Kavalier Dalwigk als Musterprojekt
Das Digitale Gründerzentrum Ingolstadt wird mit einer neuen digitalen Arbeitsmethode geplant und gebaut
In der klassischen Bauplanung entwickelt der Architekt einen Entwurf, zeichnet ihn auf und legt ihn den Fachingenieuren, Brandschutzgutachtern, Behörden und anderen Beteiligten vor. Die Kosten werden mit einer Mengenermittlung auf Basis der Zeichnungen kalkuliert. Kommt es zu einer Änderung in der Planung, müssen die Zeichnungen neu angefertigt werden, gehen erneut an die Beteiligten und müssen dann nochmal mit den Fachplanungen abgeglichen werden. Der Koordinierungs- und Arbeitsaufwand, der hierbei entsteht, ist enorm.
Hier setzt die digitale Arbeitsmethode BIM (Building Information Modeling oder auf Deutsch: Bauwerksdatenmodellierung) an. Mit ihr können alle relevanten Bauwerksdaten digital modelliert, kombiniert, erfasst und als virtuelles Modell geometrisch visualisiert werden. Das Modell ist nicht nur 3D. Es ist außerdem verknüpft mit Bauteilen, Kosten und Bauzeiten. Nimmt beim BIM der Architekt oder einer der Fachplaner Änderungen an der Projektdatei vor, sind diese aufgrund der gemeinsamen Datenbasis sofort für alle im Modell ersichtlich und Massen- und Stückzahlen werden automatisch angeglichen.
Das Kavalier Dalwigk und damit auch das brigk (Digitales Gründerzentrum), das auf dem Gelände entsteht, bilden in Ingolstadt das Musterprojekt für digitale Planung und Bau. So ist das Kavalier Dalwigk, das bereits eine Transformation von militärischer zu industrieller Nutzung hinter sich hat, ein wichtiger Baustein für die Brücke ins digitale Zeitalter.
Die digitale Planung der Gebäude bezieht sich nicht nur auf Länge x Breite x Höhe, sondern geht wesentlich mehr ins Detail. „Das komplette Gebäude kann digital vorausgeplant werden. Mitsamt seinem kompletten Innenleben, seien es Leitungen, Rohre, Aggregate, Heizkörper oder Materialien. Das hat den Vorteil, dass man bereits im Planungszustand sieht, wo Probleme auftreten könnten. So können Überraschungen im Bauablauf weitestgehend vermieden werden“, erklärt Nicolai Fall, INKoBau-Geschäftsführer.
Ein konkretes Beispiel: Wurden Leitungen durch die Wand geplant, aber keine Aussparung dafür vorgesehen, kann dies nun bereits vor Baubeginn erkannt und geregelt werden. „Deshalb finden regelmäßig Besprechungen mit allen Beteiligten und Planern statt“, so Stefan Mayer, Architekt und Technischer Leiter bei der INKoBau.
„Wir haben genau festgelegt, was wir mit dem digitalen Modell erreichen wollen: kollisionsfreie Planung. Im Nachhinein soll das Modell dann für das Facility Management genutzt werden können“, meint Oberbürgermeister Christian Lösel. „Die Schnittstelle ist der Stadtrat, dem können mit dieser Arbeitsmethode genaue Begründungen für Kostensteigerungen und Ähnliches vorgelegt werden. Wir haben aus den Erfahrungen in letzter Zeit gelernt“, ergänzt er.
Bereits seit Anfang 2018 wird das Kavalier Dalwigk mit BIM digital geplant. Ab Mai 2019 soll mit dem Aushub von rund 10.000 Kubikmetern begonnen werden, um das Areal auf Schloßländen-Niveau zu bringen. „Danach wollen wir mit den nächsten Bauschritten möglichst durchziehen“, erklärt Fall. Außerdem soll auf der östlichen Seite das Glacis zum ersten Mal seit Jahrhunderten wieder geschlossen werden „um eine östliche Begrenzung für die Bebauung zu schaffen“, so Lösel. Auch Glacis und Gießereigelände müssen elegant auf ein Niveau gebracht werden, damit der Bürger auch etwas vom neu entstandenen Grün hat und die Natur inmitten der Stadt genießen kann.