Abschied von zwei Urgesteinen
Nur zwei Tage nach dem traditionellen Derblecken am Nockherberg in München ging es bei Nordbräu in der Brauereischenke Kastaniengarten hoch her. Auch beim 22. Starkbieranstich in Oberhaunstadt lasen Bruder Barnabas alias Manfred Schuhmann (SPD-Stadtrat) und Gstanzlsänger Hermann Regensburger (Ex-CSU-Stadtrat und Ehrenbürger) den Anwesenden im voll besetzten Saal die Leviten. Beide waren in diesem Jahr nach zwölf Jahren Amtszeit zum letzten Mal in ihrer Funktion zu sehen.
„Wir sind froh ein Stück Tradition zu zelebrieren, die Münchner haben es uns vorgemacht. Ein bisschen Idylle in der unruhigen Zeit“, betonte Eva Wittmann-Ott, Nordbräu-Geschäftsführerin in ihrer Begrüßungsrede. Diese Idylle ließen sich die geladenen Gäste, wie jedes Jahr, nicht nehmen. Unter ihnen: Oberbürgermeister Christian Lösel, die Fraktionsvorsitzenden und deren Stellvertreter Patricia Klein (CSU), Peter Springl (FW), Achim Werner (SPD), Christian Lange (BGI), Karl Ettinger (FDP), Barbara Leininger (Grüne), Landtagsabgeordneter Alfred Grob, Landrat Anton Knapp, diverse Stadträte, Bürgermeister der umliegenden Gemeinden, Vertreter von Audi und der Sparkasse, Vereinsvorstände und ganz neu dabei: der neue Nordbräu-Braumeister Stefan Herz, der erst im März seine Tätigkeit aufgenommen hat und „allerdings aus Franken kommt“, wie Manfred Schuhmann in seiner Rede betonte.
Hier ein paar Impressionen des Abends in der Bildergalerie:
Nachdem OB Christian Lösel das erste Fass Starkbier mit drei Schlägen (plus ein Sicherheitsschlag) angezapft hatte, konnte Manfred Schuhmann alias Bruder Barnabas auch schon mit seiner Fastenpredigt loslegen, deren Themen und Anreden sich in gewohnter Manier über der Gürtellinie bewegten.
Fastenpredigt von Bruder Barnabas
„Ich bin froh, dass Sie alle den schweren Anstieg zum Nockherberg der Region 10 – dem Kastaniengarten – geschafft haben“, schmunzelte er. Und der Anstieg hatte sich gelohnt, denn ganz nebenbei konnten die Besucher – wie von einem Ernährungswissenschaftler („dass der aus Österreich kommt, soll dem Wahrheitsgehalt keinen Abbruch tun“) belegt – auch etwas für ihre Gesundheit tun: Bier macht schlank, kräftigt das Haar und glättet die Haut.
Auch die geplanten Flugtaxis, beziehungsweise die Vorstellung eines Modells, bekamen ihr Fett weg: „Da war beflaggt wie zum Nationalfeiertag, die drücken auf den Buzzer und was passiert? Nix, außer Nebel“. Bereits vor 17 Jahren habe Schuhmann bei BMW den Prototypen eines Autos mit Wasserstoffantrieb vorgestellt bekommen, Flugzeuge waren auch schon in Planung. „Habt ihr sowas schon mal gesehen? Ich bin gespannt, wann es tatsächlich Flugtaxis gibt“, meint er.
„Der Ausgang des Volksbegehrens ‚Rettet die Bienen‘ sollte der CSU zu bedenken geben. Aber eine Unterschrift hilft nichts, wenn man am nächsten Tag sein Kind mit dem SUV direkt vor die Schule oder KiTa fährt, damit es bloß keinen Meter zu weit laufen muss“, betont Schuhmann. Aber bei Erwartungshaltungen wird man ja bekanntlich häufiger enttäuscht:
Während andere Stadtratsmitglieder wohl durch ihren Narzissmus auffielen, fielen ihm beim OB vor allem folgende Begriffe (wenn auch Wortneuschöpfungen) ein: „Löselismus bedeutet für mich Digitalismus, Flugtaxiismus und Napoleonismus“. Bürgermeister Albert Wittmann hingegen, falle vor allem aufgrund seines Humors auf, den nicht jeder verstehen könne. „Als beim Empfang am Klinikum Gaimersheims Bürgermeisterin Andrea Mickel nicht begrüßt worden war, ging er kurzerhand hin, tröstete sie und meinte, man könne das beim nächsten Mal verhindern, indem man Gaimersheim einfach gleich eingemeindet“.
Bruder Barnabas gibt sein Amt ab
„Nach zwölf Jahren haben Hermann Regensburger und ich beschlossen unser Duett aus Predigt und Gstanzl zu beenden“. Er bedankte sich bei Eva Wittmann-Ott für das entgegengebrachte Vertrauen („Sie hat nie vorab eine Info haben wollen, um was es gehen wird“) und beim Publikum für die Aufmerksamkeit. „Es war mir eine Ehre“.
Gstanzl Gsang von Hermann Regensburger
Dann kam das zweite Highlight des Abends: der Gstanzl Gsang von Hermann Regensburger. Und die „Großkopferten“, die laut Regensburger aus Compliance-Gründen kein Freibier annehmen dürften, warteten schon gespannt darauf derbleckt zu werden. Frei nach Regensburgers Motto „Wer net erwähnt werd, is nix wert“.
Für den Fall, dass der FC Ingolstadt 04 in die Dritte Liga absteigen sollte, könnte man auf jeden Fall den Gstanzl-Vorschlag in Betracht ziehen, eine Stierkampf-Arena aus dem Audi-Sportpark zu machen. Regensburger klärte auch auf, warum OB Christian Lösel auf Künstliche Intelligenz setzt: „Die Intelligenz im Stadtrat ist halt begrenzt“.
Zum Abschluss wünschte er sich noch einen besonderen Applaus. Den bekam er natürlich auch. Eva Wittmann-Ott überreichte dem Duo noch jeweils ein Biertragerl plus einen Besuch im Biermuseum Wolnzach und eine Einladung auf Lebenszeit zu den Starkbieranstichen von Nordbräu. „So eine tolle Konstellation werden wir vermutlich nicht wieder kriegen“, bedauerte sie und dankte den beiden für die letzten zwölf Jahre. Was nächstes Jahr kommt bleibt abzuwarten.