50 Jahre „hingebungsvolle Betreuung und Pflege“
50 Jahre „hingebungsvolle Betreuung und Pflege“
Caritas-Sozialstation Ingolstadt feierte mit rund 120 Menschen Jubiläum in St. Anton
„Es hat sich viel geändert, aber eine Sache ist stets geblieben: Wir haben den Anspruch, pflegebedürftigen Menschen eine qualitativ hochwertige, empathische und liebevolle Pflege zu ermöglichen.“ Mit diesen Worten hat die Geschäftsführerin der Caritas-Sozialstation Ingolstadt, Alexandra Rieß, auf den Punkt gebracht, was alle Redner anlässlich des 50-jährigen Jubiläums dieser Einrichtung zum Ausdruck brachten. Rund 120 mit der Sozialstation verbundene Menschen feierten den runden Geburtstag am Mittwochabend im Pfarrheim St. Anton.
Gott geht mit in die Zukunft
Pfarrer Matthias Blaha, 2. Vorsitzender des Pflegedienstes, stellte in einem geistlichen Impuls einen Bezug zum biblischen Wort „Fürchte dich nicht“ her. Alle Menschen, auch Pflegebedürftige, müssten nichts fürchten, weil alle „für Gott wertvoll sind und von ihm geliebt werden, auch wenn ihnen das Wasser bis zum Hals steht und es brenzlig wird“. Gott komme durch alle in der Caritas-Sozialstation Tätigen zu den Patientinnen und Patienten. Diese brauche sich nicht zu fürchten, „denn Gott geht mit ihr in die Zukunft“.
Der 1. Vorsitzende der Sozialstation, Stefan Hofbauer, gab in seiner Ansprache einen Überblick über 50 Jahre Krankenpflege und darüber hinaus. Nach dem ersten Weltkrieg hatten viele Ortspfarrer im Bistum Eichstätt Krankenpflegevereine gegründet, durch deren Initiativen „die große Not zumindest gelindert werden konnte“. Den Dienst leisteten Ordensschwestern. „Sie ersetzten in vielen Fällen, besonders in den einfacheren Gesundheitsfragen, den Arzt, da sich viele Menschen einen solchen gar nicht leisten konnten“, so Hofbauer. Als die Zahl der Ordensschwestern stetig abnahm, kam es zur Gründung von Sozialstationen. Die Caritas-Sozialstation Ingolstadt wurde am 1. Juli 1973 im Norden Ingolstadts gegründet und ist damit eine der ältesten Sozialstationen in Bayern. „Das Pflegepersonal bestand damals noch aus zwei Barmherzigen Schwestern aus München und zwei Niederbronner Schwestern aus Neumarkt. Bald erfolgte auch die Einstellung von weltlichen Schwestern, die also keinem Orden angehörten“, informierte der 1. Vorsitzende. Im Jahr 1976 kam es zur Gründung einer Sozialstation im Süden Ingolstadts.
