FDP/JU auf Herbstklausur: Tourismus und Freizeit im Fokus
Die Ausschussgemeinschaft FDP/JU hat sich bei ihrer ersten Klausurtagung von 09. bis 11. Oktober in Beilngries mit einer großen Bandbreite an Themen befasst. Unter anderem diskutierten die FDP-Stadträte Jakob Schäuble und Karl Ettinger sowie die JU-Stadträte Veronika Hagn und Dr. Markus Meyer mit dem neuen Personalreferenten der Stadt, Bernd Kuch, über den Stellenplan 2021. Gemeinsam mit dem neuen Wirtschaftsreferenten und IFG-Geschäftsführer Prof. Dr. Georg Rosenfeld, wurden diverse Ansätze zur Wirtschaftsförderung erörtert.
Der Schwerpunkt der ersten gemeinsamen Klausur lag auf dem Themenkomplex „Tourismus und Freizeit“. Die Stadträte von JU und FDP sind davon überzeugt, dass Ingolstadt seine herausragenden Eigenheiten und Eigenschaften touristisch deutlich intensiver vermarkten kann und muss. Um das große Potenzial unserer Heimatstadt zu heben, schlägt die Ausschussgemeinschaft FDP/JU in einem Aktionsprogramm eine Reihe drängender Maßnahmen vor.
In dem Aktionsprogramm von JU und FDP heißt es dazu: Ingolstadt muss seine charakteristischen Merkmale, seine Besonderheiten und Aushängeschilder noch besser präsentieren und sich insgesamt touristisch breiter aufstellen. Es müssen zu den vorhandenen weitere attraktive Konzepte erarbeitet werden, die Touristen, jung wie junggeblieben, Alleinreisende wie Familien, Reisegruppen und Schulklassen aus dem Ausland, aber verstärkt auch aus dem Inland nach Ingolstadt locken. Eine Attraktivierung von Ingolstadt hat aber nicht nur für Auswärtige einen großen Wert, auch die Einwohner von Ingolstadt und der Region 10 profitieren enorm von einem gesteigerten Freizeitwert. Tourismus als Megatrend bietet über die bestehende Gewerbestruktur hinaus zahlreiche Vorteile für die Stadt. Die Stadtidentität wird gestärkt, das Image wird verbessert, die Bekanntheit der Stadt nimmt zu. Sie wird attraktiver für Gewerbeansiedlungen wie für auswärtige Fachkräfte. In einer Stadt wie Ingolstadt kann die Stärkung des Tourismus‘ zur wirtschaftlichen Diversifikation beitragen.
Dazu macht die Ausschussgemeinschaft der FDP/JU folgende konkrete Vorschläge:
Aufwertung der Jugendherbergssituation
Ein schöner Aufenthalt steht und fällt mit einer attraktiven Übernachtungsmöglichkeiten, attraktiv bezüglich der Lage und auch bezüglich des Preis-Leistungsverhältnisses. Mehrbettzimmer ohne eigenes Bad/Nasszelle sind nicht mehr zeitgemäß. Ingolstadt verfügt zwar über eine Jugendherberge, deren Träger die Stadt Ingolstadt ist. Dass der Bedarf an einer Modernisierung besteht, zeigt sich durch die leider mittlerweile aufgegebenen Pläne, eine neue Jugendherberge an der Jahnstraße zu errichten. Die Raumsituation und die sanitären Anlagen der Jugendherberge entsprechen nach der Meinung der FDP/JU nicht modernen Anforderungen. Wir sehen aber auch am derzeitigen Standort große Chancen zur Weiterentwicklung der Jugendherberge. Deshalb fordern wir ergebnisoffen zu prüfen, inwieweit die Jugendherberge am bestehenden Standort aufgewertet werden kann.
Fahrradtourismus
Der Fahrradtourismus wird immer bedeutender. Verstärkt wird der Trend vom E-Bike-Boom und durch die Herausforderungen der Pandemie, die nach einer kleinteiligeren Form des Reisens verlangt. Ingolstadt muss diese Potenziale stärker nutzen. Wir fordern, die Hauptrouten des Fahrradtourismus — insbesondere den Donauradwanderweg — mit Hinweistafeln zu Geschichte und Kultur Ingolstadts wie auch zu unserem Hotel- und Gaststättenangebot auszustatten. Zugleich soll mithilfe einer App der digitale Abruf der auf Fahrradtouristen zugeschnittenen Informationen ermöglicht werden.
