Seehofer, Beckstein, Herrmann – alle gratulierten Hermann Regensburger
Wenn der Bundesinnenminister erklärt: „Ihr lasst mich doch auch ohne Krawatte rein“ und der bayerische Innenminister seine Krawatte umgehend einem Security-Mitarbeiter in die Hand drückt, dann darf man getrost von einer lockeren Atmosphäre sprechen. Und die herrschte an diesem herrlichen Sommerabend (die angedrohten Gewitter hatten sich verzogen) im Turm Triva im Ingolstädter Klenzepark. Die Heimat des bayerischen Polizeimuseums beheimatet zum ersten mal einen städtischen Empfang. Und der Ort war passend gewählt, galt es doch den ehemaligen bayerischen Innenstaatssekretär und Ingolstädter Ehrenbürger Hermann Regensburger zu feiern, der maßgeblich an der Einrichtung des Museums in dem historischen Festungsbau beteiligt war. Sein 80. Geburtstag war der Anlass für eine Feier mit geladenen (und Corona bedingt zahlenmäßig eingeschränkten) Gästen aus dem Familienkreis und der Politik.
Standesgemäß kam der Jubilar mit dem Polizeiauto (Baujahr 1957) angefahren, das von Polizei Pressesprecher Hans-Peter Kammerer gesteuert wurde – mit Alfred Grob (Landtagsabgeordneter und leitender Kriminalbeamter) als Beifahrer.
Eine illustre Runde hatte sich zu diesem Anlass ergeben – und so saßen an einem Tisch: Innenminister Horst Seehofer, Alt-OB Peter Schnell, der ehemalige bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein, Bayerns Innenminister Joachim Herrmann, „Geburtstagskind“ Hermann Regensburger mit Gattin Elfriede und Oberbürgermeister Christian Scharpf mit Ehefrau Stefanie Geith. An weiteren Tischen waren u.a. Reinhard Brandl, Alfred Grob, Petra Kleine, Dorothea Deneke-Stoll, sowie etliche Referenten und Stadträte und die Familie Regensburgers platziert.
„Umzingelt“ von CSU Politikern meinte Christian Scharpf bei seiner Begrüßung: „Ich fühle mich sauwohl!“ Und er ergänzte: „Ein gewisser roter Stachel im schwarzen Fleisch ist es doch.“
Zu Hermann Regensburger falle ihm „80 Jahre und kein bisschen leise“ ein. Er ließ die politische Karriere Regensburgers Revue passieren: „Bei der Fronleichnams-Prozession 1966 überredete ihn der spätere Ingolstädter Oberbürgermeister Peter Schnell zum CSU-Beitritt. Seine politische Karriere begann Regensburger gleich als Schriftführer – er war nämlich der Einzige, der eine Schreibmaschine hatte.“ 1972 wurde er in den Ingolstädter Stadtrat gewählt, 1974 bis 2003 war Landtagsabgeordneter und 1993 wurde er zum Innenstaatsekretär berufen. Von 1974 bis 1993 war Hermann Regensburger Vorsitzender der CSU-Fraktion im Ingolstädter Stadtrat: „Wie mir berichtet wurde sind seine Wortduelle mit dem damaligen SPD-Fraktionsvorsitzenden Franz Götz noch heute legendär.“ Scharpf würdigte dabei auch den Einsatz Regensburgers für seine Heimatstadt Ingolstadt bei der Einrichtung des Landgerichts, von WFI und THI, dem Ausbau des Klinikums und der Aufwertung der Polizeidirektion Ingolstadt zum Polizeipräsidium Oberbayern Nord. Und das bereits erwähnte Polizeimuseum durfte natürlich auch nicht fehlen. Mit dem Eintritt in den Ruhestand 2008 sei es aber nicht ruhig um Hermann Regensburger geworden. So habe er eine „Karriere“ als Gstanzlsänger gemacht und ergab mit Manfred Schuhmann (SPD) eine große Koalition des Derbleckens. Er ist in mehreren Stammtischen regelmäßig anzutreffen und auch in den sozialen Medien aktiv und hat dort eine Facebook Gruppe „Ingolstadt gefällt mir“ gegründet: „Er setzt sich gerne auseinander, ist ein Mann des offenen Worts und kein leichter Diskussionsgegner. Von einem politischen Gegner wurde er einmal als die Speerspitze der Ingolstädter CSU auf Facebook bezeichnet. Aber er nimmt sein Gegenüber stets ernst und er ist nicht verletzend,“ so Scharpf. Er gratulierte dem Ehrenbürger im Namen der Stadt: „Er hat vieles auf den Weg gebracht, vieles vorangetrieben. Damit hat er wesentlich zur Entwicklung und zum Wohlstand unserer Stadt beigetragen.“
Für Horst Seehofer war der Empfang in mehrerlei Hinsicht etwas besonderes. Es sei sein erster Termin mit dem neuen Oberbürgermeister Ingolstadts (bei der ersten Begrüßung fragte der den neuen OB scherzhaft, ob es denn noch Spaß mache), den er für seine Worte zum Thema Polizei lobte (eigener Bericht folgt). Seehofer meinte, er verstünde jetzt immer mehr, warum 60 % seiner Heimatstadt Gerolfing ihn gewählt hätten. Zum Turm Triva habe er eine besondere Beziehung, weil hier das „Jagdrevier der Jugend“ gewesen sei. Und Hermann Regensburger kenne er nun schon seit 55 Jahren. Er bezeichnete den Jubilar als unheimlich sympathischen Menschen, auf den man sich verlassen könne: „Er ist ein Mensch mit Handschlagqualität!“ Er sei nie ein Schwafler gewesen und habe stets als „rettender Anker“ den zentralen Punkt einer Diskussion wieder in den Mittelpunkt gestellt. „Du hast immer die Funktion eines Dieners übernommen und warst nie dem Versuch erlegen, eine Herrschaft auszuüben.“ Hermann Regensburger gehöre für ihn zur Gruppe MuZ, also Mut und Zuversicht, der stets eine Meinung vertrat und Haltung bewahrte. „Das meiste, was Du angepackt hast, hast Du auch gelöst!“ Und mit Blick auf Elfriede Regensburger meinte er: „Die Hälfte von dem, was wir dem Hermann zuschreiben, ist Dir zuzuschreiben.“ Einen Schwachpunkt habe er aber doch ausgemacht: Der Ingolstädter Ehrenbürger verfüge über eine eklatante Schwäche beim Schafkopf. „Das war für alle anderen eine sichere Ernte,“ meinte der Bundesinnenminister, der sich wieder einmal eine gemeinsame Schafkopfrunde wünschte.
