Die Deutschpatin

Deutsch ist bei Claudia Koark mehr als Grammatik – es ist ein Zuhause in Worten

Wenn Claudia Koark zu ihrem traditionellen Kaffeeklatsch lädt, wird ihr Haus in Unterbrunnenreuth zur kleinen Weltbühne: Zahra aus Afghanistan hat ihre drei Töchter mitgebracht. Ihr mitgebrachter Beitrag auf dem Tisch ist ein zartes Blätterteiggebäck – mit Vanillenote und viel Geschichte. „Das sind afghanische Elefantenohren“, erklärt Zahra stolz. Zahra gehört längst zum Freundeskreis. Heute träumt sie von einer Ausbildung zur Kinderpflegerin. Und sie spricht fließend – auf Deutsch.

Was macht gute Sprachförderung aus? „Man muss nicht perfekt sprechen, aber man muss sich trauen“, sagt Claudia Koark. Seit fünf Jahren ist die resolute, lebhafte ehemalige Lehrerin als sogenannte Deutsch-Patin aktiv. Davor las sie als „Lese-Oma“ im Spitalhofer-Kindergarten vor – dort begann 2011 ihre Reise in die ehrenamtliche Sprachförderung.

Engagiert wurde sie später über den Integrationsdienst an der Permoserstraße, wo dringend Unterstützung für Deutschkurse gesucht wurde. Ihre erste „Kundin“, wie sie ihre Schüler augenzwinkernd nennt, war eine junge Türkin. „Wegen Corona konnten wir uns nur schreiben – aber dann kamen Spaziergänge dazu, Gespräche auf Distanz, manchmal Tränen, oft auch Lachen.“ Wie so oft bei den Geschichten, die ihr die Geflüchteten anvertrauen.

Heute betreut Claudia Koark 43 Menschen pro Woche – in Gruppen oder im Einzelunterricht. Ihre Schüler stammen aus Syrien, Pakistan, der Ukraine, Russland, Afghanistan – politische Flüchtlinge, Kriegsüberlebende, Hoffnungsträger.

Wie läuft so ein Sprachunterricht bei ihr ab?

„Nicht mit Buch und Tafel, sondern mit Kaffee, Rezepten, Alltagsthemen. Wir sprechen über das Wetter, dann über das Gesundheitssystem – und irgendwann über Demokratie.“ Ihr Stil: direkt, humorvoll, immer mit einem offenen Ohr – und manchmal auch mit einer klaren Ansage. Das kommt an. „Wenn Frau Koark lacht, lachen alle“, sagt Zahra. „Und wenn sie schimpft, dann nur, weil sie es ernst meint mit uns.“
Ihr jährliches Gartenfest im Juli ist längst ein kleines internationales Highlight. „Da wird Deutsch gesprochen, getanzt, gelacht und gekocht“, sagt sie. 30 Gäste aus zehn Nationen versammeln sich dann unter den Apfelbäumen. Und sie diskutieren – über Schule, Ausbildung, das Weltgeschehen.
Was motiviert sie, so viel Zeit zu investieren? Weil sie sieht, wie sich ein Mensch verändert, wenn er verstanden wird. Sprache ist ein Türöffner – und oft die erste Brücke in ein neues Leben.

Weit mehr als Ehrenamt

Doch sie merkt auch: Das Ehrenamt hat Grenzen. „Ich fahre viele meiner Schüler selbst zu Terminen, Kursen oder Gesprächen – auf eigene Kosten.“ Ihr Wunsch: „Dass wenigstens diese Fahrten steuerlich absetzbar wären. Es wäre so einfach, das zu lösen. Eine kleine Erleichterung – und ein großes Zeichen der Würdigung.“