Wohnmobiltourismus
Der Wohnmobilstellplatz am alten Hallenbad erfreut sich großer Beliebtheit. Die auffallend positiven Bewertungen im Internet zeigen, dass Ingolstadt hier ein echtes touristisches Standbein geschaffen hat, das ausgebaut werden kann und muss. Durch die Corona-Krise hat der Trend zum Wohnmobil und/oder Camper noch weiter Fahrt aufgenommen. Es wäre ein Gewinn, wenn die Stadt diese finanzkräftige Gruppe von Individualreisenden zu regelmäßigen Besuchern unserer Stadt macht.
Da in den Sommermonaten durchgehend mehr Stellplätze am Hallenbad nachgefragt werden als die Stadt aktuell im Bestand hat, ist die Erweiterung der Wohnmobilstellplätze die wichtigste Maßnahme. Die FDP/JU schlägt deshalb vor, dass die Fläche des alten Hallenbades zur Zwischennutzung für Wohnmobilstellplätze ertüchtigt wird. Dazu müsste die Innenstadtreinigung räumlich neu angeordnet werden.
Die von uns schon beim Fahrradtourismus vorgeschlagenen Ingolstadt-Tourismus-App sollte auch einen speziellen Modus für Wohnmobilisten (Erlebnisrouten, große Parkplätze, Serviceangebote usw.) erhalten. Damit die Nutzung am Parkplatz problemlos möglich ist, und um den Standort weiter aufzuwerten, ist eine Ausstattung mit freiem WLAN-Zugang wünschenswert. Ergänzt werden sollte dies um eine Infotafel mit der Anzeige touristischer Angebote in analoger Form.
Reinheitsgebot und Fasshalle
Will man eine Stadt touristisch positionieren, sucht man nach dem, was sie einmalig und damit unverwechselbar macht: Nach einem Pfund, mit dem man wuchern kann, einem Thema, das die Einzigartigkeit unterstreicht und die Stadt vom Wettbewerb abhebt. Dass unter Herzog Wilhelm IV. auf dem Landständetag in Ingolstadt 1516 das Bayerische Reinheitsgebot für Bier beraten und beschlossen wurde, das älteste, heute noch gültige Lebensmittelgesetz der Welt, ist genau ein solches Alleinstellungsmerkmal. Fahrlässig und verschwenderisch wäre es, auf die intensivere touristische Vermarktung des Reinheitsgebots zu verzichten. Zumal die Herzogsfeste der vergangenen Jahre die Anziehungskraft des Themas jedem klar vor Augen geführt haben. Außerdem schafft die aktuell in Ingolstadt kräftig keimende, junge Bierbrauer-Szene in der Altstadt gerade die Anbindung an die jahrhundertealte Brautradition, die auch im Gebäudekomplex des Georgianums verankert ist. Die Fasshalle und der Getreidespeicher in der profanierten Kapelle zeugen davon. Was der Behandlung des Themas fehlt, ist die ganzjährige Anlaufstelle: ein räumlicher Ankerpunkt, in dem sich die Darstellung der Geschichte des Reinheitsgebots mit Geselligkeit verbinden lässt. Kurz: ein „Haus des Reinen Bieres“. Wir fordern, gemeinsam mit der für 2022 geplanten Eröffnung der Gastronomie in der Fasshalle des Georgianums eine bürgernahe, touristisch verwertbare Präsentation des Themas Reinheitsgebot als „Haus des Reinen Bieres“ vorzubereiten.
Frankenstein
Ingolstadt ist die weltweit bekannte Wirkstätte der Hauptfigur eines kanonischen Romans. Der Mythos um Frankensteins Streben nach dem künstlichen Menschen liefert treffliche Anbindungen an höchst aktuelle ethische und moraltheoretische Debatten um die Grenzen der Wissenschaft. Eine Thematisierung in Form einer attraktiven Dauerausstellung würde das museale Angebot Ingolstadt aufwerten. Gleichwohl ist Frankenstein als weltweite Projektionsfläche für die „gruselige“ Seite des Menschen auch die ideale Basis für populäre Dungeons („Gruselkabinette“), die etwa in London, Amsterdam oder Berlin wahre Besuchermagneten sind. Wir fordern das Kulturreferat sowie die ITK auf, die Umsetzung beider Varianten — die wissenschaftliche und die populäre — zu prüfen.