Joachim Herrmann schloss sich den Worten seines Vorredners an: „Alles, was der Bundesinnenminister gesagt hat, ist völlig richtig. Das bestätigt die Staatsregierung.“ Für ihn sei es die erste Feier seit Corona und er scherzte, man habe eine Lockerung nach der anderen beschlossen, um diese Feier möglich zu machen. Er habe damals Hermann Regensburger und Günther Beckstein als das Dreamteam im Innenministerium („Ihr wart zwei wichtige Säulen im Kabinett Stoiber“) erlebt und würdigte Regensburgers Einsatz für die bayerische Polizei.
Günther Beckstein meinte zunächst mit Blick auf das bevor stehende Relegations-Rückspiel des FC Ingolstadt 04 gegen den 1. FC Nürnberg, dass er froh sein, darauf bislang nicht angesprochen worden zu sein. Außerdem heiße es ja „der Club is a Depp“ und so werde man wieder zittern. Dann knöpfte er sich u.a. seinen Vorredner Horst Seehofer vor. Dessen Reden wären gefürchtet, weil niemand weiß, war er sagt. Auch er selber nicht. „Ich bin in einem Alter, wo einen nichts mehr fürchtet,“ erklärte er. Er beschrieb seine Zugsamenarbeit mit Hermann Regensburger, lobte dessen Sachkunde und das Einstehen für eine eigene Meinung. „Selbst im Kabinett Stoiber konnte man manchmal Widerspruch äußern. Und wenn der eine von uns etwas gesagt hat, hat es der andere automatisch bekräftigt. Wir haben wunderbar zusammen gearbeitet.“ Bei einem Besuch im Regensburgerschen Domizil in Umbrien habe er das Stachelschwein als Metapher für die Politik entdeckt: Wenn es angegriffen wird, dann schießt es Pfeile ab, die aber nicht ernsthaft verletzen. Einen Pfeil auf Markus Söder genehmigte sich der ehemaligen Ministerpräsident dazu: Er habe mit ihm darüber gesprochen, weitere Lockerungen zu erlauben, wenn die Zahlen runter gehen. Söder habe ihm dann von Infektionszahlen und R-Werten erzählt. „Nein, ich meine deine Umfragewerte!“ erklärte Beckstein und sorgte damit für einen weiteren Lacher an diesem höchst entspannten Abend. Zuletzt sagte er Dankeschön für zehn wunderbare Jahre und wünschte seinen Mitstreiter bis zum 106 Lebensjahr volle geistige Kraft – auch noch für ein paar Gstanzl.
Schließlich ergriff Hermann Regensburger zum Abschluss des offiziellen Teiles (der von Musik des Quartetts des Georgischen Kammerorchesters und einem Menü aufgelockert wurde) selbst das Wort, bedankte sich für das viele Lob, das er bekommen hat und erläuterte welche Vorteil es habe, Ehrenbürger der Stadt zu sein. Man bekomme auf seinem Grab zu Allerheiligen eine schönen Kranz der Stadt: „Ich hoffe, dass diese Ausgabe der Stadt noch lange erspart bliebt.“ Außerdem könne er jetzt zu Veranstaltungen gehen, müsse aber nicht. Dass früher alles besser war, stimme durchaus, wenn man das Wahlergebnis der Ingolstädter CSU betrachte. „Mir geht’s ausgezeichnet!“ meinte der 80-Jährige. Es sei ihm eine große Freude, die drei Herren Seehofer, Herrmann und Beckstein zu diesem Anlass und 17 Jahre nach seiner Pensionierung begrüßen zu dürfen – und das im Polizeimuseum („sehr zur „Freude“ von Petra Kleine, Manfred Schuhmann und anderen“). Mit einem Dank an alle Organisatoren, das Catering, die Helfer und Co. endete der offizielle Teil und man ging zum lockeren Tischgespräch über.