UWG: Tiefgaragen-Risikoanalyse und Fragenkatalog zu Kammerspielen
Die UWG beantragt eine Risikoanalyse zum Bau der Kammerspiele auf der Theatertiefgarage und reicht dazu einen Fragenkatalog ein:
Die Dauer der Planungen und die Tatsache, dass im Stadtrat zu Planungen und Kostenschätzungen wider Erwarten nicht im Frühjahr eine Information erfolgt, sondern diese erst für Ende 2021 angekündigt wurde, macht uns stutzig. Wir haben seit einigen Wochen auch Kontakt mit beiden Projektleitern der ausführenden Bauunternehmen, die damals die Tiefgarage Theater Ost und TG Theater West gebaut haben. Wir haben mit den Projektleitern zusammengesessen und mit diesen sehr detailliert über deren Bedenken besprochen. Daraus haben wir eine Liste der aus unserer Sicht bisher nicht kalkulierten Risiken erstellt und den in der Anlage übersandten Ergänzungsantrag sowie den Fragenkatalog gestern an den Oberbürgermeister gesandt.
Die Gespräche mit den damaligen Projektleitern erwecken bei mir den Eindruck, dass bei der Vorbereitung des Wettbewerbsverfahrens Kammerspiele in den Jahren 2018 und 2019 die Frage der baulichen und technischen Umsetzbarkeit eines neuen Theatergebäudes auf den Tiefgaragen nicht ausreichend geprüft wurde. Es überrascht mich sehr, dass trotz einiger Nachfragen aus dem Stadtrat die Stadtbaurätin, das Team der Stadtplanung und auch die Geschäftsführung der INKoBau immer den Eindruck erweckt haben, dass das statisch und technisch kein Problem sei. Die Aussagen der Projektleiter klingen ganz anders und es wurden uns immense Risiken erläutert, die wir in unserem Antrag darstellen. Wir sehen in diesen aus unserer Sicht unkalkulierbaren Risiken einen Grund dafür, den Bau der Kammerspiele am jetzigen Standort generell in Frage zu stellen. Sollte das Projekt umgesetzt werde, ist aus unserer Sicht eine umfassende Haftung der Planer zu fordern.
Dem gesamten Stadtrat sind die Stadtbaurätin und die INKoBau-Geschäftsführung nun eine Menge Antworten schuldig und ich hoffe, dass unsere Fragen bald beantwortet werden und bis zur Juni-Sitzung eine umfassende Risikoanalyse erstellt wird.
Bau der Kammerspiele auf der Tiefgarage Theater West
Ergänzender Fragenkatalog gem. § 56a Abs.1 GeschO des Stadtrats
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Dr. Scharpf,
die UWG-Stadtratsfraktion hat die geplante Errichtung der Kammerspiele mit dem damaligen Projektleiter der ausführenden Baufirma beim Bau der Tiefgarage Theater West erörtert. Aus diesem Gespräch ergeben sich folgende Fragen, um deren Beantwortung ich Sie bitte:
1. Welche Unterlagen liegen in den Archiven der Stadt IN und der IFG zum Bau der TG West vor?
2. Wurden diese Unterlagen der Stadt den Planern und Architekten zur Verfügung gestellt?
3. Wurde den Planern und Architekten das Baugrundgutachten von 1975/1976 vorgelegt?
4. Wurde den Planern die Tragwerksplanung vorgelegt?
5. Liegen den Planern alle Informationen zur eingebauten „Schlitzwand“ (Bauunternehmen Bauer, Schrobenhausen) vor?
6. Ist vorgesehen vor Baubeginn ein neues Boden- und Baugrundgutachten zu erstellen?
7. Wurde für die Errichtung der Kammerspiele eine CO2-Bilanz dieses Gebäudes errechnet (Die Berechnung der CO2-Bilanz ist heute eine Standardmethode, um die ökologischen Auswirkungen eines Gebäudes, eines Grundstücks, oder einer Struktur zu messen und entsprechende Berichte zu erstellen)?
8. Haben die Planer mit dem damaligen Generalplaner der TG Theater West (Planungsgesellschaft Obermeyer Gebäudeplanung) Kontakt, um die Erfahrungen aus dem Bau der TG West auch beim Bau der Kammerspiele nutzen zu können?
Zeitplan und Kosten Kammerspiele – Antrag der Fraktion vom 11.03.2021 (V0217/21)
Ergänzungsantrag: Risikoanalyse zum Bau auf der Tiefgarage
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
die UWG-Stadtratsfraktion hat am 11.03.2021 einen Antrag zur weiteren Vorgehensweise bei der Planung der Kammerspiele gestellt und gefordert, dass dem Stadtrat im Juni 2021 eine Kostenberechnung sowie ein Zeitplan vorgelegt werden (V0217/21). Nach Gesprächen mit den Projektleitern der beim Bau der Tiefgaragen Theater Ost und Theater West verantwortlichen Baufirmen sehen wir erhebliche Risiken, wenn auf die TG Theater West das Gebäude der Kammerspiele gebaut wird.
