Titelthema: Der Ingolstädter Lehrstellenmarkt und die Suche nach Bewerbern
Aktuell findet er wieder statt: Der Begrüßungsmarathon der neuen Azubis. Bundesweit freuen sich alle Firmenvertreter, die ihre Belegschaft mit jungen und motivierten Kräften aufstocken konnten. Auf der Tagesordnung fast aller deutscher Unternehmen steht der Fachkräftemangel aber weiterhin. Die Nachfrage nach Fachleuten mit einer abgeschlossenen Ausbildung liegt über dem Angebot, Tendenz steigend. Eine Umfrage der Bertelsmann Stiftung unter 7500 Firmen zeigte 2021, dass der Fachkräftemangel bei Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung am größten ist: 48 Prozent der befragten Unternehmen berichten von einem Mangel an Fachpersonal. Dabei wird es für große wie für mittelständische Unternehmen immer schwieriger, Bewerber auf sich aufmerksam zu machen. Die Gründe liegen meistens in limitierten Budgets und Zeitmangel.
Diesmal berichten wir über die Strategien, mit denen die Ingolstädter Freizeitanlagen GmbH und LOGEX neue Bewerberinnen und Bewerber suchen. Bei Ersteren waren es heuer zwei Ausbildungsplätze als künftige Fachangestellte für Bäderbetriebe die besetzt werden konnten, bei LOGEX drei Kaufleute für Büromanagement sowie ein Fachinformatiker für Systemintegration. Wie aber haben die Firmen ihre Azubis gefunden? Welche Strategien kamen zum Einsatz? Wurde außer mit Anzeigen aktiv gesucht? LOGEX System wird sich wieder am 21. Oktober 2023 auf der IHKjobfit! in der Saturn Arena präsentieren. Die Freizeitanlagen GmbH nutzte die Ingolstädter Vocatiummesse 2023 (Fachmesse für Ausbildung und Studium, nächster Termin: 9. bis 10. Juli 2024, Anm. d. Red.) und warb natürlich in den Anlagen selbst. Des Weiteren wurden Flyer in den Schulen verteilt.
Instagram, TikTok und Co als Recruiting-Modell
Soziale Medien sind Zeitfresser, fünf Stunden Arbeitszeit pro Woche sind laut Aussage von Fachleuten das Minimum, um sich aktiv auf den Plattformen zu engagieren, aktiv mit anderen Accounts zu interagieren und Posts zu kommentieren. Dabei können diese Medien die Sichtbarkeit viel effektiver erhöhen, als lediglich dort über die Firma als Ausbilder zu informieren. An derartigem Content ist die Generation Z häufig auch gar nicht interessiert, nutzt sie doch Social Media primär zur Unterhaltung in der Freizeit.
Welche dieser Kanäle nutzen nun unsere Ingolstädter Firmen? Sind das Netzwerk und die Kommunikationskanäle Ihrer Azubis auch für sie interessant? Bei den Freizeitanlagen werden die eigene Homepage, Instagram, Facebook und der Ausbildungskompass genutzt. LOGEX baut ihre Präsenz und die Kommunikation auf ihren Social Media Kanälen weiter aus und wirbt hauptsächlich mit Print Kampagnen in der regionalen Presse. Zudem sind neben den Ausbildungsplätzen alle Vakanzen bei der Agentur für Arbeit veröffentlicht.
Wie sieht es mit der aktiven Bewerbung firmenspezifischer Benefits aus? Die Freizeitanlagen investieren in eine überbetriebliche Ausbildung, bieten Weihnachtsgeld, vermögenswirksame Leistungen und organisieren Teamevents. Alle haben ihre persönlichen Aufstiegschancen, um nach der Ausbildung noch ein weiteres Jahr als Fachkraft zu arbeiten und so weitere Berufserfahrung sammeln zu können. Außerdem ist es möglich, den Meisterbrief zu erwerben.
Für junge Menschen steht aber nicht nur ein Beruf mit Sinn und Zukunft im Vordergrund, sondern auch die Vereinbarkeit mit dem eigenen Privatleben, deshalb bietet LOGEX zahlreiche Mitarbeiter-Vorteile wie Dienstradleasing, Hansefit und andere Vergünstigungen an. Zudem haben sie die Möglichkeit, sich eigenverantwortlich um nachhaltige Projekte zu kümmern und für Verbesserungen im Büroalltag zu sorgen, sei es die Umstellung auf fair produzierten Kaffee und Milch oder der Austausch von alten Leuchtstoffröhren zu energieeffizienten LED-Lampen. Schulungen und Seminare rund um die Themen der Kreislaufwirtschaft, aber auch IT-Sicherheit und Datenschutz werden gerne besucht. Natürlich sind auch das Sommerfest und die Weihnachtsfeier wichtige Boni. Ebenso die im jährlichen Wechsel stattfindende Jahresvertriebstagung und die Weltleitmesse für Umwelttechnologien, kurz IFAT. Sowohl die Jahresvertriebstagung als auch die Messe sind ideale Gelegenheiten sich mit anderen aus der Branche auszutauschen und zu vernetzen.
Das ist ein Artikel aus der aktuellen Print-Ausgabe…
Kommentar
Azubis von A bis Z gesucht
Wie sich die Zeiten doch ändern: konnten die Arbeitgeber früher noch aus einem Pool an Bewerbern die passendsten aussuchen, so ist es heute genau umgekehrt: Die Azubis von heute sind begehrt wie nie und können sich ihre Ausbildungsplätze in aller Ruhe aussuchen. Umso intensiver werben deshalb die Anbieter um alle neuen Mitarbeiter. „Komm in unser Team“, allein mit diesem Slogan werben Dutzende Firmen in Ingolstadt von A wie Aldi bis Z wie verschiedene Zeitarbeitsfirmen um die junge Generation. Massive Banner- und Plakatkampagnen durchziehen die Stadt, man könnte meinen, es herrscht das ganze Jahr Wahlkampf. Ein Ingolstädter Friseursalon bietet als Prämie für eine erfolgreiche Vermittlung ein Jahr lang kostenloses Waschen, Schneiden und Föhnen. Und wie mit einem Schleppnetz fischt die Stadt Frankfurt am Main für sich nach neuen Bewerbern: Sie hat sich den Slogan sogar als Internetauftritt gesichert.