CSU: Informationstafeln statt Umbenennung
Zum Antrag der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen zur Umbenennung von historisch belasteten Straßennamen Ingolstadt teilt die CSU-Stadtratsfraktion mit:
Die CSU-Stadtratsfraktion unterstützt und begrüßt die Auseinandersetzung mit der Geschichte und gerade die kritische Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit in Ingolstadt.
Allerdings geht der Antrag zur Umbenennung von historisch belasteten Straßennamen genau an diesem Ziel vorbei. Gleichsam mit dem Radiergummi durch die Geschichte zu gehen und zugegebenermaßen umstrittene Namen auszutauschen, führt letztlich zu einer dem jeweiligen Zeitgeist verhafteten Betrachtungsweise, die mit historischem Bewusstsein nur noch wenig zu tun hat.
Selbstverständlich würde heute niemand mehr eine Straße nach militärischen „Helden“ des Zweiten Weltkriegs wie Mölders oder Wick benennen, doch die damit verbundene Ehrung vor 60 Jahren ist ein Teil unserer Geschichte – und spiegelt die Auffassung der damaligen Zeit wider. Und genau über dieses Heldenverständnis können und sollen wir uns heute kritisch unterhalten und uns damit auseinandersetzen. Zudem können damit auch Entwicklungslinien in unserer unmittelbaren Vergangenheit deutlich gemacht werden.
Folgt man den Antragsstellern konsequent, müsste zudem auch die Frage gestellt werden, wo man denn mit den Umbenennungen aufhören möchte – in einer über viele Jahrhunderte vom Militär geprägten Stadt ein schwieriges Unterfangen! Aus heutiger Sicht erscheint nämlich ein erheblicher Teil unseres Straßenplans als nicht mehr zeitgemäß.
Problematisch wird dieser Antrag jedoch auch dadurch, dass er über die Köpfe der beteiligten Bürgerinnen und Bürger erfolgt. Es ist bislang nicht bekannt, dass die Anwohner der Mölders-, der Udet oder der Hindenburgstraße einen Antrag auf Umbenennung gestellt hätten. Ganz abgesehen davon, dass eine solche Umwidmung mit erheblichen Kosten und großem persönlichem Aufwand für die Bewohner dieser Straßen verbunden wäre!
Selbstverständlich jedoch trägt die CSU den Gedanken mit, z.B. im sogenannten „Fliegerviertel“ in Haunwöhr oder auch in der Hindenburgstraße Informationstafeln zu den jeweiligen Personen aufzustellen. Historische Bildung hilft immer und trägt zur Vermeidung von Unkenntnis bei – zum Beispiel könnte man da auch erfahren, dass die Hindenburgstraße bereits vor 1933 so benannt worden ist.
Dr. Matthias Schickel, Ausschusssprecher (KBA)