Empfang zum 60. Geburtstag von Bürgermeisterin Kleine
„Ich hätte mir das genauso im Sitzungsaal des Rathauses vorstellen können,“ meinte Bürgermeisterin Petra Kleine angesichts „ihres“ Geburtstagsempfangs im Anatomiegarten. Es habe schon ein wenig Überredungskunst gebraucht, um ihr diese Veranstaltung schmackhaft zu machen – das bestätigte im Übrigen auch der Leiter des Hauptamts, Michael Stumpf. Ausrichter des Empfangs war die Stadt. Andererseits: der herrliche Garten, kleine, aber feine Bio-Häppchen, Musik von „Jazz Please!“ und eine überschaubare Anzahl an Gästen (nicht mal 50) – das war eine lockere, unaufgeregte Form des Feierns, die dem Anlass wohl gerecht wurde.
Erster offizieller Gratulant war Oberbürgermeister Christian Scharpf, der die politische Laufbahn der Grünen Politikerin kurz Revue passieren ließ. Mit 23 Jahren war sie als erste Grüne in einen tief schwarzen Ingolstädter Stadtrat gewählt worden. „Damals hätte wohl keiner darauf gewettet, dass eine Bürgermeisterin daraus würde!“ Die Pionierin der Partei, die nur wenige Jahre vor der Wahl Kleines in den Stadtrat gegründet worden war, bekleidete dazu seit 1990 für 20 Jahre (mit Unterbrechung) das Amt der Fraktionsvorsitzenden. Im jüngsten Wahlkampf habe sie sich das „gute Klima“ für Ingolstadt auf die Fahnen geschrieben und dieser Slogan präge – auch hinsichtlich eines guten sozialen Klimas – laut OB Scharpf die Arbeit von Petra Kleine. Passend zum Sternzeichen Löwe (wie der OB) könnte sie beim Einsatz für soziale Belange schon mal „zur brüllenden Löwin“ werden. Scharpf lobte Kleines Einsatz für Umweltthemen und ihr Engagement für die Kultur („mit Hang zur Subkultur“). „Du hast die Fähigkeit, auch schwierige Zeitgenossen zu verbinden,“ meinte das Stadtoberhaupt. Es gelänge ihr neue Entwicklungen anzustoßen und andere zu begeistern. Er bezeichnete sie als leidenschaftlich und inspirierend. Außerdem wäre ihr – entsprechend ihrem Vorbild Peter Schnell – die überparteiliche Zusammenarbeit stets ein Anliegen. „Mit 60 startet sie noch einmal richtig durch! Ich freue mich auf die kommenden Jahre der Zusammenarbeit!“
Kulturreferent Gabriel Engert bemerkte, dass so ein 60. Geburtstag nicht weh tue (der OB könne da angesichts seines Alters nicht mitreden), überreichte der Kunstkennerin ein Konkretes Kunstwerk von Hans Jörg Glattfelder und gratulierte mit den Worten: „Ich wünsche Dir, uns und der Stadt, dass Du Dein Engagement beibehältst!“
Warum Petra Kleine während der Rede von Christian Scharpf immer wieder auf ihr Smartphone blickte, stellte sich nun heraus: Es war wohl der letzte Versuch, ihr Redemanuskript, dass sie noch am Nachmittag ausgearbeitet hatte, zumindest digital in Händen zu halten. Aber es half nichts: Die Rede lag zu Hause, die Ansprache musste vor Ort gehalten werden – und das tat die Politikerin dann auch mit Humor (wer braucht schon ein Skript!). Eigentlich wollte sie kein Zitat eines „alten weißen Mannes“ anbringen, aber der Ausspruch von Martin Buber „Alter sei ein herrlich Ding, wenn man nicht verlernt hat, was anfangen heißt.“ passe einfach sehr gut. Die ersten 100 Tage im dieses Neuanfang, also neuen Amt, sind Petra Kleine wie eine Jagdzeit vorgekommen. Mit den zweiten hundert Tagen beginne nun die eigentliche Arbeit. Sie dankte treuen Weggefährten wie Gerda Büttner („Danke für die Frauensolidarität“) und Claus-Michael Hüssen und Angelika Wegener-Hüssen. Ein „Tröster“ in der Jagdzeit sei ihr Ludwig Hauser gewesen. Den habe sie auf dem Wochenmarkt gefragt: „Warum liege ich den Menschen anscheinend im Magen?“ „Vielleicht sind wir einfach unverdaulich,“ habe er geantwortet. Und so sähe sie sich jetzt als eine Art Flux Kompensator (der aus dem Zurück in die Zukunft Film), der aus Unverdaulichem neue Energie mache. Ein weiterer Dank galt der Familie, die gerade im letzten halben Jahr auch mal auf sie einwirken musste und sie vor allzu schnellen, womöglich unüberlegten Reaktionen in den sozialen Medien bewahrte.
Den Grünen Fraktionsvorsitzenden Christian Höbusch nannte sie „mein grünes Herz“ und bei Christian Scharpf, zu dem sie nur selten Christian, aber oft OB sagt, bedankte sich sich mit den Worten: „Bürgermeisterin ist der schönste Beruf der Welt mit einem OB, der einem so viel Vertrauen und Raum gibt.“ Sie lobte die Zusammenarbeit mit der Verwaltung, der zweiten Bürgermeisterin Dorothea Deneke-Stoll und Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle („großartiges Carsharing“). Sie meinte mit Blick auf die JU-Stadträte: „Ihr seid eine Bereicherung“ und bescheinigte den Linken-Stadträten, dass diese sie immer ganz genau beobachten würden. Und sogar die Absagen zu diesem Empfang hätten sie gefreut – aber nicht, was Sie jetzt vielleicht denken. Denn nicht die Tatsache, dass zwei eingeladene CSU-Politiker nicht kommen konnten, war der Grund zur Freude, sondern „die Absage von Albert Wittmann war voller Respekt und Herzlichkeit und auch Hermann Regensburger fand positive Worte.“ Zum Abschluss versprach Petra Kleine, ab dem nächsten Tag nur noch über das zu reden, „was wir als Stadt auf den Weg bringen. Ich hoffe, ich habe Sie alle an meiner Seite.“ Die Zeiten der „Jagd“ haben im Anatomiegarten nun wohl ein Ende gefunden.