Wir beantragen daher, dass
die Ausführungsplanungen der Kammerspiele im Auftrag des Stadtrats durch einen unabhängigen Bausachverständigen auf die in der Begründung zu diesem Antrag genannten Risiken hin überprüft werden. Unser Vorschlag ist, dass damit die LGA Landesgewerbeanstalt Bayern beauftragt wird (hier: LGA Bautechnik GmbH), die anerkannt ist als Prüf-, Überwachungs-und Zertifizierungsstelle nach den Landesbauordnungen, vor der weiteren Planung der Kammerspiele ein Boden- und Baugrundgutachten durch einen Sachverständigen erstellt wird und dieses dem Stadtrat vorgelegt wird, die Errichtung der Kammerspiele durch die LGA Bautechnik GmbH begleitet und ständig überprüft wird, im Rahmen der Überprüfungen gemäß Ziffer 1 und der Erstellung des Boden- und Baugrundgutachtens gemäß Ziffer 2 der damalige Generalplaner, die Planungsgesellschaft Obermeyer Gebäudeplanung, München, hinzugezogen wird, die INKoBau dem Stadtrat vor der Projektgenehmigung die errechnete CO2-Bilanz der geplanten Kammerspiele an diesem Standort vorlegt und die planenden Architekten vollumfänglich die Haftung dafür übernehmen, dass der Bau der Kammerspiele keine irreparablen Schäden an der TG West verursacht.
Begründung:
Bisher wurde durch die Geschäftsführung der INKoBau GmbH & Co. KG immer betont, dass es technisch kein Problem sei, die Kammerspiele auf die TG Theater West zu bauen, ohne dabei die Statik der Tiefgarage zu gefährden.
In den Gesprächen der UWG-Fraktion mit den Projektleitern der damals verantwortlichen Baufirmen wurden jedoch eindringlich folgende Risiken einer Überbauung der Tiefgaragen aufgezeigt und vor diesen Risiken ausdrücklich und deutlich gewarnt:
Die von der Firma Bauer beim Bau der Tiefgarage TG West ausgeführte Schlitzwand (Bentonit-Suspension) kann laut Experten nicht wasserdicht sein. Eine solche Schlitzwand ist grundsätzlich nie wasserdicht, da keine Fugenbänder oder ähnliches eingebaut sind und an den senkrechten Fugen zwischen den „Betonierabschnitten“ immer ein geringer Wassereintritt erfolgt, der jedoch für die Nutzung der Tiefgarage unbedenklich ist, da das anfallende Grundwasser durch eine Sammelleitung unterhalb der Bodenplatte (von den Außenwänden über Kanalleitungen zur Pumpzentrale) abgeführt und letztlich über einen separaten Kanal zur Donau geführt wird. Diese Kontrolle des Wasserablaufs wird durch einen Eingriff in die Bausubstanz gefährdet.
Die Schlitzwand bindet ein in das Tertiär unter der TG West und es ist daher zu befürchten, dass Grundwasser bei Beschädigung der Tertiär-Schicht und/oder der eingebundenen Schlitzwand in die TG West eindringt.
Von den 60 unter der TG West beim Bau der Tiefgarage errichteten Entlastungsbrunnen sind zehn nicht abgedichtet worden und es läuft daher immer noch Wasser unter der Bodenplatte der TG West in Richtung Donau.
Weitere Auflasten auf dem Tertiär durch den Bau der Kammerspiele können laut Experten zu einem sogenannten hydraulischen Grundbruch unter der TG West führen. Diese Gefahr besteht insbesondere dann, wenn Eingriffe in den Unterbau und/oder in die Bodenplatte erfolgen, wodurch die Auflast auf der Tertiärbodenschicht an verschiedenen Punkten zu gering werden könnte, was dann das Risiko eines Grundbruchs erhöht.
Die Bodenplatte der TG West hat lediglich eine Stärke von 12 Zentimeter. Unter dieser Bodenplatte befindet sich eine 30 Zentimeter dicke Kiesschicht. Die Bodenplatte wurde ausschließlich für die anfallende „Verkehrslast“ durch Kfz in der Tiefgarage berechnet. Laut Experten ist eine weitere Belastung durch Einzel- oder Flächenlasten von oben wie auch durch entstehenden „Druck von unten“ durch Bodenbewegungen oder Baumaßnahmen nicht berechnet. Dieser gesamte Aufbau aus Bodenplatte und Kiesschiecht kann somit nach Ansicht der Experten keine weiteren Lasten tragen.
Die Betondecke auf der TG West trägt lediglich eine Last von 500 Kg/m².
Da sich die Stadt Ingolstadt zu den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen bekannt hat, ist durch den Bau der Kammerspiele die Errichtung eines Gebäudes mit zu hohen Emissionen von grauer Energie zu befürchten.
Aufgrund dieser Risiken wäre der Bau der Kammerspiele an dieser Stelle nur dann vertretbar, wenn alle Risiken analysiert wurden und die genannten Gefahren aufgrund dieser Analysen ausgeschlossen werden können.
Für eine Projektgenehmigung durch den Stadtrat ist somit aus Sicht der Unterzeichner auch nur noch dann Raum, wenn die Haftungsübernahme durch die Planer sichergestellt ist.
Sollte durch diese erkannten Risiken von einer Bebauung an dieser Stelle abgesehen werden, sollte die Stadtverwaltung baldmöglichst dem Stadtrat Alternativstandorte zur Prüfung vorlegen. Hierzu gehört nach Ansicht der Unterzeichner auch die Prüfung, ob eine Bebauung im Süden des Hämer-Baus zur Donau hin möglich ist und dem vielbeachteten Entwurf von Architekt Peter Bachschuster in einem neuen Verfahren eine Teilnahme ermöglicht werden kann.
Mit freundlichen Grüßen
gez.
Christian Lange, Fraktionsvorsitzender
Jürgen Köhler, stellv. Fraktionsvorsitzender
Sepp Mißlbeck, Stadtrat
Georg Niedermeier, Stadtrat
Grafik: blauraum Architekten