Helmut Bachmaier ist einer von 13 freiwillig Engagierten bei der Bahnhofsmission
„Am echten Leben dran“
Helmut Bachmaier ist einer von 13 freiwillig Engagierten bei der Bahnhofsmission
Ohne Menschen wie Helmut Bachmaier könnte die Bahnhofsmission nicht existieren. „Er ist äußerst flexibel, selbstsicher im Auftreten, hat viel Eigeninitiative, ist vielseitig begabt – auch im IT-Bereich – und springt auch kurzfristig ein, wenn wir ihn brauchen“, lobt ihn Heike Bergmann, hauptamtliche Mitarbeiterin der Einrichtung. „Wir sind in der glücklichen Lage, dass das gesamte Team hoch motiviert ist und sehr professionell arbeitet.“
„Flair von Bahnhöfen“
Der ehrenamtliche Rentner (65) ist einer von derzeit 13 Ehrenamtlichen der Bahnhofmission Ingolstadt. Bis vor kurzem arbeitete er noch beruflich für eine Bank. Auf Dienstreisen hat ihn schon immer das besondere „Flair von Bahnhöfen“ begeistert. Nicht zuletzt deshalb ist er in seinem Ruhestand zur Bahnhofsmission gekommen. Vor allem reizt es ihn aber, jetzt stets „draußen an der frischen Luft“ tätig sein zu können – anders als zuvor im Büro. Und dass er nun ohne Zeitdruck Menschen am Bahnhof unbürokratisch helfen kann.
Seine Hilfe ist ganz vielfältig: „Standardsituationen sind es, Leuten Auskünfte zu geben, zum Beispiel, wo ihr Gleis ist, der Taxistand oder der Schienenersatzverkehr.“ Ganz praktisch zur Hand geht Bachmaier Reisenden, die Probleme haben, mit ihren Kinderwagen in den Zug einzusteigen oder Hilfe mit dem Gepäck benötigen. Dann gibt es Menschen, die sich in einer spontanen Notsituation befinden, weil zum Beispiel ihr Handy „ohne Saft“ ist und sie so ihre Fahrkarte nicht mehr vorzeigen können. Ihnen hilft er mit einer Auflademöglichkeit. Und der Rentner musste zu seiner Überraschung erfahren, „dass es Menschen gibt, die Hunger haben und nicht wissen, wie sie ihn stillen sollen“. Ihnen bietet er abgepackte Vollkornbrote, Wurst, Käse, Kaffee, Tee und Wasser an. Materiell helfen kann er zudem mit Kleidung, Dafür gibt es einen kleinen Vorrat in einem Schrank in der Bahnhofsmission. Wenn der nicht reicht, verweist er die hilfebedürftigen Menschen an die Kleiderkammer der Caritas-Kreisstelle Ingolstadt. Wohnungslose vermittelt der Ehrenamtliche immer wieder zur Straßenambulanz von Bruder Martin.
Zudem halten sich nach Bachmaiers Erfahrung Leute am Bahnhof auf, die massive psychische Probleme haben. Im Gespräch versucht er, diesen ansatzweise zu helfen, ruft aber in gravierenden Fällen – etwa bei Suizidgefahr – Notärzte oder den Krisendienst Psychiatrie an. „Auch stelle ich fest, dass nicht wenige Menschen am Bahnhof weder Deutsch noch Englisch sprechen und teilweise auch nicht lesen können. Da hilft meine Übersetzungs-App auf dem Handy, die auch mit Sprachausgabe funktioniert.“
Teamsitzungen wichtig
Wichtig sind dem Ehrenamtlichen regelmäßige Teamsitzungen mit den beiden Hauptamtlichen Heike Bergmann und Kurt Göttling sowie den anderen freiwillig Engagierten. „Jeder hat ja eine andere Herangehensweise an die Aufgaben, und davon kann ich nur lernen.“ Er schätzt es, dass die beiden Hauptamtlichen den Ehrenamtlichen durch deren Organisation den Rücken freihalten, „damit wir uns ganz auf unsere Dienste draußen konzentrieren können“. Es freut den Rentner, dass er so – anders als bei seiner früheren Büroarbeit – „am echten Leben dran ist“. Genau dafür schätzen wiederum die Hauptamtlichen die Ehrenamtlichen: „Durch ihre Präsenz am Bahnsteig erfolgen die Kontakte zu den Hilfesuchenden sofort und direkt. Das können wir so nicht leisten, da wir hauptsächlich im Büro arbeiten“, meint Kurt Göttling. Hauptamtliche und Ehrenamtliche der Bahnhofsmission Ingolstadt arbeiten so Hand in Hand.