Zukunft des Jungen Theaters durch Ersatzspielstätte sichern

Grüne Stadtratsfraktion beantragt Prüfung möglicher Ausweichspielstätten 

Für das Große Haus des Stadttheaters Ingolstadt ergab sich mit dem Holztheater aus St. Gallen eine sehr gute Ersatzspielstätte: Im Frühjahr konnte das „Theater am Glacis“ mit den ersten Aufführungen bereits eingeweiht werden. Für das Junge Theater mitsamt den Räumen für die Theatervermittlung ist dagegen bislang noch keine Ersatzspielstätte gefunden worden.
„Das ist umso bedauerlicher, da sich das Junge Theater Ingolstadt großer Beliebtheit erfreut und hohe Besucherzahlen garantiert“, sagt Stadträtin Agnes Krumwiede. Zuspruch und Nachfrage sind sogar so groß, dass die Vorstellungen regelmäßig ausgebucht sind. Mit einer zweiten oder einer größeren Spielstätte könnten noch mehr Zuschauer*innen erreicht werden. Das Junge Theater stellt somit eine wichtige Anlaufstelle in den Angeboten für Kinder und Jugendliche in Ingolstadt dar, gerade in der Nach-Corona-Zeit, die viele Heranwachsende verunsichert zurückgelassen hat.
Für die Zeit der Sanierung des Stadttheaters muss jetzt auch eine Ersatzspielstätte für das Junge Theater und die Theatervermittlung gesucht bzw. gefunden werden. Die Grüne Stadtratsfraktion hat heute beantragt, das bisherige MKK-Gebäude als Ersatzspielstätte zu prüfen und gegebenenfalls weitere Spielstätten auf ihre Tauglichkeit für das Junge Theater hin zu untersuchen.



Antrag an den OB Dr. Michael Kern:

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

mittlerweile erfreut sich das Holztheater am Glacis als Ersatzspielstätte für das Stadttheater großer Beliebtheit. Mehrfach wurde in Stadtratsgremien diskutiert über mögliche Alternativen für den Festsaal während der Theatersanierung. Bisher liegen dem Stadtrat jedoch noch keine Alternativen für eine Ersatzspielstätte des Jungen Theaters mit Räumen für die Theatervermittlung vor.
Das Junge Theater ist sehr beliebt und spielt weit über 260 Vorstellungen pro Jahr, womit jährlich über 35.000 Kinder und Jugendliche erreicht werden. Allein das Wintermärchen im Großen Haus lockt jedes Jahr etwa 20.000 Besucher*innen ins Theater. Ergänzt wird das Programm in der Werkstattbühne durch mobile Produktionen, die Theater direkt in die Lebensräume von Kindern und Jugendlichen bringen: in Schulen, Kindergärten, Jugendtreffs und u.a. auch ins Ankerzentrum.
Rund 2.800 Kinder und Jugendliche profitieren jährlich von diesen Angeboten. Regelmäßig sind die Vorstellungen des Jungen Theaters ausverkauft. Die Wartelisten sind so lang, dass mit einer größeren Spielstätte oder etwa zwei Spielstätten noch wesentlich mehr Zuschauer*innen erreicht werden könnten. An den vielfältigen, kostenfreien Angeboten der Theatervermittlung nehmen pro Jahr etwa 10.000 Menschen teil.
Ingolstadt ist eine familienreiche Stadt mit vergleichsweise wenigen Angeboten für Kinder und Jugendliche. Das Junge Theater und die Theatervermittlung schließen hier eine wichtige Lücke im Bereich der kulturellen Bildung. Alle Schulformen besuchen die Vorstellungen. Theaterspielen ist gerade für Kinder und Jugendliche – die nach Corona mit psychischen Problemen und Ängsten zu kämpfen haben, mit Leistungsdruck und einer zunehmend verunsichernden Weltlage zurechtkommen müssen – ein Weg, mehr Mut und Selbstwirksamkeit zu erlangen.
Ein Projekt des Jungen Theaters wie „Die Konferenz der Tiere“ wird noch lange nachwirken. Aus wirtschaftlicher Sicht ist das Junge Theater ein wesentlicher Garant für die konstant hohen Besucherzahlen des Stadttheaters insgesamt. Mobiles Spiel ist keine Perspektive, während der Theatersanierung wird eine eigene Spielstätte mit Räumlichkeiten für Workshops sowie die Spielclubs der Theatervermittlung benötigt. 

Wir beantragen daher,

1.    die Umgestaltung des Gebäudes für das MKK in der Tränktorstraße in eine Spielstätte für das Junge Theater zu prüfen und dem Stadtrat ggf. Kostenmodelle für notwendige Umbaumaßnahmen zu präsentieren inklusive möglicher Förderoptionen.
2.    zu prüfen, welche Räume darüber hinaus als Ersatzspielstätte für das Junge Theater in Frage kommen und den inhaltlich zuständigen Stadtratsgremien eine entsprechende Aufstellung mit den jeweiligen Kostenschätzungen zu präsentieren.

Begründung:
Es liegt in unserer Verantwortung, die hohe künstlerische Qualität des Jungen Theaters zu erhalten. Einladungen auf Festivals und die überregionale Bedeutung des Jungen Theaters wären zwangsläufig gefährdet, würde das Junge Theater während der Sanierung nur noch als mobiles Theater fungieren. Die Räumlichkeiten des MKK in der Tränktorstraße als Ersatzspielstätte für das Junge Theater und für die Theatervermittlung umzurüsten, wäre eine nachhaltige Option. Vorteile liegen in der Nähe zu den Werkstätten sowie in der zentralen, gut erreichbaren Lage. Außerdem könnten hier theoretisch sogar zwei Spielstätten geschaffen werden für zusätzliche Vorstellungen, was der hohen Nachfrage seitens des Publikums gerecht werden würde. Nach der Theatersanierung könnte das ehemalige MKK als Kulturstätte genutzt werden – eine Bereicherung für die Ingolstädter Kulturlandschaft. Sicherlich bestünden für die Kosten des Umbaus diverse Fördermöglichkeiten. Beispielsweise werden Projekte und investive Maßnahmen bei der Schauburg München zu einem erheblichen Anteil durch die „Stiftung zur Förderung der Schauburg“ finanziert.
Weitere Möglichkeiten für eine Ersatzspielstätte des Jungen Theaters kommen in Frage, welche den beteiligten Stadtratsgremien zeitnah mit jeweiligen Kostenschätzungen vorgestellt werden sollten: darunter beispielsweise die Halle acht, der vorderste Raum am Kleinen Haus oder ein Teilbereich des ehemaligen Kaufhaus-Gebäudes.

Mit freundlichen Grüßen

Agnes Krumwiede
Barbara Leininger (Fraktionsvorsitzende), Christian Höbusch (Fraktionsvorsitzender), Maria Segerer, Jochen Semle, Dr. Christoph Spaeth

Pressemitteilung/Bündnis 90/Die Grünen