Als den Ingolstädtern ein Licht aufging
Am Sonntag öffnet die Brunnquell-Ausstellung im Museum für Konkrete Kunst. Die Firma Brunnquell verkörpert eine deutsche Erfolgsgeschichte des Industriedesigns der 1960er und 1970er Jahre. Insbesondere ist sie mit einer der wenigen Frauen des Produktdesigns verbunden: Traudl Brunnquell (1919-2010), die mit Designgrößen wie Wilhelm Wagenfeld zusammengearbeitet hat. Im Zentrum der Ausstellung steht das Lampendesign der Firma, das bedeutende Einflüsse auf die Gestaltung von Wohnwelten in Nachkriegsdeutschland genommen hat. Die Ausstellung arbeitet erstmalig die Erfolgsgeschichte des Unternehmens auf. Die Ausstellung wird ausgerichtet von der Stiftung für Konkrete Kunst und Design und findet im Kontext des Bauhaus-Jubiläums statt.
Brunnquell – eine deutsch-deutsche Firmen- und Familiengeschichte
In der wechselvollen Firmen- und Familiengeschichte zeigen sich die Auswirkungen der politischen Verhältnisse des 20. Jahrhunderts, wie sie viele mittelständische Betriebe erlebt haben: Ein Unternehmen verlor in der sowjetischen Besatzungszone alles und baute sich eine neue Existenz in Bayern auf. Das Leuchtendesign von Brunnquell verkörpert idealtypisch eine neue Ära, in der sich künstlerische Ideen mit einem fortschrittlichen Zeitgeist verbanden. Designgrößen wie Wilhelm Wagenfeld, dem Schöpfer der berühmten „Bauhaus-Lampe“, und Erich Slany lieferten Entwürfe für Brunnquell-Leuchten, die auf internationalen Messen erfolgreich wurden. Vor allem aber ist die Firma mit einer der wenigen Frauen des Produktdesigns verbunden: Traudl Brunnquell. Die in Vergessenheit geratene Designerin wäre 2019 100 Jahre alt geworden – ein Anlass, sich mit ihrem Werk auseinanderzusetzen.
Traudl Brunnquell (* 29.08.1919, † 16.03.2010) kam schon in früher Kindheit mit der Kunst in Berührung, entstammte sie doch der Künstlerfamilie Adam in München. Sie hat oft neue Techniken ausprobiert und so ihr Œuvre von Kupferdrucken, über Aquarell- und Öl- bis hin zu Acrylmalereien erweitert. Besonders ihr Schaffen im Bereich des Lampen-Designs ist unverwechselbar. Ein Großteil der Arbeiten, die sich heute im Besitz des Museums sowie insbesondere der Stiftung für Konkrete Kunst und Design befinden, gehört diesem Genre an. Viele der Modelle ihrer Lampen und Leuchten wurden über die Jahre ausgezeichnet; 1977 erhielt sie auf der Messe in Hannover für zwei ihrer Lampen den Preis für „Die gute Industrieform 1977“. 2017 wurde Traudl Brunnquell als 17. Stiftungskünstlerin in die Stiftung für Konkrete Kunst und Design Ingolstadt aufgenommen.
In der Ausstellung werden rund 100 Leuchten aus dem Hause Brunnquell gezeigt und ikonischen Lampendesigns der Zeit gegenübergestellt. Daran sieht der Besucher, dass die Firma Brunnquell nicht nur Avantgardeprodukte fertigte, sondern es verstand, mit vielseitigen Materialien und modularer Kombinationsmöglichkeit den typischen Zeitgeschmack zu bedienen. Die Sonderausstellung „Brunnquell. Lampendesign aus Ingolstadt“ im Museum für Konkrete Kunst ist bis Sonntag, 19. April 2020, zu sehen. Mehr: www.mkk-ingolstadt.de
Fotos:
© 2019 Stiftung für Konkrete Kunst und Design, Foto: Hubert P. Klotzeck
© 2019 Stiftung für Konkrete Kunst und Design, Foto: Archiv Stiftung für Konkrete Kunst und Design