Von Audi bis Kaufhof – Gewerkschaftler trafen sich mit OB Christian Scharpf
In schwierigen Zeiten hat Oberbürgermeister Christian Scharpf 30 Vertreterinnen und Vertreter der Ingolstädter Gewerkschaften zum ersten Gewerkschaftstreffen in den Großen Sitzungssaal eingeladen: „Audi, Media-Saturn, Kaufhof, die Rückführung der Servicegesellschaft in das Klinikum, dazu Corona – es gibt viele Themen, über die wir reden müssen.“ Bernhard Stiedl, erster Bevollmächtigter der IG Metall in Ingolstadt und Vorsitzender des DGB-Stadtverbands, sprach von einem „gewaltigen Wandel, der massive Investitionen bräuchte, Geld, das jetzt investiert wird, um Insolvenzen zu verhindern.“
Unter der Moderation von Christian de Lapuente, SPD-Stadtrat und DGB-Organisationssekretär, schilderten die Vertreterinnen und Vertreter von Verdi, IG Metall, IG BCE, IG Bau, NGG, GEW, EVG, GdP und DGB die aktuellen Probleme. Sie reichten von der Ungleichbehandlung mit verschiedenen Tarifen in Unternehmen über die drohende Zunahme prekärer Arbeitsverhältnisse im Baubereich bis hin zu Schulbauten, die „mit zu großen Klassen und zentralen WC-Anlagen die Ausbreitung von Corona noch beschleunigen“ (Gabi Gabler, GEW).
Arina Wolf (Verdi) befürchtet harte Auseinandersetzungen im Gesund-heitsbereich, einem Bereich, der gerade wegen Corona besonders gefordert sei. Dr. Scharpf sieht es genauso: „Gesundheit kann nicht nur marktwirtschaftlich betrachtet werden“. Zwar seien die Möglichkeiten eines Oberbürgermeisters beschränkt, aber es sei wichtig, das Problem immer wieder öffentlich zu benennen. Bernhard Stiedl sagte es so: „Ziel eines Klinikums müssen gesunde Menschen sein, nicht Gewinne.“
Peter Mosch, Gesamtbetriebsratsvorsitzender von Audi, berichtete, die Auslastung der deutschen Werke Ingolstadt und Neckarsulm liege derzeit bei 50 Prozent, hier habe das Instrument der Kurzarbeit sehr geholfen. Fraglich sei, wie es bei der derzeitigen Kaufzurückhaltung weitergehe: „Wir brauchen Konsum, der uns kurzfristig hilft.“ Wegen der engen gesetzlichen Leitplanken müsse die Automobilindustrie die Elektromobilität zügig auf den Weg bringen. „Gleichzeitig ist der Verbrennungsmotor inzwischen sehr sauber. Wir brauchen mehr politische Unterstützung!“ Dies unterstreicht auch Dr. Scharpf: „Ich sehe die Vorteile der Elektromobilität nicht, auch wenn sich diese Autos sehr gut fahren lassen. Hier ist noch viel zu tun.“
Thomas Pretzel, Betriebsratsvorsitzender von Airbus in Manching, ist ohne Kurzarbeit durch die Krise gekommen. Er sieht, bei allen Problemen des europäischen Konzerns, den Einstieg in das autonome Fliegen und den Entwicklungsstandort in Manching als große Chance: „Wir brauchen einen Technologiepark, in dem auch Start-ups sitzen, mit der richtigen Infrastruktur.“
Der Oberbürgermeister sah dieses erste Treffen als Auftakt eines ständigen Dialogs.
Foto: Stadt Ingolstadt