Starkbieranstich bei Nordbräu
Oberbürgermeister Scharpf zapft den Eisbock an und Andi Huber schenkt ein
Zu Beginn des Abends ließ es sich Geschäftsführerin Eva Wittmann von Nordbräu gestern nicht nehmen, die rund 150 geladenen Gäste zum 27. Starkbieranstich im Kastaniengarten zu begrüßen. Der obligatorische Fassanstich wurde von OB Scharpf professionell mit zwei kräftigen Schlägen erledigt.
Anschließend ging es, mit musikalischer Begleitung der Schanzer Musikanten, durch Starkbierredner Andi Huber zur Sache. Er selbst „zapfte“ diesmal sein Publikum zuerst mit Spendenaufrufen für den mitgebrachten Klingelbeutel an. Mehr oder weniger bereitwillig, jeweils aber immer zur großen Erheiterung aller, zückten der OB und andere namentlich aufgeforderte Gäste ihre Portemonnaies zur Sanierung des undichten Dachs am Katherl, für vergünstigte Eintrittskarten der Donautherme, für die klamme CSU und die Stadt im Allgemeinen.
Der weitere Teil seiner Rede, durch „Ghostwriterin“ Melanie Arzenheimer professionell vorbereitet, machte naturgemäß weite Streifzüge durch die Ingolstädter Kommunalpolitik. Angefangen mit der Problematik der Einladungen, „wer, warum und vielleicht?“, über Markus Meyer, der „wohl der ausgeladenste Eingeladene des Abends“ bis zu Nichtanwesenden wie Sepp Mißlbeck mit seinen Memoiren „Als ich einst die Wolken bügelte, Bekenntnisse eines Visionärs“.
Gewarnt sein sollten die Stadtväter und –mütter, so Huber, vor dem geschenkten Holztheater vor den Toren der Stadt, das Schicksal Trojas sollte alle gelehrt haben, der Lieferung besser ins Maul zu schauen.
Auch die allgemeinen Bauernproteste und Sparzwänge waren Huber etliche Pointen wert. Die Proteste der letzten Wochen hätten zum Beispiel das bekannte Ingolstädter Verkehrschaos zu den Stoßzeiten jetzt über den Tag verteilt, „um Zehne is scho Fünfe!“. Und als Franz Wöhrl mit seinem Bulldog in eine Radarfalle: fuhr, da hat es nicht geblitzt, sondern gescheppert. Den Sparzwang merke man schon bei den neuen Namen, die die Stadt vergibt, so zum Beispiel am „Quartier G“. Wobei, Ergänzungen seien ja noch möglich mit „Geh hoam!“, „Geh weida!“ oder als G-Punkt der Stadt. Der OB kenne sich da als Vater ja gut aus. Und überhaupt, die städtische Verkehrspolitik: „Inge“, das Ergebnis des neuesten städtebaulichen Wettbewerbes vergleicht Huber mit einer Drag Queen, die Kindern das Autofahren abgewöhnen möchte.
Großen Raum in seiner Rede nahm das Ende der Würstlstube ein. Leider protestierten gegen deren Schließung keine Straßenkleber, mindestens von der CSU hätte aber Huber eine Sitzblockade erwartet, schließlich ist die Stube ja ein einzigartiger Ort. Die Gewerbesteuer der Betreiber sei um 680% höher als die von VW, jede Wiener für 2,60€ bringt mehr Gewerbesteuer als ein Q 7. Als Nachfolgekonzept müsse deswegen ein Tourismuskonzept her, die Stadtgeschichte wird schmackhaft gemacht. Zunächst müssen aber von der IFG ein Gutachten erstellt und eine europäische europaweite Ausschreibung für neue Pächter erfolgen. Für 80.000€ wird eine App ersonnen, mit der dann auch ab 380 Paar bestellt werden könne, Lieferung per „Sausage-Shuttle“ oder mittels Drohne. Der Clou dabei, die App erkennt den eigenen Hunger, bevor man ihn spürt. Nach seinem Schlusswort „Gute Politik entsteht dann, wenn man ein Betroffener der eigenen Entscheidung ist!“ war die gut einstündige Rede unter kräftigem Applaus zu Ende. Hunger und Durst der Gäste wurden professionell vom Team des Kastaniengartens gestillt, ein kurzweiliger Abend war damit fast schon zu Ende.