Zwei Jahre zwischen Frust und Lust
Ein persönliches Fazit: Event-Veranstalter, DJ und Geschäftsführer Daniel Melegi über die Corona-Pandemie
Vor genau zwei Jahren, am Freitag, 13.03.2022, stieg die letzte offizielle Veranstaltung ohne Abstand und Kontaktbeschränkungen. Die Größte Ü30 im ARA-Hotel, am 14.03.2022, fiel, wie zahlreiche andere Events auch, der Pandemie zum Opfer. „Pandemie“, eines der vielen Wörter, die wir erst lernen und verstehen mussten. „Virus“, „Inzidenz“, „Hospitalisierung“, „Antigen“, „Impffortschritt“ u.s.w. sollten die kommenden 730 Tage unser aller Leben bestimmten. Für viele 730 verlorene Tage mit ausgefallenen Geburtstagen, Hochzeiten und verschobenen Krankenhausaufenthalten, aber auch Beerdigungen ohne Trauergäste. Glückliche Ereignisse, wichtige Lebensabschnitte und erholsame Urlaube wichen der Frustration, der Angst um Lebenspartner, Verwandte, Arbeitskollegen und auch Sorge um das eigene Hab und Gut sowie die ungewisse finanzielle Zukunft. Ein gefühlt Ewig andauerndes Auf und Ab, was denn nun richtiges Verhalten ist. „Richtiges Verhalten“, um sich selber zu schützen, um andere nicht zu gefährden und natürlich, um rechtlich auf der sicheren Seite zu stehen. Wenig hilfreich dabei die täglich wechselnden Verordnungen und Gesetzesentwürfe, oftmals auch von Gerichten gekippt. Ampeln entstehen und verschwinden, Testzentren öffnen und schließen und Impfstoffe kommen und gehen. So mancher wundert sich über seinen aufgehobenen Impfstatus, der jedoch digital noch vorhanden ist. So ist die Suche nach der richtigen Vorgehensweise und der einzigen Wahrheit das tägliche Ziel. Durch die weltweite Vernetzung wissen wir im Minutentakt alles – und gleichzeitig nichts. 730 Tage, in denen sich Arbeitslose wie hochdotierte Virologen anhören und manche Virologen wie sitzengebliebene Sonderschüler. Das Schlimmste sind sicherlich die Verstorbenen, doch nicht weniger Beängstigend ist der Vertrauensverlust. Wem oder was kann ich sorgenfrei entgegentreten, etwas mitteilen oder glauben? Eltern distanzieren sich von ihren Kindern, weil sie eine Impfung verweigern, Omas und Opas verbarrikadieren sich in ihren Wohnungen, um nicht ihre Enkel anzustecken, Arbeitgeber schicken ihre Mitarbeiter nach Hause, um einen Infektionshotspot zu vermeiden. Und dazu wieder der Schleuderkurs der Regierung, Länder und Gemeinden. Während Bayern den härtesten Kurs der Republik einschlägt, explodieren die Zahlen genau in diesem Bundesland. Dafür feiern Thüringen und Baden-Württemberg bereits mit niedrigeren Zahlen und mehr Freiheiten. Was ist richtig? Was ist Falsch? Jedes facebook-Posting, jedes youtube-Video, jedes Insta-Bild muss wohl überlegt sein, die Fronten verhärtet. Viel zu schnell fällt der Content aus dem Kontext und sorgt im Netz für Verwirrung, Missachtung und Hass. Ein regelrechter Hexenkessel, sowohl digital als auch analog. Täglich geführt unter Partnern, im eigenen Haushalt, aber auch auf dem Arbeitsplatz und der Straße. Ein Teil verfällt dem Aktionismus, der andere sieht dem Geschehen untätig zu. Was ist Falsch? Was ist richtig? Großmäulig versprochener Staatshilfen für Selbständige folgt oftmals kein Geldsegen, sondern ein Strafbefehl wegen Betruges. Oft gerechtfertigt, aber nicht selten auch ohne jegliche Grundlage. Dafür mehren sich die Korruptionsfälle, was den Unmut der Bevölkerung weiter befeuert. 17520 Stunden liegen hinter uns, mit Höhen und Tiefen, sowohl bei den Inzidenzzahlen, als auch bei den Gefühlen. Schlimm, dass viele Partner, Verwandte oder Freunde verloren haben, sowohl durch den Virus, als auch durch zwischenmenschliche Diskrepanz. Schlimmer jedoch die damit verbundene Isolation, Entfremdung oder komplette Selbstaufgabe. So schreiten wir vorsichtig ins dritte Jahr, Pessimisten und Optimisten, Hand in Hand, mit der Zuversicht, dass im Herbst wieder alles von vorne beginnt bzw. die Pandemie vorbei ist. Was ist richtig? Was ist Falsch? Hier hat jeder seine eigene Antwort und die mag weder das eine noch das andere sein. Egal welche Antwort jeder für sich hat, wir sollten unsere Gedanken wohlbesonnen vortragen. Finde ich und hoffe, dass ich damit richtig liege. Aber, was weiß ich schon, was richtig oder falsch ist.
Daniel Melegi