Donau erlebbarer machen – die SPD wünscht sich ein Flussbad
In ihrem aktuellen Antrag will die SPD-Stadtratsfraktion die Realisierbarkeit eines Donauflussbads prüfen lassen. Dabei soll nicht nur die grundsätzliche Machbarkeit und eine Kostenschätzung, unter Einbeziehung von Fördermöglichkeiten von Bund und Land, geprüft werden. Es sollen darüber hinaus zwei Nutzungskonzepte auf den Prüfstand gestellt werden: Zum einen ein Modell mit einem Betreiber, wie beispielsweise die Hainbadestelle in Bamberg. Zum anderem ein frei zugängliches Modell, wie beispielsweise die Badestellen in München an der Isar.
„Die Idee für ein Flussbad ist nichts Neues. Bereits in den 1920er Jahren gab es ein Flussbad in Ingolstadt. Und auch heute wird von vielen Seiten gefordert, die Donau erlebbarer und zugänglicher zu machen. Gerade in Zeiten von Corona verbringen viele Ingolstädter*innen den Sommer daheim. Da wäre ein Flussbad eine absolute Bereicherung für Jung und Alt“, erklärt der Stadtrat Quirin Witty. Als möglicher Standort soll zunächst das Gelände am Südufer der Donau in unmittelbarer Nähe zur östlichen Flankenbatterie geprüft werden.
„Die Lage am Rande des Klenzeparks bietet viel Spielraum für Ideen und hat vielfältige Vorteile, wie günstige Höhenverhältnisse und eine geringe Strömung am Gleitufer. Zudem ist da bereits eine grundsätzliche Infrastruktur vorhanden, wie Gastronomie, gute Erreichbarkeit und Parkmöglichkeiten“, fügt Witty hinzu.
An dieser Stelle wäre sogar eine Zusammenarbeit mit dem nahegelegenen Freizeitbad denkbar, führen die Sozialdemokraten in ihrem Antrag weiter aus. Genauso gut können sie sich auch eine öffentliche Badestelle vorstellen. In diesem Modell soll die Donau für Badewillige zugänglich gemacht und ein Floss oder einen Holzsteg errichtet werden, der auch als Ausstieg für Donau-Schwimmer genutzt werden kann. „In Bayern gibt es einige Flussbadestellen, die auch gut ohne Betreiber und Badeaufsicht funktionieren. Zum Beispiel das Flussbad Pielmühle in der Nähe von Regensburg“, erklärt Witty weiter.
„Auf jeden Fall wäre eine Flussbadestelle eine Aufwertung des Erholungsraums Donau und ein Anziehungspunkt für Menschen nicht nur aus Ingolstadt“, ist sich auch der Fraktionsvorsitzende Christian De Lapuente sicher.
Antrag: Donauflussbad
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
die SPD-Stadtratsfraktion beantragt, dem Stadtrat und den Bezirksausschüssen Mitte und Südost mögliche Varianten für ein Flussbad an der Donau vorzulegen. und die Realisierbarkeit unter Berücksichtigung möglicher Nutzungskonzepte zu prüfen. Ein Grundsatzbeschluss des Stadtrats zur Errichtung eines Flussbads soll erstes Ziel des Prozesses sein.
Vorgelegt werden eine Einschätzung zur Machbarkeit, eine Kostenschätzung der Varianten, die Prüfung von Zuschüssen von Bund und Land, ein Zeitplan zur Errichtung eines Donauflussbads und ein mögliches Betreibermodell.
Primär wird als Einstig eines möglichen Flussbads folgender Standort geprüft: Südufer der Donau in unmittelbarer Nähe zur östlichen Flankenbatterie.
Begründung:
1) Zugang zur Donau
Die Erlebbarkeit und Zugänglichkeit der Donau stehen immer wieder und häufig im Blickpunkt der Bevölkerung. Maßnahmen wie die Errichtung von Sitzstufen am Donauufer oder die Umgestaltung des Treidelwegs sind Beispiele für Bemühungen, die Donau noch stärker in das Ingolstädter Leben zu integrieren. Überparteiliche Ideen mit dem Ziel eines Ingolstädter Flussbads gibt es dabei immer wieder.
2) Örtliche Gegebenheiten
Die Erlebbarkeit der Donau mit größtmöglicher Berücksichtigung ökologischer Aspekte ist bei allen gestalterischen Überlegungen als Grundlage anzusehen. Der beschriebene Standort eines Flussbads bietet vielfältige Vorteile:
• Relativ geringer Eingriff in die aktuellen ökologischen Gegebenheiten im Vergleich zu anderen
Uferbereichen.
• Leichter Einstieg ins Wasser und günstige Höhenverhältnisse – auch bei erhöhtem Wasserpegel.
• Wenig Strömung am Gleitufer auf Höhe der östlichen Flankenbatterie.
• Standort für lange Dauer des Sonnenuntergangs am Donau-Südufer.
• Gute Erreichbarkeit und Parkmöglichkeiten.
• Entkoppelt vom städtebaulich und konstruktiv schwierigen Stadtufer.
• Ergänzung des „Stadtparks Donau“, außerhalb des „Sanierungsgebiets R Erweiterung“: Die Gastronomie in der östlichen Flankenbatterie mit Ausschank und vorhandenen Sanitäranlagen soll in das Konzept miteinbezogen werden, mit dem Ziel, einen anderen Charakter und ein anderes Ambiente als auf Höhe der „Donaubühne“ zu schaffen.