Baggersee
Der Donauwurm am Baggersee Ingolstadt und die vorhandenen Wasserspiele erfreuen sich größter Beliebtheit. Viele Familien haben im letzten Sommer schöne und entspannte Tage am Donauwurm verbracht. Dabei wurde es oftmals eng um und auf dem Donauwurm. Insbesondere vor dem Hintergrund von Corona ist damit zu rechnen, dass auch im nächsten Jahr einen starke Nachfrage nach dem „Urlaub daheim“ besteht. Wir sind daher der Auffassung, dass am Baggersee der erste Donauwurm erweitert und ein zweiter Donauwurm errichtet werden sollte. Als Standort für den zweiten Donauwurm erscheint uns der Uferbereich am Parkplatz des Jugendbildungshauses des Stadtjungendrings geeignet. In der Nähe befinden sich zudem der bei Familien ebenfalls beliebte Wildpark, ein Spielplatz und ein Kiosk. Am ursprünglichen Donauwurm schlagen wir die Errichtung eines natürlichen Steges vor. Hierdurch werden zum einen weitere Liegeflächen geschaffen, zum anderen profitieren Flora und Fauna durch die zusätzliche Strukturierung des Uferbereichs. Die Aufschüttung des Steges mittels natürlicher Materialien dient also der Biodiversifizierung.
Schließlich fordern wir, zu prüfen, ob der Fahrradweg im Bereich des Donauwurms umgeleitet werden kann. Der Fahrradweg durchschneidet den Aufenthaltsbereich am Donauwurm. Gerade an Tagen, an denen der Donauwurm hoch frequentiert ist, kommt es zu gefährlichen Situationen zwischen Fahrradfahrern und Badegästen, insbesondere Kindern. Dass der Fahrradweg vom Seehaus kommend abschüssig Richtung Donauwurm verläuft, verschärft diese Situation noch. Nördlich vom aktuellen Fahrradweg befindet sich der Parkplatz des Seehauses und ein Grünstreifen, sodass ausreichend Ausweichmöglichkeit vorhanden ist. Der Fahrradweg könnte am bereits vorhandenen Weg vom Parkplatz ans Ufer abgeleitet werden und dann im Bereich der Minigolfanlage wieder ans Ufer geführt werden.
Schleifmühle
Der Platz an der Schleifmühle ist einer der schönsten Plätze Ingolstadts. Deswegen fordern wir eine Aufwertung des Platzes. Dabei sollen die Parkplätze reduziert und so Lebens- und Aufenthaltsqualität gewonnen werden. Historisch führte der Lauf der Schutter an der Südseite des Platzes entlang. Diesen Bezug zum Wasser wollen wir mit neuem Leben füllen und einen Wasserlauf mit Erlebnischarakter für die Kinder installieren.
Strukturen des Tourismusmanagements verbessern
Die ITK leistet für Ingolstadt wertvolle Arbeit. Um den Tourismus weiter zu fördern, muss die Struktur und Ausstattung der ITK gestärkt werden. Hier ist insbesondere auf die effektive Verbindung von Standortmarketing und Tourismus ausbaufähig. Wir als FDP/JU werden uns am Runden Tisch dafür weiter einsetzen. Zudem wollen wir die Gründung eines Tourismusverbunds Mittelbayern anregen. Diesem sollen, neben Ingolstadt, mindestens die Kreise, Neuburg, Pfaffenhofen und Eichstätt angehören, sowie Vertreter der Wirtschaft und Kultur.
Rechbergstraße als Allee und Eingangstor für Besucher
Um den Gästen, die am Nordbahnhof aussteigen, die Orientierung zu erleichtern, soll über die Rechbergstraße bis in die Innenstadt eine aufgewertete Situation entstehen, die schon beim Zugang zur Stadt klare Orientierung bietet und die touristischen Besonderheiten Ingolstadts hervorhebt. Anzudenken wäre hier z.B die Festungs- und Industriegeschichte entlang des Weges darzustellen.
Darüber hinaus wird die Ausschussgemeinschaft FDP/JU eine Reihe weiterer Themen in die politische Debatte einbringen und mit Anträgen an den Stadtrat hinterlegen, die Ihnen in den kommenden Wochen zugehen:
- Einführung eines Sportförderpreises für Nachwuchsathleten
- Entwicklung eines Innenstadtcampus‘ an der Hohen Schule
- Die Akademisierung der Gesundheitsberufe am Standort Ingolstadt
- Die strukturierte Betrachtung von Baudenkmälern in Ingolstadt
Foto: JU/FDP