Der Aufgabenbereich für die Krankenpflegevereine änderte sich jetzt: Sie wurden zu Trägern und Unterstützern der neugegründeten Sozialstationen. „Die beiden Sozialstationen im Stadtbereich Ingolstadt wurden von der Bevölkerung sehr gut angenommen und entwickelten sich als fruchtbare Einrichtungen“, erzählte Hofbauer. 1987 schlossen sie sich zur Caritas-Sozialstation Ingolstadt zusammen. Josef Dürr übernahm die Geschäftsführung und schied erst mit seinem Eintritt in den Ruhestand im Jahr 2021 aus. Als es immer mehr pflegebedürftige Menschen gab, um die sich deren Angehörige aber nicht immer kümmern konnten, wurden 2003 Betreuungsgruppen für Demenzkranke in der Dahlmannstraße eingerichtet. 2007 wurde in der Geisenfelder Straße in Ringsee die erste Tagespflege eingerichtet, die zweite 2017 in der Richard-Strauss-Straße in St. Pius. „Beides sind segensreiche Einrichtungen, die regen Zuspruch finden“, erklärte Hofbauer, der seine Rede mit den Worten beendete: „Die hingebungsvolle Betreuung und Pflege von Menschen ist ein Zeugnis unserer christlichen Nächstenliebe und deshalb unter dem Dach der Caritas bestens aufgehoben.“
Der Eichstätter Caritasdirektor Alfred Frank würdigte die Unterstützung der Krankenpflegevereine: „Sie ermöglicht es auch Ihnen in der Caritas-Sozialstation Ingolstadt, Menschlichkeit und Nächstenliebe im Berufsalltag walten zu lassen – sprich, sich bei den Patientinnen und Patienten auch neben der eigentlichen Arbeitsverrichtung Zeit für ein Gespräch über deren Anliegen und Sorgen zu nehmen.“ Frank machte aber auch auf das breite Leistungsangebot der Sozialstation aufmerksam: „von der ambulanten Pflege und hauswirtschaftlichen Versorgung über zwei Tagespflegen, Einzelbetreuung und Beratung bis hin zu Krankenpflegekursen für pflegende Angehörige.“ Es bleibe keine Zeit, sich auf den Lorbeeren auszuruhen: „Die doppelte Herausforderung, einerseits genügend Pflegefachkräfte zu gewinnen und andererseits immer mehr pflegebedürftigen Menschen zu helfen, ist gewaltig“, sagte Frank. Er versicherte, dass der Diözesan-Caritasverband die Sozialstation weiterhin so gut wie möglich beraten und unterstützen werde, „damit Sie so gut wie möglich ihre nicht einfacher werdenden Aufgaben bewältigen können“.
Der Fraktionsvorsitzende der CSU im Ingolstädter Stadtrat, Franz Wöhrl, würdigte vor allem die Leistung und Leidenschaft des früheren und inzwischen verstorbenen 1. Vorsitzenden der Sozialstation Konrad Ettl. Und er machte darauf aufmerksam, dass die Unterstützung der Sozialstation für pflegende Angehörige „von unschätzbarem Wert“ sei, „damit alle Menschen so lange wie möglich in ihren eigenen vier Wänden bleiben können“. Der Anteil der Menschen, die Pflege brauchen, werde weiterhin steigen, so Wöhrl. Nach seinen Angaben gibt es in Ingolstadt mittlerweile über 25.000 Menschen, die älter als 65 Jahre sind, und mehr als 13.000 Menschen über 75 Jahren.
„Es fehlt an Wertschätzung“
In einem „Dialog aus dem Gesundheitswesen“ zwischen Alexandra Rieß und den früheren Verantwortlichen der Sozialstation, Josef Dürr und Renate Göbner, erklärte Dürr: „Ohne die Unterstützung der Krankenpflegevereine und der Kirchensteuermittel hätte die Sozialstation keine 50 Jahre bestehen können.“ In dem Dialog setzten sich der frühere Geschäftsführer und die frühere Pflegedienstleiterin kritisch mit Herausforderungen wie der umfangreichen Dokumentationspflicht, dem Zeit- und Konkurrenzdruck in der Pflege und komplexen Gesetzesänderungen auseinander. Dürr sagte: „Es fehlt an Wertschätzung für die häusliche Pflege.“ Damit meinte er auch finanzielle Wertschätzung. An einem Beispiel machte er deutlich, dass Handwerker besser bezahlt würden als Pflegedienste.
Bei der Veranstaltung ehrten die scheidende Geschäftsführerin Alexandra Rieß und ihre Nachfolgerin Nathalie Rost mehrere Mitarbeitende für zehn-, zwanzig- und dreißigjährigen Dienst. Außerdem wurden Beschäftigte ausgezeichnet, die verschiedene Weiterbildungen absolviert haben, zum Beispiel zu Wundexpertinnen und -experten.