Mehr Frauen in die Politik!
Die Ingolstädter Frauen Union hatte zum Frühstücksdialog anlässlich des Internationalen Frauentags mit Maria von Welser (ML Mona Lisa) und der Kunsthistorikerin Prof. Dr. Kerstin Merkel geladen.
V.l.: Marianne Achhammer, Dr. Dorothea Deneke-Stoll, Prof. Dr. Kerstin Merkel, Maria von Welser und Tanja Stumpf
Was wollt ihr Frauen eigentlich noch? Mit dieser Frage begrüßte Tanja Stumpf, Kreisvorsitzende der Ingolstädter Frauen Union, die Zuhörerinnen (plus 4 männliche Veranstaltungsteilnehmer) im Veranstaltungssaal der Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte in Ingolstadt. Und sie beantwortete die Frage, die frau heutzutage gerade anlässlich des Internationalen Frauentags zu hören bekomme, gleich selbst: Da wäre noch so einiges zu wollen, so lange es ein „Gender Pay Gap“ gäbe und Frauen auf Führungsebenen und in der Politik unterrepräsentiert seien. Aus dem Internationalen Frauentag gleich einen Feiertag wie in Berlin zu machen, lehnt sie allerdings ab: „Wir haben mehr davon, wenn die Einkommensungleichheiten beseitigt werden,“ erklärte Tanja Stumpf, die auch betonte: „Die CSU hat kein antiquiertes Frauenbild.“ Als Volkspartei wolle man möglichst alle mitnehmen.
Für die Grußworte waren anschließend drei Herren zuständig, nämlich Hausherr Wolfgang Gebhard (Vorstand Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte), der Landtagsabgeordnete Alfred Grob (es war sein erstes Mal beim Frühstücksdialog der Frauen Union in Ingolstadt) und Oberbürgermeister Christian Lösel.
Kern der Veranstaltung war – wie in den vergangenen Jahren – das Gespräch von „Frau zu Frau“. CSU Stadträtin Dorothea Deneke-Stoll begrüßte als Moderatorin der Gesprächsrunde die Journalistin und Publizistin Maria von Welser, die als langjährige Moderatorin des ZDF-Magazins ML Mona Lisa einer breiten Öffentlichkeit bekannt ist, und Kunsthistorikerin Prof. Dr. Kerstin Merkel, die derzeit als Honorarprofessorin an der KU Eichstätt-Ingolstadt lehrt. Und beide Frauen waren sich einig, dass es die Mütter sind, die das vorleben, was ihre Töchter als dann als selbstverständlich erfahren, etwa wenn es um die berufliche Zukunft geht.
„Ich möchte lieber Menschen ausfragen, als selbst befragt zu werden,“ gestand Maria von Welser, als sie nach ihrer Berufswahl gefragt wurde. Trotzdem wurde Journalistin, die u.a. beim Münchner Merkur, der Abendzeitung und dem BR tätig war, natürlich an diesem Samstag Vormittag mit vielen Fragen konfrontiert – auch zu ihrer Sendung ML Mona Lisa:
Ein Thema war die Vereinbarkeit von Job und Familie: „Ich war beim ersten Kind fünf Monate und beim zweiten acht Monate zu Hause,“ erzählte von Welser. 14 Jahre musste sich als alleinerziehende Mutter „durchschlagen“: „Ich konnte mir die Kinderbetreuung nicht leisten, aber ich konnte einen netten Banker überzeugen, mir einen Kredit zu geben und meine Kinder in die Ganztagsschule geben.“ Ganz anders dagegen Kerstin Merkel, die nach der Geburt ihres Kindes drei Jahre zu Hause blieb: „Ich wollte nach einem Jahr wieder arbeiten, habe das aber nicht geschafft, weil ich so an dem Kind hing. Ich bin dankbar, dass die CSU auch das etwas konservativere Frauenbild fördert.“ Man frage sich nämlich manchmal, ob das noch Kindeswohl sei, was heute gefördert wird, meinte sie.
Hier trafen also zwei Frauen mit durchaus unterschiedlichen Lebenswegen aufeinander – und unterschiedlichen Positionen, etwa beim Ehegattensplitting, das Maria von Welser kritisierte, während Kerstin Merkel es als sehr fair empfand. Es war ein Gedankenaustausch im besten Sinne, bei dem verschiedene Sichtweisen aufgezeigt wurden – z.B. beim Thema Bildung: „Was an den Hochschulen momentan vermittelt wird, ist eher Wissenschaft als Bildung. Bildung bedeutet für mich, Zusammenhänge zu erkennen.“ Man brauche Wissen, um argumentieren zu können, so Kerstin Merkel, die auch betonte, dass Bildung nicht ausschließlich eine staatliche Angelegenheit sei, sondern eine Sache der Eigenverantwortung. Als langjährige Auslandskorrespondentin und Berichterstatterin aus Krisengebieten (sie berichtete u.a. aus kroatischen Flüchtlingslagern über Massenvergewaltigungen) erklärte Maria von Welser, dass in bestimmten Gegenden der Welt den Frauen der Zugang zur Bildung gar nicht ermöglicht werde. Als Journalistin sei es immer ihre Aufgabe gewesen, den Frauen eine Stimme zu geben.
Und so wurden noch viele Themen angesprochen – vom Netzwerken über den Glauben (Maria von Welser ist zum Katholizismus konvertiert) und das älter werden bis hin zu Europa (Merkel: „Ich finde die EU Rechtsvorschriften und den europäischen Gerichtshof für uns Frauen wichtig“). Außerdem ging es um Frauen, die Vorbild sein können:
Beide forderten mehr Frauen in Führungspositionen und mehr Politikerinnen in den Parlamenten – auch im Sinne einer besseren Politik: „Die Nichtbeteiligung von Frauen an großen politischen Themen ist ein Desaster für diese Welt!“ erklärte Maria von Welser.
Schließlich ging es auch um das Mode, die von Kunsthistorikerin Prof. Dr. Merkel auf akademischer Ebene erforscht wird: „Frauen haben zunächst die Männer imitiert und haben Anzüge getragen. Es war dann ein genialer Schachzug der Kanzlerin, farbige Sakkos zu tragen.“ Angela Merkel (nicht verwandt mit Kerstin Merkel) sei so auf all den Gruppenfotos mit den Herren in den immer selben grauen Anzügen (jetzt fühlten sich die Herren Grob, Lösel und Gebhard durchaus angesprochen) heraus gestochen. „Die nächste Politikerinnen-Generation trägt übrigens Kleider,“ so die Wissenschaftlerin. Maria von Welser, deren Mutter Modejournalistin war, wurde das Thema Mode schon als Kind „vermiest“. Aber sie erntete den größten Applaus und die meisten Lacher mit ihrer Theorie: „Frauen müssen schön sein, weil Männer besser schauen können als denken.“