Starkbieranstich bei Herrnbräu – Rundumschlag mit spitzer Feder und entspannter Atmosphäre
Mit dem Ende des Faschings wird die Fastenzeit in Ingolstadt eingeleitet und damit auch die Zeit der Starkbierfeste. Was wäre ein Starkbierfest in Ingolstadt ohne die brauenden Lokalmatadore? Im Wirthaus am Auwaldsee wurde am Dienstag mit dem dunklen Doppelbock „Operator“ von Herrnbräu der Starkbieranstich gefeiert. Die Gastgeber des Abends, Franz Katzenbogen und Gerhard Bonschab, die beiden Geschäftsführer der Brauerei Herrnbräu, ließen es sich nicht nehmen, alle Gäste vor Beginn der Veranstaltung persönlich im Foyer des Wirtshauses zu begrüßen. Der Eventsaal hatte sich indes in ein weiß-grünes Gewand gehüllt, um dem Anlass das passende Ambiente zu verleihen. Und dann floss der „Operator“ in die Krüge, nachdem Oberbürgermeister Christian Scharpf mit zwei gekonnten Schlägen das „dankenswerter Weise aus Weichholz gemachte“ Fass anstach. Von der angekündigten „Restunsicherheit“ war jedenfalls nichts zu spüren. „Ozapft is!“
Für die musikalische Untermalung sorgten indes auch die Hepberger Musikanten mit traditionellen Klängen.
Ich hörte mir währenddessen den ersten Starkbierwitz meines Lebens von meinem Tischnachbarn an, den ich ihnen natürlich nicht vorenthalten möchte: „Wie nennt man ein Starkbier-Radler? Ein Mofa.“ Entscheiden sie selbst, ob man darüber lachen kann.
Auf der Bühne wurde das Unterhalten der geladenen Gäste dann doch den Profis überlassen und hier macht beim Derblecken dem Starkbierredner und ERC-Urgestein Johannes Langer keiner so schnell etwas vor. Zumindest wurden die an den Oberbürgermeister, als auch an die Ingolstädter Stadträte oder sogar an den Pfarrer aus der Piuskirche gerichteten Worte einmal mehr mit äußerst spitzer Feder verfasst. Die Ingolstädter SPD hatte nach den harten Worten der Starkbierrede des letzten Jahres sogar mit zukünftiger Abwesenheit gedroht, diese Drohung aber zum diesjährigen Starkbierfest nicht in Tatsachen umgesetzt.
Anfänglich äußerte Langer die Sorge, dass „bei den Stadträten über Corona die üblichen Verhaltensweisen bei einer Starkbierrede völlig in Vergessenheit geraten sind“ und richte sich an die Stadtvertretung: „Ich sehe ja direkt, wenn ich schau, wie sie dasitzen und sich fragen: „Mensch, an welcher Stelle habe ich denn früher immer gelacht?““ Es folgte eine kleine Übung mit Witzen über die jeweiligen Parteien und die Aufforderung zum Lachen an die entsprechende Opposition, abgesehen von der CSU, „die aktuell nicht allzu viel zu lachen hat“. Eine Ausnahme für das Lachen schien es auch für Witze über die Bürgermeisterin Dorothea Deneke-Stoll zu geben: „Bei einem Witz über Frau Deneke-Stoll lacht keiner. Die einen dürfen nicht lachen, weil sie Bürgermeisterin ist, die anderen können nicht lachen, weil sie Bürgermeisterin ist.“
Aber der Starkbierredner hatte auch allen Grund sich über die Herausforderungen seiner Aufgabe zu beschweren: „Ehrlicherweise muss gesagt werden, dass es in Ingolstadt gar nicht mehr so einfach ist, eine Starkbierrede zu schreiben. Seit dieser Scharpf Oberbürgermeister ist, herrscht eine so friedliche, entspannte Atmosphäre im Stadtrat, dass man kotzen könnte, wenn man nicht schon eingeschlafen wäre.“ Generell biete der Oberbürgermeister nicht allzu viel Angriffsfläche, außer vielleicht das Engagement um den letztes Jahr an sieben langen Tagen zum Badesee erklärten Piussee und dass in seinem Büro zu wenig Licht brenne. „Hand aufs Herz, Herr Scharpf, was machen sie so zu Mitternacht? Arbeiten sie da nichts mehr?“ Aber Gott sei Dank gibt es Zeitschaltuhren und die CSU, die an diesem Abend wohl so einige Einschläge hinnehmen musste. So wurde zum Beispiel nicht verschwiegen, dass die CSU noch schwer mit der Aufklärung der organisatorischen Unzulänglichkeiten der Schanzer Nacht beschäftigt sei. Johannes Langer meint: „Das Dschungelcamp ist ein Dreck dagegen.“ Aber zumindest gehörte Markus Meyer diesmal wohl nicht zu den „ausgeladensten Eingeladenen des Abends“. Es scheint rund zu gehen zwischen Huber, Meyer, CSU und JU, während „die Stadträte von SPD und Grünen entspannt zuschauen und stündlich nach Popcorn verlangen.“ Aber allen Derbleckten sei mit den Worten von Langer gesagt: „Wer nicht da ist, ist nicht „in“.“
Das ganz große Highlight des Abends war wohl das aus voller Kehle und mit viel Leidenschaft gesungene Duett zwischen Oberbürgermeister Scharpf und Herrnbräu-Geschäftsführer Bonschab.
Und dann blickte Langer in die Zukunft und überlegte, wer der Stadt vorstehen könnte, wenn Scharpf sich nicht erneut der Wahl des Oberbürgermeisters stelle. Einzig und allein Frau Veronika Hagn von der JU, der Langer Hirn, Herz, Charisma attestierte, schien seiner Meinung nach eine aussichtsreiche Kandidatin. „Leider sieht man das in der Partei nicht so“, seufzt der Starkbierredner.
Abschließend malte Langer ein fantasievolles und vor allem entspanntes Bild, wie man wohl nach der Legalisierung von Cannabis Starkbierfeste feiert und wie es unter Drogeneinfluss mit unseren Bürgermeistern und Stadträten weitergeht. Auch hierfür hat er ausgeklügelte Vorschläge und den „passenden Shit“ parat. Aber bevor in einem erdachten Szenario der Hopfen dem Cannabis weicht, genießen wir die Fastenzeit mit der bayrischen Braukunst aus der lokalen Brauerei. Prost! (AF)