat der IFG, und vor allem war er in der Zeit von OB Lösel der gefühlte Oppositionsführer. Jürgen Köhler ist durch seine berufliche Herkunft eng mit der Kulturpolitik verknüpft. Mein Vater als Altbürgermeister und Ehrenpräsident des MTV ist im sportlichen Leben der Stadt nicht wegzudenken. Und das ist nur die Spitze. Ich denke, von der Schulbildung bis zum Grüngürtel haben wir Mitglieder mit hervorragender beruflicher Kompetenz, die sie auch ohne Parteirichtlinie bei uns einbringen können.
Mit wie vielen Stadtratssitzen für die UWG rechnen Sie?
Wir hoffen, dass wir die Fraktionsstärke und mindestens vier Stadtratsmitglieder behalten können – und dann schau’n wir mal, um mit Franz Beckenbauer zu sprechen.
Glauben Sie, dass CSU, Freie Wähler und AfD zusammen mehr als 50 Prozent der Stadtratssitze erhalten werden?
Den einzigen Wunsch, den ich habe, ist, dass wir die Stimmen der AfD zurückdrängen können. Vor diesem Hintergrund möchten wir auch möglichst viele Nichtwähler motivieren. Das war auch erklärtes Ziel bei der Unterstützung des Bündnisses von mir im OB-Wahlkampf. Und es hat ja keine Stichwahl zwischen CSU und AfD gegeben.
Stellen Sie sich thematisch und personell eine Zusammenarbeit mit der CSU oder der SPD leichter vor?
Es freut mich, dass Sie an eine Koalition der beiden mit der UWG denken. Ich denke, als Juniorpartner ist es immer wichtig, seine politischen Überzeugungen nicht zu opfern. Gerade in der zwingend notwendigen Haushaltskonsolidierung haben wir eine klare Meinung: Die Stadt darf nicht kaputtgespart werden. Bildung darf nicht gegen Kultur ausgespielt werden, und wir müssen das Vereinsleben und Kulturleben der Stadt erhalten.
Wir danken Ihnen für dieses Interview. (HK)