Dr. Böhm: Corona-Impfung kein Grund zur Angst
Er hatte gewarnt. Am 2. März 2020 appellierte Dr. Anton Böhm in der Sondersitzung des Ingolstädter Stadtrats dafür, keine Besuche in den Altenheimen mehr zu zulassen und auch niemandem die Hand zu geben: „Insgesamt werden wir ein Problem bekommen!“ Von vielen wurde er dafür belächelt, manche warfen ihm Panikmache vor. Aber er sollte Recht behalten.
Corona ist seitdem nicht verschwunden. Im Gegenteil. Und Dr. Anton Böhm (Hausarztzentrum Ingolstadt) sieht nur eine Möglichkeit, die Pandemie in den Griff zu bekommen: impfen. Dabei würden er und seine Kollegen immer wieder mit Fragen und Ängsten konfrontiert, etwa wenn es um den Impfstoff geht: „Der RNA Impfstoff baut sich nicht in die DNA ein!“ erklärt Dr. Böhm. Jeder Arzt sollte das im Studium gelernt haben. Und natürlich gäbe es Nebenwirkungen wie Abgeschlagenheit oder Schwäche. Auch Ärztekollegen hätten von Nebenwirkungen nach der Impfung berichtet, aber: „Der Körper wird ja angeregt, Antikörper zu bilden. Es muss ja eine Reaktion vom Körper kommen, sonst kann ich ja gleich steriles Wasser impfen.“ Folgen, die in dreißig oder vierzig Jahren eintreten, seien jetzt noch nicht abzuschätzen, aber „die Wahrscheinlichkeit, das etwas ist, ist nach dem heutigen Wissenstand nicht zu erwarten. Außer, dass man eben Antikörper bildet.“ Beide mRNA Impfstoffe von Biontech und Moderna bezeichnet Dr. Böhm als sicher. Bei dem Biontech Präparat handle es sich zudem um deutsche Qualität (was laut Böhm nicht nationalistisch verstanden werde sollte), aber diese Qualität lasse keine Verunreinigung erwarten. Bei Medikamenten aus dem Ausland mit unbekannten Herstellungsverfahren sei das nämlich nicht immer der Fall. „Jetzt haben wir einen Impfstoff, der in Deutschland hergestellt und nicht billigst eingekauft wird und wir haben wieder zu reden.“ Am meisten ärgert den Hausarzt die Behauptung, die Impfung würde Frauen unfruchtbar machen oder sogar Abgänge verursachen. Schon bei der Erfindung der Dampflok seien Frauen gewarnt worden, deshalb damit nicht zu fahren: „Diese Warnung gibt es seit Menschengedenken, wenn etwas Neues kommt. Natürlich kann man jede junge Frau damit ein bisschen erschrecken.“ Dr. Anton Böhm setzt dabei auf das Gespräch und eine intensive Aufklärung, auch wenn das bei man einem Anhänger von Verschwörungstheorien nicht ganz einfach ist. „Es gibt nichts anderes als die Impfung,“ betont er: „oder wollen wir zurück ins 18. Jahrhundert mit Pest, Cholera und Epidemien?“
Vitaminreiche Ernährung, Bewegung, Sonne tanken, kein Übergewicht – so stärkt man das Immunsystem. Und das ist laut Dr. Böhm auch absolut zu empfehlen, gerade im Winter. Aber es ist keine Garantie, nicht an Covid-19 zu erkranken. Die Krankheit ist noch längst nicht ausreichend erforscht. Es gibt hoch betagte Erkrankte, denen nichts fehlt, bei anderen verschlechtert sich der Zustand erst nach einigen Tagen, dann aber dramatisch, so Böhm. Und auch junge Menschen sind betroffen. Es brauche jetzt Geduld, bis ausreichend Impfungen durchgeführt werden können („Wenn es geht, sollten alle Miterbeiter im Gesundheitsdienst sich impfen lassen“). Und im Sommer könnte dann schon wieder etwas mehr Normalität einkehren. Darauf freut sich auch der ärztliche Leiter des Hausarztzentrums Ingolstadt: „Ich möchte ein Spätsommerfest für unsere Mitarbeiter und Ärzte veranstalten.“
Wegen Corona nicht auf den Arztbesuch verzichten
Eine Bitte hat Dr. Anton Böhm mit Blick auf die Patienten, die wegen der Corona-Gefahr einen nötigen Arztbesuch aufschieben: „Die Leute brauchen keine Angst haben“, betont er. Fast alle Hausärzte würden streng zwischen Infektpatienten und anderen differenzieren. „Im Normalbetrieb kommen Corona-Patienten nicht mit anderen Patienten in Berührung. Wir haben bei uns zum Beispiel eigene Infektsprechstunden und von unseren 65 Ärzten und Angestellten wurde keiner angesteckt.“ Es sei hingegen fatal, bei gesundheitlichen Problemen zu Hause zu bleiben. Menschen, die z.B. Anzeichen für einen Herzinfarkt hätten oder über Bauchschmerzen klagen („Bauchschmerzen können gerade im Alter oft tödlicher sein als ein Herzinfarkt“) sollten unbedingt den Arzt aufsuchen.