Konfetti braucht das Leben!
Zum Lachen sind die Zeiten eigentlich aktuell nicht. Trotzdem – oder gerade deshalb – ist es andererseits aber vielleicht ganz gut, dass es im Jahresrhythmus regelmäßig eine fünfte Jahreszeit gibt, die dem Lachen und der Ausgelassenheit gewidmet ist. Heute sprechen wir mit dreien, die in dieser Zeit unabkömmlich sind und als wirkliche Profis in Sachen Faschingsunterhaltung gelten: Manuel Oberle, Präsident, Michael Katschke, 1. Vizepräsident und Katrin Hirsch, Schriftführerin der Ingolstädter Faschingsgesellschaft Narrwalla.
Hallo Herr Katschke, braucht man als 1. Vizepräsident der Narrwalla mehr Humor als andere Menschen?
Michael Katschke: Nicht zwangsläufig, denn bei dem, was wir tun, kommt der Humor von ganz allein. Was man eventuell mehr als andere benötigt, ist die Fähigkeit, Dinge mit Humor zu nehmen. Sonst ist ganz schnell Schluss mit lustig (lacht).
Inwiefern?
Manuel Oberle: Ich denke, das ist relativ leicht zu erklären. Wie in Vereinen oder Ehrenämtern üblich, wirken die Leute aus Überzeugung und Spaß an der Freude mit. Das alles aber nebenbei, nach der Arbeit oder Schule. In der Vereinsdimension, dem Auftrittsportfolio oder auch unseren Großveranstaltungen unter dem Jahr sind die Strukturen und Abläufe mehr mit einer Firma zu vergleichen.
Frau Hirsch, sind Sie faschingssüchtig? Wie schnell kann man am Aschermittwoch wieder abschalten?
Katrin Hirsch: Faschingssüchtig jetzt eher nicht. Ich war selbst lange Gardemadl und bin seit ein paar Jahren in der Vorstandschaft. Was man insbesondere in der heißen Phase der Saison erlebt, von tollen Shows und Bällen ebenso wie der Zusammenhalt der Mannschaft als eingeschweißtes Team. Da kommt man nur schwer wieder los. Vielleicht ist das Wort „süchtig“ dann doch nicht ganz so abwegig. Aber am Aschermittwoch ist es bei uns noch lange nicht vorbei, so wird in den Tagen danach u.a. unser Faschingswagen abgebaut, Inventar eingelagert, die Anlagen gewartet und die Vorstandschaft trifft sich zur Nachbereitung der Saison. So richtig abschalten klappt erst circa zwei Wochen nach Aschermittwoch, passend zur Abschlussfahrt.
Seit wann sind Sie dabei?
Michael Katschke: Genau weiß ich es auf die Schnelle gar nicht. Es müssten mittlerweile um die 30 Jahre sein.
Wie haben Sie die Faschingszeit während Corona erlebt?
Michael Katschke: Es war ein ziemliches Auf und Ab. Das erste Jahr ging überhaupt nichts, das war aber relativ absehbar. Lediglich der Austausch per Handy mit weiteren Vereinen ist geblieben. Im Zweiten Jahr bestand zunächst die Hoffnung, dass es wieder aufwärts geht. Die Trainings wurden gestartet, die Mannschaft fand wieder zusammen, bis letztendlich wieder der Abbruch kam. Ein erfolgreicher Sommer mit vielen Veranstaltungen hat uns dann aber letztendlich den Anschub verschafft, diese Saison wieder durch zu starten.
Der schönste Moment für Sie im Fasching?
Manuel Oberle: Schwer zu sagen. Es gibt sehr viele tolle und einzigartige Momente, die sich nicht direkt vergleichen lassen. Ein wesentliches Highlight ist immer der Krönungstag. Beginnend mit der Abholung des Prinzenpaars, der Schlüsselübergabe am Rathaus und dem Gefühl „Jetzt geht’s los“ gefolgt vom Krönungsball am Abend. Dieser bildet zum einen den Auftakt der Ingolstädter Ballsaison im Stadttheater, zum anderen ist definitiv die Anspannung bei allen zu spüren, endlich zeigen zu können, worauf man nun Monate trainiert hat. Bis der Applaus kommt und die Euphorie von klein bis groß den Saal übernimmt. Abgesehen von den großen Bällen sind es aber vor allem die sehr herzlichen kleineren Auftritte, die wir in caritativen Einrichtungen haben oder unserer schon traditionellen Einlage in der Lebenshilfe. Das sind Momente, die einem sehr nachhaltig im Gedächtnis bleiben.
Wie viele Aktive hat die Narrwalla aktuell?
Katrin Hirsch: Derzeit haben wir ca. 400 Mitglieder. Ziemlich genau 100 Personen bilden hier die Aktiven, angefangen bei unseren Kleinsten, den Bambinis, über die Kinder- und Jugendgarde bis hin zum großen Hofstaat, mit Garde, Elfern, Präsidium und Senatoren.
Plagen Sie Nachwuchssorgen?
Manuel Oberle: Unsere Reihen sind derzeit über alle Altersstufen glücklicherweise voller als vor der Krise. Lediglich die Zahl der männlichen Tänzer, sowohl bei den Erwachsenen, als auch dem Nachwuchs ist aktuell ausbaufähig. Aber vielleicht können wir auf unseren Kinderbällen oder dem großen Faschingstreiben am 18. Februar am Rathausplatz ein paar Neue anwerben.
Geht Fasching ohne engagierte Sponsoren heute überhaupt noch? Wer unterstützt Sie besonders?
Michael Katschke: In den meisten Fällen ist der Gegenwert des Sponsorings gerade noch ausreichend, um die dafür erforderlichen Werbemaßnahmen zu decken. Viele kleinere frühere Unterstützer haben seit Corona selbst Schwierigkeiten. Bei den Größeren sind die entsprechenden Anforderungen als Verein mit Fokus Tradition/Breitensport nur noch schwer zu erfüllen. Wer noch ein hohes Maß an regionalem Engagement besitzt, hat mit Geld oder Bier zu tun.
Sind Konfetti noch zeitgemäß?
Michael Katschke: Das ist wohl eine Frage der Perspektive, für den der zum Schluss zusammenkehren muss. Aber gerade bei den Kinderbällen findet Konfetti immer große Begeisterung.
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Bildinformationen
- Narrwalla Ingolstadt Große Garde: Narrwalla Ingolstadt