Baustelle mit Potenzial

Ein Blick auf den aktuellen Stand der Dinge in der Harderstrasse

Die Umgestaltung der Harderstraße in Ingolstadt schreitet voran und soll die wichtige Verbindung von Norden in die Altstadt in einen einladenden Boulevard verwandeln. Seit Mai 2024 laufen die Arbeiten, die sowohl die Aufenthaltsqualität als auch die Verkehrssicherheit verbessern sollen.

Der nördliche Abschnitt ist weitgehend fertiggestellt:
Alle tiefbautechnischen Maßnahmen sind abgeschlossen, doch es fehlen noch Absperrgitter für die Pflanzflächen sowie dringend benötigte Sitzgelegenheiten. Noch nicht zugänglich ist der Teilabschnitt zwischen der Jesuitenstraße und der Straße Am Stein, wo nach wie vor eine Komplettsperrung besteht.
Ziel der Neugestaltung ist es, den Fußgängern mehr Raum zu geben und die Verkehrsführung zu entschleunigen.
So wurden die Fahrbahnbreite auf 6,5 Meter reduziert und die Gehwege verbreitert. Gleichzeitig soll eine Temporeduzierung auf 30 km/h die Sicherheit erhöhen. Bis zum Sommer 2025 sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein. Doch schon jetzt gibt es kontroverse Meinungen: Während viele Bürger die neuen Grünflächen und die hochwertige Pflasterung loben, fehlen Sitzmöglichkeiten und eine separate Radspur.

Trotz der Fortschritte bleibt die Frage offen:
Wird die Harderstraße am Ende tatsächlich ein Gewinn für alle? Eine kleine Umfrage unserer Zeitung Mitte Mai zeigt unter den befragten Passanten ein überwiegend positives Bild der Neugestaltung der Harderstraße. Über 60 Prozent bewerten die Veränderungen als gut, mehr als 30 Prozent sogar als sehr gut.



Besonders gelobt werden die neue Pflasterung und die Begrünungsmaßnahmen mit Stauden und Großbäumen. Diese schaffen nicht nur eine optische Aufwertung, sondern tragen auch zur Klimaanpassung bei – ein klarer Pluspunkt, den viele, wie zum Beispiel auch Juwelier Ali Han, betonen. Dennoch bleiben auch kritische Stimmen nicht aus. Viele bemängeln die fehlenden Sitzmöglichkeiten, insbesondere auf der Westseite, wo der Gehweg ohnehin als zu schmal empfunden wird. Sabine Mestler aus Kipfenberg merkt an: „Das ist alles sehr eng hier.“ Beim Heraustreten aus den Geschäften sei es oft schwierig, genug Platz zu finden, vor allem wenn sich E-Scooter oder Radfahrer auf dem Gehweg bewegen. Eine eigene Radspur wäre aus Sicht vieler sinnvoll, wie zum Beispiel auch Jörg Tiedt betont.


Wie sicher fühlen sich die Menschen in der Harderstraße?

Hier gibt es unterschiedliche Ansichten. Während die meisten Befragten die Atmosphäre als angenehm empfinden, äußern einige Ladenbesitzer Sicherheitsbedenken: „Mich treiben die sozialen Probleme in der Harderstraße um. Ich kenne nicht wenige, die im Winter abends eine gewisse Unsicherheit verspüren.“ Dies ist aber eine Herausforderung, die tiefbautechnisch nicht zu bewältigen ist.


Welche Veränderungen sind besonders aufgefallen?

Viele Passanten heben die neue Pflasterung und Begrünung hervor. Diese Maßnahmen werden als positive Akzente wahrgenommen, die das Straßenbild deutlich aufwerten. Allerdings fehlen noch Absperrgitter für Pflanzflächen, was gerade im nördlichen Teil der Straße anhand der deutlich erkennbaren Trittspuren zu sehen ist. Auch die hoffentlich nur bis zur endgültigen Fertigstellung im September fehlenden Sitzgelegenheiten sind ein Dauerthema- hier scheint dringender Handlungsbedarf zu bestehen.

Wie bewerten Geschäftsinhaber die Umgestaltung?

Hier gehen die Meinungen auseinander. Während einige die aufgewertete Aufenthaltsqualität begrüßen, klagen andere über Umsatzeinbußen durch reduzierte Parkmöglichkeiten direkt vor ihren Läden, wie etwa Muneeb Ahmad: „Einige Stammkunden finden nur schwer einen Parkplatz und bleiben deshalb aus“, berichtet der Händler, der seinen kleinen Supermarkt auf der Ostseite betreibt. Luigi Barone hingegen wünscht sich auf der Westseite beim Rappensberger mehr Außengastronomie. Die eierlegende Wollmilchsau wird aber auch in der Harderstraße nicht möglich sein. Gerade zur Mittagszeit müssen zum Beispiel die Fußwege Unmengen an Schülern bewältigen können.

Unsere Umfrage zeigt, die Neugestaltung der Harderstraße wird überwiegend positiv aufgenommen. Mehr Sitzgelegenheiten,eine bessere Radverkehrsführung und die Verbesserung der sozialen Sicherheit sind Punkte, die immer wieder angesprochen werden und denen sich die Stadt noch annehmen sollte. (ULi)

Dank an alle die sich bei der Befragung beteiligten.

Titelfoto: Uschi Wilhelm

Porträts: Hartmann/IN-direkt