3) Attraktion
Am Rand des Klenzeparks in der Nähe zur Ingolstädter Innenstadt rundet ein Flussbad das Areal in unmittelbarer Nähe zum kürzlich in das Eigentum der SWI übergegangenen Freizeitbad als weitere Attraktion im Sinne einer Sport-, Freizeit- und Veranstaltungsnutzung ab. Ein Flussbad spricht i.d.R. ein anderes Publikum an als ein Freizeitbad. Darüber hinaus erfährt ein Flussbad v.a. in den Sommermonaten starken Zulauf – besonders aufgrund der Möglichkeit, sich im Fluss spontan abkühlen zu können, während v.a. in den Wintermonaten Freizeitbäder besonders nachgefragt sind. Dennoch soll geprüft werden, inwiefern sich Synergien (Betreibermodell) mit dem angrenzenden Freizeitbad ergeben können, gerade bei der Neukonzeptionierung des Freizeitbads, im Marketing und in der Namensgebung des Bads (z.B. „Schanzer Donaubad“). Ein Ingolstädter Flussbad hat das Potential, weit über die Stadtgrenzen hinaus als Attraktion zu dienen und Besucher anzuziehen.
4) Machbarkeit
Beispiele für Flussbäder gibt es viele, darunter auch viele von relativ einfacher Gestaltung wie das Rheinbad Breite in Basel in Stelzenform, das vom Frühjahr bis zum Spätsommer auch als Sonnendeck genutzt wird. Sogar in Ingolstadt gab es im vergangenen Jahrhundert (1920er Jahre) ein Flussbad, dessen Badebetrieb die Schriftstellerin Marieluise Fleißer sogar beschrieben haben sol
Die schwimmende „Zivil-Donau-Badeanstalt“ um etwa 1910 (Sammlung: H. Fegert)
Aus dem Luftbildband „Ingolstadt im Fokus“, Copyright Stadtarchiv Ingolstadt
Nach Auskunft des Gesundheitsamts der Stadt Ingolstadt erfüllte die Donau die Anforderungen der Badegewässerrichtlinie in den letzten Jahren in den für die Badesaison relevanten Sommermonaten Juni und Juli in unmittelbarer Nähe zum vorgeschlagenen Standort – nämlich auf Höhe des Stadttheaters: Ergebnisse Donau 2018 – 2020:
Quelle: Gesundheitsamt der Stadt Ingolstadt
Sollte eine direkte Realisierung aufgrund zu hoher Strömung nicht möglich sein, soll geprüft werden, inwieweit eine strömungsarme Badebucht technisch realisiert werden kann.
5) Prüfung von Zuschüssen von Land und Bund
Im Rahmen des Bundesprogramms „Nationale Projekte des Städtebaus (NPS)“ werden „investive sowie konzeptionelle Projekte mit besonderer nationaler bzw. internationaler Wahrnehmbarkeit, mit sehr hoher fachlicher Qualität, mit überdurchschnittlichem Investitionsvolumen oder mit hohem Innovationspotential“ mit bis zu 2/3 der förderfähigen Kosten gefördert. Viele der beschriebenen Punkte könnten auf die Konzeption eines Donau-Flussbads zutreffen. Deshalb soll eine Bewerbung bei NPS intensiv geprüft und vorbereitet werden, besonders aus dem Grund, weil Teile des geplanten Flussbads Berlin über NPS finanziert werden.
Ein weiteres verstärktes Augenmerk soll sowohl auf den „Investitionspakt zur Förderung von Sportstätten“ gelegt werden als auch auf die Unterstützung des geplanten Isar-Flussbads in München durch den Freistaat Bayern bezüglich Planung und Bau.
6) Fazit
Ein Ingolstädter Donau-Flussbad ist ein gewiss komplexes und kostenintensives Projekt, würde aber aufgrund der in der Begründung vielen genannten Aspekte zahlreiche Vorteile auf sich vereinen. Würde sich ein öffentliches Flussbad aus Gründen der Haftung, finanziellen oder sonstigen Gründen in der Abwägung nicht realisieren lassen können, sollte zumindest der Gedanke eines in die Donau ragenden Badefloßes (vergleichbar mit dem Konzept aus München) mit Sonnendeck mit entsprechenden Hinweistafeln (Historie des einstigen Ingolstädter Flussbads, Benutzung des Badefloßes: Sicherheit, Wasserqualität der Donau: Gesundheitsschutz) oder die Möglichkeit die Donau für Baden zugänglich zu machen weiterverfolgt werden. Das Badefloß kann auch als Ausstieg für Donauschwimmer genutzt werden. Es gibt viele Beispiele für Flussbäder in Bayern, die auch ohne Betreiber und Bademeister sehr gut funktionieren, wie das Flussbad in Lichtenfels, das Naturfreibad Eichenmühle oder das Flussbad Pielmühle in der Nähe von Regensburg.
Mit freundlichen Grüßen
gez.
Christian De Lapuente, Fraktionsvorsitzender
Quirin Witty
Dr. Manfred Schuhmann
Titelbild: Quirin Witty