Unterstützung für Frauen in Wohnungsnot
Mit Café NeuHaus hofft man die hohe Dunkelziffer Betroffener zu erreichen
Am 20. März 2024 lud der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) zur feierlichen Eröffnung des Café NeuHaus in der Schrannenstraße ein. Es ist ein Angebot von Frauen für Frauen, die sich in drohender oder akuter Wohnungsnot befinden. Vielleicht stellt man sich die Frage nach der Notwendigkeit eines solchen Cafés, denn gibt es überhaupt obdachlose Frauen?
Der Statistik vom 2. Januar 2024 ist zu entnehmen, dass 2022 die Anzahl der Wohnungslosen im Vergleich zum Vorjahr erheblich gestiegen ist und bundesweit insgesamt 607.000 betrug. Ein Viertel der Betroffenen sind Frauen und oft sogar mit Kindern. Der hohe Anteil mag überraschen, denn in der Öffentlichkeit sind weibliche Obdachlose kaum wahrnehmbar. Die Nichtsichtbarkeit ist für sie Schutz, denn wenn bereits obdachlose Männer angegriffen werden, wie groß ist erst die Gefahr für Frauen zusätzlich geschlechtsspezifischen Übergriffen ausgesetzt zu werden.
Der Sozialdienst katholischer Frauen beauftragte die Katholische Universität Eichstätt mit einer Studie konkret die Situation wohnungsloser und von Wohnungslosigkeit bedrohter Frauen in Ingolstadt zu untersuchen. Eine Befragung entsprechender Träger vor Ort ergab, dass sich jährlich etwa 400 weibliche Betroffenen Hilfe suchend an die verschiedenen Einrichtungen wenden. Allerdings geht die Studie von einer Dunkelziffer von etwa 2000 Frauen aus, da viele überhaupt nicht wissen, wohin sie sich wenden können.
Auf der Grundlage der Forschungsergebnisse hat der SkF das Café NeuHaus gegründet, zu dessen feierlichen Eröffnung zahlreiche Gäste begrüßt wurden: Michaela Seybold vom Bayerischen Sozialministerium, die Bürgermeisterinnen Dorothea Deneke-Stoll und Petra Kleine, sowie Stadträte, Vertreter von Kooperationspartnern sowie der Kirche. In ihren Grußworten hoben alle die Wichtigkeit dieser niedrigschwelligen Anlauf- und Beratungsstelle für Frauen hervor.
Eigene Schutzräume für Frauen sind unabdingbar
Petra Kleine erläuterte, dass aktuell 24 alleinstehende Frauen in kommunalen Obdachloseneinrichtungen und neun Frauen mit insgesamt 15 minderjährigen Kindern in städtischen Notwohnungen untergebracht sind. Die hohe Dunkelziffer basiert auf der Erkenntnis der Fachleute, dass die Frauen im Notfall oft bei Bekannten unterkommen, Gewalt und sexuelle Übergriffe ertragen, aber auch sonstige Ausbeutung über sich ergehen lassen, um nicht zu riskieren auf der Straße zu landen.
Die Gründe, warum Frauen in diese schwierige Lage geraten, sind vielfältig. Alleinstehende und alleinerziehende Frauen sind häufig in prekären Beschäftigungsverhältnissen tätig und können kaum die steigenden Mieten und Energiekosten finanziell stemmen, oder Frauen verlieren die Wohnung, weil sie vor Gewalt fliehen. Daher sind eigene Schutz-und Rückzugsräume wichtig. Daneben bietet das Café Möglichkeit Wäsche zu waschen und eine eigene Post-Adresse – oft der erste Schritt zu einem selbstbestimmten Leben. Auch gibt es Unterstützung bei Behördenangelegenheiten und Vernetzung zu anderen Hilfeformen. Frauen mit Kindern können sich beraten lassen ohne Angst, dass man ihnen in dieser Situation die Kinder wegnimmt.
Die Gäste waren von dem breit aufgestellten Angebot begeistert und wünschten dem Träger sowie den Betroffenen ein gutes Gelingen. Der SkF freut sich über weitere Ehrenamtliche: (08 41) 93 75 50