Rezertifizierung Fahrradstadt Ingolstadt
Im Gespräch mit Martin Köster, 1.Sprecher BRaIN (BesserradelninIN)
Am 6. Juli fand die Rezertifizierung Ingolstadts zur sogenannten „fahrradfreundlichen Kommune“ der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommunen in Bayern e.V. (AGFK) statt. Die Fahrradbeauftragte Theresa Schneider lud neben Vertreterinnen und Vertretern der AGFK auch Mitglieder des Fahrradbeirates und Vertreter der Stadt ein. Als Vertreter für BRaIN durfte Martin Köster teilnehmen. Uschi Feyrer-Ziob vertrat den ADFC Ingolstadt. Frau Schneider begann mit dem theoretischen Teil und stellte die Entwicklung der Stadt Ingolstadt seit dem Jahr 2016 vor. Da ein großer Wurf für den Radverkehr in einer Autostadt wie Ingolstadt schwer ist, gab es viele kleine Verbesserungen, die aber auch insgesamt sehr überschaubar wirkten. Die zehn Fahrradvorrangrouten sind äußerst lückenhaft umgesetzt, wenn überhaupt. Neue, kurzfristig noch beschlossene Projekte wie zwei Fahrradreparaturstationen oder die Planung eines neuen Fahrradparkplatzes am Klinikum oder der grüne Abbiegepfeil für Radfahrende zählten zu den Highlights. Auch der Umbau der Schlosslände wurde kurz angesprochen. Damals hatte Baureferent Gero Hofmann dem Fahrradbeirat eigentlich nur zur Abnahme die Planung vorgestellt. Allerdings war die grundsätzliche Meinung des Gremiums über diese Verkehrsplanung erschreckend schlecht. Die Planung musste neu überarbeitet werden und konnte so auch dem AGFK als positive Entwicklung vorgestellt werden. Im Anschluss setzten sich die Teilnehmenden auf die Fahrräder und fuhren eine von der Stadt geplante Route ab, auf der besondere Radverkehrsverbesserungen begutachtet wurden.
Besonders begeistert, wie wenig sich seit der ersten Zertifi zierung im Jahr 2016 bis heute getan hat“, so Martin Köster, der als Sprecher für BRaIN auch im Fahrradbeirat sitzt. „Bis 2030 erwartet die AGFK die Fertigstellung aller Fahrradvorrangrouten und ich sehe bis heute nur einen graden so erkennbaren Flickenteppich.“ Bemängelt hat die AGFK besonders, dass keine der Routen bis heute vollständig fertig sind und dann auch noch immer wieder durch andere Straßen unterbrochen werden, die höher privilegiert eingestuft werden. Bei der Befahrung fi el dem Gremium auf, dass einige Verkehrssituationen unnötig kompliziert, verwirrend oder überfl üssig geregelt sind – zwar Kleinigkeiten aber viele Kleinigkeiten. „Jedoch muss man die Fahrradbeauftragte und den Baureferenten, die beide erst seit relativ kurzer Zeit im Amt sind, auch die nötige Zeit geben, Fehler aus der Vergangenheit nachzubessern“, versucht Köster die Situation einzuschätzen. „Zudem gibt es nach wie vor in Ingolstadts Schlüsselpositionen hin und wieder Gegner einer Verbesserung des Radverkehrs. Andere Bayrische Städte sind hier deutlich entscheidungsmutiger. Daher bin ich froh, dass wir rezertifi ziert wurden, und betrachte es als Ansporn für alle Beteiligten, nicht weiter im Klein-Klein sondern mit ein paar größeren Würfen die zahlreichen Baustellen anzugehen. 2030 ist städtebaulich keine ferne Zukunft. Was wir jetzt falsch angehen, wird uns noch über Jahre begleiten. Ich betrachte es einfach als meine Aufgabe immer wieder Probleme anzusprechen und auf dem Schirm zu haben.“
Bildinformationen
- Rezertifizierung Fahrradstadt Ingolstadt: Stadt Ingolstadt/Rössle