Gedenken an Befreiung vor 75 Jahren und den „Retter“ von Ingolstadt
Ohne den besonnenen und mutigen Einsatz des damaligen Kommandanten Paul Weinzierl (1897 – 1979) wäre das Kriegsende vor 75 Jahren in Ingolstadt kaum so glimpflich ausgegangen. „In seinem Bericht, erschienen im Sammelblatt des Historischen Vereins, beschreibt Weinzierl eindrücklich die letzten Kriegstage“, sagt Oberbürgermeister Dr. Christian Scharpf zum Jahrestag Tag der Kapitulation am 8. Mai 1945. Im Gedenken an Paul Weinzierl, einen gebürtigen Ingolstädter, will er am Dienstag, 12. Mai um 16 Uhr im Beisein der Familie am Gedenkstein direkt neben dem Turm Baur als eine seiner ersten Amtshandlungen einen Kranz niederlegen.
Paul Weinzierl war erst im Herbst 1944, kurz vor Kriegsende, zum Festungskommandanten von Ingolstadt ernannt worden. „Wie bewahre ich Ingolstadt vor dem Untergang – vor einem Schicksal, das schon viele andere Städte getroffen hatte? Wie verhindere ich Menschenverluste und weitere Kriegsschäden?“, fragte er sich. Anfang April 1945 hatte er ein wichtiges Ziel erreicht: Ingolstadt wurde als Festung gestrichen und verlor seinen Status als Ortsstützpunkt – Weinzierl konnte die Verteidigung herunterfahren. Dabei brachte er sein eigenes Leben in größte Gefahr: Nur mit viel Geschick verhinderte er, dass er als Landesverräter erschossen wurde.
Bei der Enthüllung des Gedenksteins für Paul Weinzierl am Turm Baur im Jahr 1992 würdigte der damalige Oberbürgermeister Peter Schnell die Verdienste Weinzierls: Er habe keinen nutzlosen Widerstand geleistet und damit unnützes Blutvergießen vermieden. Oberbürgermeister Dr. Scharpf ist die Erinnerungskultur wichtig. „Sie darf gerade in Zeiten zunehmender Fremdenfeindlichkeit nicht an Bedeutung verlieren“, sagt er. Paul Weinzierl sei einen mutigen Schritt gegangen und habe, ohne Rücksicht auf sich selbst, Ingolstadt viel Leid erspart und eine größere Bombardierung verhindert.
Foto: Stadtarchiv Ingolstadt